Manner-Jubiläum: 125 Jahre Schnitten und rosa Papier

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1890 gründete Josef Manner die berühmte Schnittenmarke. Die Hälfte des Bestehens verbrachte sein Enkel Carl Manner im Betrieb – bis heute täglich.

Carl Manner glaubte lange, dass Papier rosa ist. „Es war alles immer rosa“, sagt der 85-jährige Aufsichtsratspräsident und Enkel des Firmengründers – die Packungen, die Rechnungen und das Papier, das man ihm als Kind zum Schreiben gab. Altrosa mit süßem Inhalt, das bedeutet aber auch für viele, die nicht im Schoß der Mannerfabrik aufgewachsen sind, oft Kindheitserinnerungen. Selbst für Innenstadt-Bezirksvorsteherin und Gratulantin Ursula Stenzel. Sie denkt dabei aber auch an ihren Vater, der sich abends mit seinem Boxer eine Packung zu teilen pflegte.

„Manner-Schnitten gehören zur kulinarischen Identität“, sagt Moderatorin (und Slow-Food-Botschafterin) Barbara van Melle. Deren Zeichen, der blaue Dom, sei für manche „das wahre Logo Österreichs“. Auch das gibt es schon lange. Weil das erste Geschäft, das Gründer Josef Manner gekauft hatte, unweit des heutigen Flagship-Stores im Schatten des Doms auf dem Stephansplatz lag. Dort war Manner freilich nicht mit der Qualität seiner Ware zufrieden. „Schlecht und teuer“ sei die Schokolade gewesen, berichtet Enkel Carl Manner. „Er wollte das besser machen.“ Also kaufte Manner 1890 eine kleine Schokoladenfabrik in einem Kellerlokal im fünften Bezirk und ging ans Werk. So erfolgreich, dass er noch im selben Jahr die Produktion in eine Fabrik in der Nähe seines Hernalser Elternhauses verlegte.

125 Jahre ist das nun her

Gefeiert wurde gestern quasi am Ausgangspunkt – mit einem Empfang im Stephanisaal des Curhauses der Dompfarre. Eigentlich hätte man ja gern in Hernals gefeiert, doch dort herrscht noch immer Baustelle. Unter anderem, weil seit 2012 umgebaut wird. 40 Millionen Euro werden in Büros, neue Labors und Produktentwicklung investiert, die Waffelproduktion aus Perg („mit dem größten Waffelofen der Welt“) eingegliedert, auf dass man sich trotz lokaler Produktion „global messen kann“. Ende 2016 soll alles fertig sein.

Und dann war da ja noch der Einsturz eines Teils des Gebäudes im Vorjahr. Noch immer ist unklar, was das Unglück verursacht hat. Carl Manner ist vor allem froh, dass niemand zu Schaden kam. Und kann sich gut vorstellen, dass die Schutzmarke des Doms (sie fehlt nur auf jenen Packungen, die in arabische Länder gehen), hier ihre „Schutzfunktion“ ausgeübt hat, wie vom Großvater vorgesehen. Quasi im Gegenzug stellt die Firma seit 1977 einen eigenen Steinmetz, aktuell arbeitet Christoph Getzner im rosa Anzug an der Erhaltung der Kirche.

Schnitten auf dem Mount Everest

Zelebriert wird das Jubiläum des Unternehmens (neben einer Torte in Schnittenpackerlform und einer 125 Zentimeter langen Waffel) mit einer Tour durch europäische Städte und dem Aufruf, Erinnerungen zu teilen. Schon jetzt bekomme man rege Post, von Kindern im Manner-Strampler wie vom Schnittenpackerl auf dem Mount Everest, schildert Marketingvorstand Alfred Schrott.

Gefeiert wurde gestern aber auch ein persönliches Jubiläum des Namensträgers: Die Hälfte der 125 Jahre hat Carl Manner aktiv miterlebt, 1953 stieg er ins Unternehmen seines Großvaters ein. Erst 2008 hat sich der kinderlose Unternehmenspatriarch von der Spitze in den Aufsichtsrat zurückgezogen – um weiterhin jeden Tag ins Unternehmen zu kommen. „Das laufende Geschäft stör ich nicht durch Dreinreden“, erklärt er. „Ich schau nur nach, was sie gemacht haben.“ Nachsatz: „Heute hab ich noch keine Zeit gehabt. Aber ich werde es noch nachholen.“

AUF EINEN BLICK

1890 gründete Süßwarenhändler Josef Manner, unzufrieden mit der Qualität seiner Schokolade, eine eigene Fabrik. Noch im gleichen Jahr zog er von Margareten nach Hernals. 1898 standen erstmals die Neapolitanerschnitten auf der Preisliste. Bis heute ist das Unternehmen mehrheitlich in der Hand der Familien Manner, Riedl und Andres. Pro Sekunde werden zwei Packungen Mannerschnitten gegessen, außerdem gehören zu Manner die Marken Casali, Napoli, Ildefonso und Victor Schmidt. Heuer feiert Manner sein 125-Jahr-Jubiläum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2015)

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