Winkens tanzt Burlesque: "Ich war lange unbestimmt"

Ausgehen war früher. Am liebsten verbringt Elke Winkens Zeit bei sich zu Hause im Sechsten.
Ausgehen war früher. Am liebsten verbringt Elke Winkens Zeit bei sich zu Hause im Sechsten. Clemens Fabry / Die Presse
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Schauspielerin Elke Winkens hat nach einem schwierigen Jahr wieder Mut gefasst und steht mit ihrem zweiten Solo "Putz dich!" auf der Bühne.

"Jetzt wird's noch ärger als zuletzt“, sagt Elke Winkens über ihr neues Soloprogramm. Was man wissen muss: Das bewusste „Zuletzt“ spielte in der Eden-Bar an einer Poledance-Stange, um die sich die Schauspielerin hinauf- und hinunterwickelte. In „Putz dich!“ tanzt die 44-Jährige Burlesque. „Mir macht es nichts, wenn man das verurteilt. Und falls jemand erwartet, dass er mich nackt auf der Bühne sieht, wird das nichts. Ich bin eine Person mit Geschmack. Es muss sich niemand fremdschämen“, sagt sie.

Was beide Disziplinen, also Pole und Burlesque, gemein haben, ist eine relativ neue Öffentlichkeit. Der Stangentanz übersiedelte vor ein paar Jahren aus dem Rotlichtviertel in schicke Fitnessstudios und Wohnzimmer (wie in Winkens Fall), wo er dem Frauenkörper und der vermeintlich unsicheren Seele Gutes tut. Burlesque war ursprünglich ein die Elite parodierender Undergroundzweig des Theaters und wurde nicht zuletzt durch Ditas Porzellanhintern ähnlich kommerzialisiert. In beiden Fällen geht es um Macht, Männer und Geld – und im aktuellen Fall, der Revue „Putz dich!“, ist das auch so. Winkens feiert nicht den popkulturellen Sieg der Sexy-Diktatur, sie will einen Konflikt provozieren. „Etwas Schlaues sagen und gleichzeitig den Körper herzeigen“, erzählt die ausgebildete Tänzerin in der Probenzeit, die sie wegen eines schweren Bandscheibenvorfalls auf allen Vieren – zwei Beinen, zwei Krücken – bewältigen musste.

Mit ihrem zweiten Solo wende sie sich auch an all jene Herren, die einen kurzen Rock noch immer als indirekte Einladung verstehen. „Und wenn man einen Mann ansieht, heißt das nicht, dass man mit ihm in die Kiste will. Dieses alte Bild müssen wir umreißen.“ Das möchte sie nun tun, ohne sich selbst zu widersprechen, was ihr aber rückblickend nicht immer leicht fällt. „Ich bin jemand, der mit diesem Thema seinen Kampf hatte“, sagt Winkens. Sie wies Männer in ihre Schranken und hatte gleichzeitig Spaß daran, mit ihren Reizen zu spielen. „Ich weiß ja, dass ich gut aussehe, also dass ich mich tapfer gehalten habe.“

Ihre reizenden Auftritte in „Playboy“ und „Adabei“ waren für ein klares Auftreten nicht immer hilfreich, erinnert sie sich. „Bei mir wusste man nicht: Ist sie jetzt eine gute Schauspielerin oder ein Sternchen? Ich war lange unbestimmt.“ Jetzt, nach ihrer Scheidung, einer schweren Rückenoperation und dem Tod ihres Adoptivvaters vor einem Jahr, weiß sie es. Der erste Weg führt auf die Bühne. Beim Ausgehen ist sie auch nicht mehr so motiviert. „Ich bin eine absolute Heimkröte. Bei mir lohnt sich die Miete, ich bleib lieber zu Hause und koche.“

Während es in „Alles gelogen“ noch um ihr eigenes Leben gegangen ist, erzählt Winkens dieses Mal eine andere Geschichte. „Es ist eine Figur, die ich seit Jahrzehnten im Kopf habe, eine Putzfrau, die die reichen Leute kennt, weil sie für sie arbeitet. Diese Putzfrau hat selbst nichts als ihren Karli zu Hause, einen faulen Mistkerl“, so Winkens. Dann gewinnt sie aber im Lotto und beginnt ihr Leben und Karli zu hinterfragen und sich zu fürchten, ob sie genauso unglücklich wird, wie die anderen Reichen, die alles haben und nur herumzicken. Währenddessen putzt sie in einem Burlesque-Club und lässt sich von den Shows inspirieren.

Für Winkens hatte Geld nie etwas Bedrohliches. „Weder viel Geld noch gar kein Geld ist für mich schlimm, weil ich beide Situationen kenne. Ich bin mit zweierlei Eltern aufgewachsen, weil ich adoptiert wurde. Vor meinem 16. Lebensjahr hatten es mein Zwillingsbruder und ich sehr schwer, danach waren wir wohlbehütet.“

Wer Ohrfeigen verteilt...

Jetzt haut Winkens die wohl genährte Noblesse jedenfalls in die Pfanne, sagt sie, und zwar mitsamt ihren rosa Hemden, den falschen Brüsten und den kleinen Hunden in den großen Taschen. Angst, ihre gute Kundschaft zu verlieren, habe sie nicht. Immerhin betreibt die Schauspielerin seit ein paar Jahren mit ihrer Freundin Patricia Riede die Luxusboutique Valentino Red am Michaelerplatz. „Wenn man auf andere hinhaut, darf man sich selbst nicht vergessen. Die Putzfrau hat auch bei Elke Winkens geputzt.“

ZUR PERSON

Elke Winkens wurde 1970 in Mönchengladbach geboren. Schon als kleines Mädchen bekam sie Ballettunterricht, später studierte sie Schauspiel und Musical in London und Wien. Durch Auftritte mit der Kabarettgruppe „Die Hektiker“ wurde sie dann für das Fernsehen entdeckt. Zuletzt war sie im ZDF-Film „Rottmann schlägt zurück“ und der Kinokomödie „Arschkalt“ zu sehen. 2012 brachte Winkens ihr erstes Solokabarett (inklusive Poledance-Stange) auf die Bühne. Der Nachfolger „Putz dich!“ hat am 17.Februar im Casa Nova Premiere. Weitere Termine finden Sie hier.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2015)

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