Jägerball: Eine Absolute für die ÖVP

Josef Pröll
Josef PröllDie Presse (Clemens Fabry)
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Ein Landwirtschaftsminister in seinem Element, ein jagender Wissenschafts-Staatssekretär. Und ein gar nicht scheuer Josef Pröll.

Er ist der ranghöchste Waidmann an diesem Abend. Und er darf ihn auch offiziell eröffnen, den 94.Jägerball. Land- und Forstwirtschaftsminister Andrä Rupprechter, selbst Jäger, ist in seinem Element. An seiner Seite Ehefrau Christine, während der gemeinsamen Zeit in Brüssel Direktorin der Europäischen Jagd-Föderation. Und selbstredend auch Jägerin. „Die Jagd gehört zur Landestradition“, sagt Rupprechter. Und er stehe dazu. In seiner Familie werde seit 1411 gejagt.

Nebenan spricht Opernball-Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh, begleitet von ihrem Mann, Erste-Bank-Chef Andreas Treichl, in die Mikrofone. Die Jagd ist nicht ihr Thema. „Es gibt eine Sehnsucht der Jungen nach Tracht und Tradition“, erklärt sie die überaus große Anzahl junger Ballbesucher. Ein beliebtes Fotomotiv ist wie jedes Jahr Alfons Mensdorff-Pouilly. Und auch Ex-Finanzminister Josef Pröll, zuletzt ein wenig medienscheu, lässt sich hier bereitwillig ablichten. Immerhin debütiert sein Sohn Alexander.

Die Patronanz über den Ball vom Grünen Kreuz, wie er offiziell heißt, hat heuer Oberösterreich. „Die Jagd ist so alt wie der denkende Mensch“, sagt Landesjägermeister Sepp Brandhuber – an die Adresse der demonstrierenden Tierschützer draußen vor dem Hofburg-Tor. „Früher hat der Mensch das Wild gebraucht, um zu überleben. Heute braucht das Wild den Menschen, um zu überleben.“ Und Oberösterreichs Landeshauptmann, Josef Pühringer (ÖVP), assistiert: „Ich stelle fest: Die größere Demonstration gibt es hier im Saal.“

Demo-Vorgeschmack für Strache

Auch FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist an den Demonstranten vorbei in die Hofburg gelangt. Im Vergleich zu dem, was ihn am Freitag beim Akademikerball erwartet, allerdings ein wenig spektakulärer Protest. Fünf bis sechs Bälle absolviert Strache pro Saison. Der Jägerball ist alljährliches Pflichtprogramm. „Er ist einfach lustiger und lockerer als andere.“ Begleitet wird Strache vom Wiener FPÖ-Klubchef, Johann Gudenus.

Mit Staatssekretär Harald Mahrer, auch er ein Jäger, Ex-Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich, Ex-Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, dem aktuellen Generalsekretär, Gernot Blümel, und etlichen anderen ist die ÖVP von allen Parteien am stärksten am Parkett vertreten. SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer, ein Stammgast, lässt diesmal gesundheitsbedingt aus. Grüne lassen sich nicht blicken. Dafür zwei Neos: ihr Wissenschaftssprecher im Nationalrat, Nikolaus Scherak, und Junos-Chef Douglas Hoyos. Was die Politik mit der Jagd verbindet, weiß Ball-Patron Pühringer: „Beide müssen wissen, welche Böcke sie nicht schießen dürfen.“

Sonst noch gesehen – aus der Welt der Wirtschaft etwa: Raiffeisen-Chef Walter Rothensteiner, Siemens-Boss Wolfgang Hesoun und Hanno Soravia. Franz Klammer. „Krone“-Chef Christoph Dichand. „Profil“-Herausgeber Christian Rainer mit „Zeit im Bild“-Moderatorin Nadja Bernhard. Deren Kollegen Ernst Hausleitner. Gastronomen Mario Plachutta. Schauspieler Peter Weck. Und Ball-Organisator Leo Nagy.

ZUM BALL

Der Jägerball oder Ball vom Grünen Kreuz, wie er eigentlich heißt, fand am Montagabend zum 94.Mal statt. Die Patronanz über den Ball, der sich über mehrere Säle in der Wiener Hofburg erstreckt, hatte heuer Oberösterreich. Der relativ ungezwungene Ball zieht neben Prominenz jedes Jahr auch sehr viele junge Leute an. Tracht ist Pflicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2015)

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