Zwei junge Köche haben ihr erstes Lokal eröffnet. Gleich neben Falcos Geburtshaus. Serviert wird allerdings die Lieblingsspeise von Elvis Presley.
Der eine schneidet gerade Birnen für eine Tarte. Der andere überlegt, wie viel Brot er für die Lammsandwiches braucht, die es heute Mittag geben wird. Und endlich, nach langem Suchen, haben die beiden – Xuhao Zhang und David Gemeinböck – die perfekten Debreziner für das Erdäpfelgulasch gefunden.
Langsam wird alles so richtig fertig, im neuen Café Tanzen anders, und das, was hier immer noch ein bisschen improvisiert wirkt, kann man unter Charme verbuchen. Und davon kann die Ziegelofengasse in Margareten durchaus eine Portion vertragen, denn abgesehen von wenigen Ausnahmen – wie der ebenfalls noch recht jungen Gorilla Kitchen gegenüber, die das Grätzel mit Burritos versorgt, sowie dem alteingessenen Zum alten Fassl ist die kleine Gasse im Fünften doch eher von der verschlafenen Sorte.
Der Zufall habe sie hierher verschlagen, erzählt Zhang, der gelernter Koch und Konditor ist. Man mochte die Gegend – das Filmcasino ist in Sichtweite, die nahe Margaretenstraße im Aufwind –, der halbe Freundeskreis wohnt hier. Und die leer stehenden Räume, in denen vor 100 Jahren schon einmal ein Kaffeehaus betrieben wurde, ließen sich gut zu einem kleinen, hellen Lokal umbauen. Ihrem ersten. Seit sich herumgesprochen hat, dass sich hinter der frisch gestrichenen blauen Fassade entgegen des Lokalnamens „Tanzen anders“ kein Club, keine Disco, sprich keine nächtliche Lärmquelle befindet, ist die Begeisterung im Grätzel dem Vernehmen nach auch bei den lärmempfindlicheren Bewohnern gegeben.
Logisch erscheint der Lokalname nämlich erst, wenn man weiß, dass Falco ein paar Häuser weiter in der Ziegelofengasse geboren wurde. „Junge Römer tanzen anders“ lautet bekanntlich der Refrain eines Falcohits, auf den Gemeinböck und Zhang mit ihrem Lokalnamen anspielen.
Kulinarisch allerdings nähern sie sich einer anderen Musiklegende an, Elvis Presley nämlich, dessen Vorliebe für kalorientechnisch bedenkliche Sandwiches sie an ihre Gäste weitergeben wollen: Elvis' Favourite heißt der Erdnussbutter-Bananen-Toast mit pochiertem Ei und Speck, der hier serviert wird.
Gerne auch zum Frühstück. Denn das Tanzen anders soll sich, so der Wunsch, als Lokal für – spätes – Frühstück (erst ab 10 Uhr!) etablieren. Wer es nicht ganz so kalorienreich wie Elvis will, kann etwa auf Granolamüsli mit Bio-Joghurt und Früchten ausweichen.
Espressomaschine ausgeborgt
Mittags gibt es neben der kleinen Karte täglich wechselnde Suppen (Rote-Rüben-Kokossuppe etwa) sowie eine Hauptspeise, die es oft wahlweise vegetarisch oder mit Fleisch gibt. Grünes Curry mit Tofu etwa – oder mit Faschiertem. Und danach: Desserts. Cookies, Tartes, Brownies, Apfelkörbchen. Nicht immer gibt es alles, aber Zhang backt täglich frisch.
Und der Kaffee? Sie haben, sagt Gemeinböck, „wirklich, wirklich lange“ nach dem idealen Kaffee gesucht und sind schließlich bei der Kaffeefabrik von Tobias Radinger fündig geworden, der ihnen auch gleich die große Espressomaschine geborgt hat.
Zhang und Gemeinböck wollen ihr Lokal auch als Veranstaltungsort etablieren: Man kann das Tanzen anders abends auch für geschlossene Gesellschaften (rund 25 Personen) mieten, mit entsprechender kulinarischer Begleitung. Und wer weiß: Vielleicht darf sogar getanzt werden.
AUF EINEN BLICK
Tanzen Anders heißt das Café-Bistro, das der Koch und Konditor Xuhao Zhang (24) gemeinsam mit dem gelernten Koch und Fleischer David Gemeinböck (27) vor Kurzem in der Ziegelofengasse 29 in Margareten eröffnet hat.
Der Schwerpunkt liegt auf Frühstück, Mittagsmenüs, Kaffee aus der Kaffeefabrik und Desserts.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Samstag: 10 bis 21 Uhr, Sonntag 10 bis 17 Uhr; Montag und Dienstag geschlossen. Infos: www.tanzenanders.at; +43/0(1)/974 47 74
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.02.2015)