Heimische Designs am Opernball

OPERNBALL 2015: ´COUTURE SALON´
OPERNBALL 2015: ´COUTURE SALON´(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Beim Couture Salon in der Staatsoper wählten Balletttänzerinnen ihre Roben aus. Atil Kutoğlu bereitet sich indes auf die Pariser Modewoche vor.

Wer Dienstagabend mehr Aufmerksamkeit auf sich zog, die neun Staatsopern-Künstlerinnen oder ihre Ballkleider, ist nicht gewiss. Mit Flügel, Bar und Blumenschmuck gab der zweite Couture Salon im Ballettsaal der Wiener Staatsoper jedenfalls schon einen kleinen Vorgeschmack auf Glanz und Gloria des Opernballs am 12. Februar. „Kaum jemand kann die Kleider so elegant präsentieren wie Tänzerinnen“, meinte Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh mit Blick auf die acht Solotänzerinnen und Sängerin Aida Garifullina – ein Großteil der Künstlerinnen wird bei der Eröffnung des Opernballs mitwirken.

Fünf österreichische Designlabels – Elfenkleid, Atil Kutoğlu, Michel Mayer, Anelia Peschev und Tiberius – waren zum Modeevent geladen, um ihre Ballroben zu präsentieren. Statt wie in den Jahren zuvor für jede Interpretin einzeln Termine bei den Designern zu vereinbaren, könnten so alle „zusammengestopft“ werden – das erleichtere die Suche nach dem passenden Kleid für beide, erklärte Treichl-Stürgkh.

Obwohl sie ihr eigenes Balloutfit traditionsgemäß streng geheim hält, hatte sie unter den Roben der Tänzerinnen sehr wohl Favoriten: ein schwarzes Rauschekleid von Tiberius-Designer Marcos Valenzuela und ein „entzückend glitzerndes“ Modell von Anelia Peschev. Schon letztes Jahr habe „ihr“ Testimonial Olga Esina am Opernball eine Anelia-Peschev-Kreation getragen, erklärt die gebürtige Bulgarin Peschev. Auch das Hochzeitskleid der Primaballerina habe sie entworfen. „Ich habe mich sofort in das Kleid verliebt“, erzählt Esina über das Kleid aus Seide und goldenem Brokat. Sie ist eine von fünf ersten Solotänzerinnen, wird aber heuer nicht tanzen.

Marcos Valenzuela wiederum hat sich die Trägerinnen für seine zwei „selbstbewussten“ Opernball-Designs, Ketevan Papava und Ioanna Avraam, selbst ausgesucht. „Sie sind Exotinnen und Perfektionistinnen“, erklärt der gebürtige Kolumbianer. Er selbst sei einst wegen der Musik nach Österreich gekommen. Am Konservatorium hat er Gesang und Tanz studiert. Daher sei es ihm „eine Ehre“, heuer erstmals Kleider für den Opernball zu entwerfen.

Kutoğlu „Ready to Wear“

Großen Anklang fanden die Designs von Elfenkleid, die heuer schon (neben Petar Petrov) die Balletteinlage des Neujahrskonzerts ausgestattet haben: Gleich vier Tänzerinnen wählten die romantischen Kreationen. Allein Garifullina, die den Ball gesanglich eröffnen wird, wird kein österreichisches Modell am roten Teppich tragen. Schon im Vorfeld hatte sie sich ein Kleid des libanesischen Designers Zuhair Murad ausgesucht. Nicht dabei war an diesem Abend der austrotürkische Designer Atil Kutoğlu, wiewohl er eine der Baletttänzerinnen ausstattet. Und vermutlich nicht nur sie – angesichts seiner Kooperation mit P&C dürfte man heuer wohl so manches seiner drei Debütantinnenkleider sehen. Kutoğlu selbst weilt gerade in seiner Zweitheimat Istanbul und bereitet sich auf ein ganz anderes Großereignis vor: sein Debüt auf der Pariser Modewoche.

Eigentlich, sagt er, habe er seine Arbeit ja immer in New York gezeigt und zuletzt überhaupt auf die Auftritte verzichtet. Im Vorjahr bekam er dann aber den Auftrag, für die größte Branchenmesse Première Vision Paris (auf der etwa Stoffe gehandelt werden) die Kostüme für die Mitarbeiter zu entwerfen.

Das Ergebnis stieß offenbar auf Zustimmung: Prompt habe er daraufhin eine Einladung von der Fédération, korrekt, der Fédération Française de la Couture du Prêt-à-Porter des Couturiers et des Créateurs de Mode, ins offizielle Programm der nächsten „Ready to Wear“-Messe im Februar erhalten. Selbst die Räumlichkeiten werden zur Verfügung gestellt – Anfang März wird er seine Mode im Hôtel Salomon de Rothschild, einem klassizistischen Palais unweit der Rue du Faubourg Saint-Honoré, zeigen. Ein bisschen aufgeregt, sagt Kutoğlu, sei er schon: „Paris ist das höchste, was man als Modedesigner erreichen kann.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2015)

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