„Die Presse“ hat die beste Redaktion des Landes

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Bei den Journalisten des Jahres wurde „Die Presse“ zur besten Redaktion gekürt. Geehrt wurden auch Hugo Portisch und der verstorbene Kurt Kuch.

Eitelkeit und Zynismus sind zwei weitverbreitete Eigenschaften unter Journalisten, die bei Preisverleihungen in besonders hoher Dosis auftreten. Gut, wenn da einer seinen Kollegen mit frechen Fragen auf der Bühne die Eitelkeit sanft auszutreiben vermag: APA-Chefredakteur Michael Lang übernahm zum zweiten Mal die Moderation der Verleihung der „Journalisten des Jahres“-Preise und führte mit Witz und ein paar Seitenhieben auf die Branche durch den Abend.

Ein Abend, bei dem vor allem „Die Presse“ viele Preise abräumen konnte. Eine Jury aus Chefredakteuren und Medienjournalisten wählte zum elften Mal die Besten der Branche (die Jurymitglieder dürfen dabei nicht das eigene Medium wählen) – und kürte „Die Presse“ zur Redaktion des Jahres. Zum zweiten Mal wurde „Presse“-Chef Rainer Nowak zum besten Chefredakteur. Außenpolitik-Chef Christian Ultsch wurde bester Außenpolitiker, Norbert Mayer bester Kulturjournalist. Sibylle Hamann und Anneliese Rohrer erhielten die Plätze zwei und drei in der Kategorie Kolumnisten, Josef Urschitz wurde Dritter in der Kategeorie Wirtschaft. Sport-Chef Wolfgang Wiederstein erhielt den Bronze-Platz im Sport, Anna-Maria Wallner und Wilhelm Sinkovicz erhielten ex aequo den dritten Platz in der Kultur. Wien-Ressort-Chefin Ulrike Weiser, die gemeinsam mit Ultsch die „Presse am Sonntag“ leitet, bekam den dritten Preis in der Kategorie „Aufgefallen“.

Gleich zwei Auszeichnungen erhielt „News“-Journalist Kurt Kuch. Die Bekanntgabe der Preisträger Anfang Dezember hatte der Aufdecker noch erlebt, Anfang Jänner starb er an den Folgen seines Lungenkrebses. Seine Frau Elke nahm die Preise für Investigation und sein Engagement im Kampf gegen Krebs für ihn entgegen. Den Preis für das Lebenswerk nahm der langjährige ORF-Chefkommentator und frühere „Kurier“-Chefredakteur Hugo Portisch nach der Laudatio von „Furche“-Herausgeber Heinz Nussbaumer und Standing Ovations zwar ehrlich erfreut entgegen – doch nicht ohne Widerspruch: Das Wort „Lebenswerk“ gefalle ihm nicht, es klinge so endgültig. Daher bat der seit Kurzem 88-Jährige: „Wenn Sie mir erlauben, werde ich noch ein bisschen weiter lebenswerken.“

Dass ORF-Ukraine-Korrespondent Christian Wehrschütz zum Journalisten des Jahres gekürt wurde, freute Portisch besonders – und er erinnerte daran, dass der ORF nach dem Rundfunkvolksbegehren in den 1960er-Jahren keinen Auslandskorrespondenten hatte. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ließ es sich bei seiner Würdigung von Wehrschütz' Arbeit nicht nehmen, darauf hinzuweisen, dass das ORF-Korrespondentennetz heute „die höchste Ausdehnung aller Zeiten“ hat.

Die sehr persönliche Laudatio auf den Journalisten des Jahres hielt allerdings Wehrschütz' Tochter Manuela. Der Preisträger selbst überraschte nach einem kleinen Seitenhieb gegen den ORF-Ethikrat, der ihn wegen seines Vortrags bei der ÖVP-Klubklausur gerügt hatte, mit einer persönlichen Geste: Er bat seine zwei engsten Helfer in der Ukraine, den Fahrer und den Kameramann, auf die Bühne und widmete ihnen den Preis.
Apropos anfangs erwähnte Eitelkeit: Bei seiner Dankesrede formulierte „Presse“-Chefredakteur Nowak einen Wunsch: Die Medienbranche solle sich weniger wichtig nehmen, auf Twitter wie bei Podiumsdiskussionen: „Wir sollten mehr arbeiten und bessere Produkte machen.“ (red.)

Die Preisträger

Journalist des Jahres: Christian Wehrschütz (ORF); Chefredakteur: Rainer Nowak („Die Presse“); Medienmanager: Peter Kropsch (APA); Innenpolitik: Andreas Koller („Salzburger Nachrichten“); Außenpolitik: Christian Ultsch („Presse“); Wirtschaft: Michael Nikbakhsh („Profil“); Investigation: Kurt Kuch; Kultur: Norbert Mayer („Presse“); Kolumnist: Rainer Nikowitz („Profil“); Unterhaltung: Karl Hohenlohe (ORF/ „Kurier“); Sport: Christian Hackl („Standard“); Fotografie: Barbara Gindl, (APA); Lebenswerk: Hugo Portisch; Satire: Fritz Jergitsch (Tagespresse); Aufgefallen: Florian Gossy, (ehemals „Standard“, nun „Stern“), Helge Fahrnberger (Kobuk.at) und Ulrike Weiser (Chefin der „Presse am Sonntag“, Chronik-Ressortleiterin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2015)

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