Barbara Klein: Wo der Kosmos weiblich ist

Barbara Klein
Barbara Klein(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Barbara Klein wollte Päpstin werden – jetzt feiert sie 15 Jahre ihres feministischen Kosmos-Theaters. Und wünscht sich mehr Dramatikerinnen.

Päpstin wollte sie werden, oder zumindest Priesterin. Bis zu ihrem elften Lebensjahr brauchten ihre Eltern, um Barbara Klein schonend darauf vorzubereiten, dass es mit der angestrebten Laufbahn nichts werden würde. In diesem Moment, glaubt Klein, sei sie wohl Feministin geworden. „Weil mir auch meine Eltern nicht schlüssig erklären konnten, warum das nicht geht.“

Klein sattelte also um. Auf die zweite Branche, die von Magie, Dramaturgie und Inszenierung lebt – das Theater. Seit 15 Jahren hat sie quasi ihr eigenes – das feministische Kosmos-Theater auf dem Siebensternplatz. Wobei „feministisch“ hier niemanden abschrecken soll. „Natürlich gibt es hier keine feministischen Parolen auf der Bühne“, sagt Klein. „Was wir zeigen wollen, ist die Sicht, die Künstlerinnen auf Stücke haben. Sie stellen eine andere Lebensrealität dar als Männer, weil sie einfach andere Erfahrungen haben als Männer.“ Für Klein „ein weithin unbeackertes Feld, leider. Ich hätte lieber nicht so ein Alleinstellungsmerkmal. Ich finde, das gehört genauso im Burgtheater, genauso in der Staatsoper gemacht.“

Dort führen – mit der löblichen Ausnahme der neuen Burg-Direktorin – freilich weithin die Männer das Zepter. Auch, glaubt Klein, weil auch innerhalb der Theaterwelt bis heute die Role Models fehlen. Den Anteil der Dramatikerinnnen etwa schätzt sie auf zehn Prozent im deutschsprachigen Raum. „Es gibt wunderbare Prosaschreiberinnen, die müssten einfach mal einen Auftrag kriegen für ein Werk. Die männlichen Schulterschlüsse stehen dem noch sehr entgegen. Am Theater der Jugend hat vergangenes Jahr nicht eine einzige Regisseurin gearbeitet.“ Ein Thema, das man sich, meint die 60-Jährige, „genauso anschauen müsste wie die Untersuchung von Schulbüchern. Was an Rollenzuschreibung in der Kunst passiert – darauf wird nicht geachtet. Das halte ich für bedenklich.“

Party in den Frauentag

Um junge Dramatikerinnen zu entdecken, hat das Kosmos-Theater den Wettbewerb „Mutterland“ ausgerufen, mit dem Autorinnen motiviert werden sollen, für die Bühne zu schreiben. Die siegreichen Kurzstücke werden am kommenden Mittwoch uraufgeführt. Zuvor wird am Samstag das 15-Jahr-Jubiläum gefeiert. 15 Stunden lang und in den Frauentag hinein. Eine Fotoausstellung mit Fragebögen stellt die Stützen des Theaters vor, die hier teils auch ihre Karrieren gestartet haben. Dazu gibt es zehnminütige getanzte, gespielte und gesungene Ausschnitte aus vergangenen und künftigen Werken, Frau Franzi, die beliebte Putzfrau mit Faible für Shakespeare, führt durchs Haus. „Das Schöne ist: Theater darf im Konjunktiv denken: was wäre, wenn...“, sagt Klein.

Ihre eigene Karriere begann die Wienerin am Reinhardt-Seminar. „Dort ist mir das erste Mal aufgefallen, wie wenig Frauen mitzusprechen haben. Das hat sich dann am Volkstheater fortgesetzt, wo ich vier Jahre gedient habe.“ Klein wanderte in die freie Szene ab und gründete mit Kollegin Krista Schweiggl das erste feministische Kabarett. 1997 war sie eine der Initiatorinnen des Frauenvolksbegehrens. Nachdem das 650.000 Menschen unterschrieben hatten „und keine einzige Forderung erfüllt wurde“, konzentrierte sie sich auf die Idee eines „Frauenraums“ für Kunst, Kultur und Politik: Man besetzte mit Mitstreitern von Robert Menasse bis Josef Hader das leer stehende Pornokino Rondell. „Wie ein Lauffeuer“ verbreitete sich damals die Nachricht, tausende Aktivisten arbeiteten mit. Das Rondell wurde am Ende dann doch zum Porgy & Bess, dafür bekam man das ehemalige Kosmoskino.

Mit ihrer Eröffnungsrede habe Elfriede Jelinek dabei bis heute „kassandraartig recht behalten“, bedauert Klein: Bis heute würde das Theater prekär gehalten, sei immer wieder bedroht. „Die vergangenen zwei Jahre musste ich mit Halbjahresverträgen leben“, sagt Klein. „Das ist gelebte Diskriminierung.“ Nach außen hin werde das Theater freilich geschätzt und geehrt, „das ist das Perfide“. Bestrebungen der Stadt, das Theater zu übernehmen, sind jüngst im Sand verlaufen. Klein ist froh, dass die jahrelangen Verhandlungen nun wenigstens vorbei sind. „Wir machen weiter und schauen, wie es läuft.“

ZUR PERSON

Barbara Klein wurde 1954 in Wien geboren und ist Gründerin und Intendantin des Kosmos-Theaters in der Siebensterngasse. Das Theater setzt sich in seinen Stücken mit Rollenklischees auseinander und fördert Künstlerinnen, vor allem in Leitungspositionen. Das Geschlechterverhältnis im Publikum beträgt rund 60 Prozent Frauen zu 40 Prozent Männer. Im November erhielt Klein das Goldene Ehrenzeichen der Republik.

Jubiläum: Am Samstag, 7. März, feiert das Theater 15 Jahre. Ab 15 Uhr, pay as you wish. Programm, Tickets: www.kosmostheater.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2015)

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