Spreitzhofer: „Nicht als arme Hascherl sehen“

Eva Spreitzhofer
Eva Spreitzhofer(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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„Unter Blinden“ ist das Regiedebüt von Eva Spreitzhofer. Sie hat dafür auch ausprobiert, wie es sich anfühlt, blind zu sein.

Eva Spreitzhofer hat noch nie Regie geführt. Sie hat geschauspielert. Und Drehbücher verfasst – u. a. schrieb sie „Zodiak“ und entwickelte die ORF-Serie „Schnell ermittelt“. Die 28 Jahre Berufserfahrung haben ihr geholfen, als sie mit „Unter Blinden“ ihren ersten Film machte: „Natürlich war vieles für mich neu. Aber ich kann auf Dinge zurückgreifen, die man nicht weiß, wenn man frisch von der Filmakademie kommt.“ Und wie nähert man sich als Filmemacherin einem blinden Bergsteiger, wenn man weder mit Blinden noch mit Bergsteigen Erfahrung hat? „Ich habe die Konstellation spannend gefunden, dass ich ganz naiv an das Thema herangegangen bin: Wie geht das bitte? Wie war das?“

Protagonist Andy Holzer gab gerne Auskunft. Nur eines konnte er „nicht verputzen“, lacht Spreitzhofer: „Manchmal musste er nur stehen oder gehen ohne zu reden, damit wir Bildmaterial haben. Da hat er gesagt: ,Na, das wird ein fader Film.‘“ Es sei für ihn schwer zu verstehen, dass „im Kino manchmal nicht geredet wird, sondern nur geschaut“. Wie sich Blindheit anfühlt, hat Spreitzhofer mit blickdichter Brille, Stock und der Hilfe einer Mobilitätstrainerin selbst ausprobiert: „Das ist ungewohnt. Man fürchtet sich.“ Und es war unerwartet: „Das Anstrengendste war das Gefühl, dass mich alle Leute anschauen. Das spürt man.“ In der U-Bahn sei sie von Geräuschen und Stimmengewirr überfordert gewesen. „Und plötzlich habe ich so eine Ruhe gehabt.“ Keine Reizüberflutung, das empfand sie als angenehm.

Mit 48 Jahren eine erste Regie zu wagen, war für die gebürtige Grazerin ein logischer Schritt. „Ich wollte die Verantwortung für einen Film tragen.“ Und etwas bewegen: „Man hat nach dem Film einen anderen Blick auf Blinde: Man sieht sie nicht mehr als arme Hascherl.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2015)

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