„Mehr als nur Food Trucks“ Was ist eigentlich Street-Food?

Christine Pichler
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David Kreytenberg steckt hinter dem sagenumwobenen United Vienna Street-Food Festival. Bis dahin wird gepicknickt: „Jeder kann, jeder darf.“

Dass Street-Food derzeit so oft mit dem omnipräsenten Phänomen Food Truck gleichgestellt wird, nervt David Kreytenberg. „Food Trucks sind schon in Ordnung, aber sie allein machen doch kein Street-Food-Festival.“ Kreytenberg steckt gemeinsam mit dem Kollektiv des Yes-Us-Konzeptbüros hinter dem sagenumwobenen United Vienna Street-Food Festival. Für dieses gibt es zwar schon lang einen Termin, den 1.Oktober, und über 16.000 Facebook-Anmeldungen, aber erst seit Kurzem einen Ort (der freilich noch geheim ist). Die Sache ist ohne Anglizismen kaum zu kommunizieren: „Es soll ein community-based Street-Food-Event werden. Ich wollte nicht einfach Food Trucks irgendwo hinstellen, wo die Leute dann eben was zu knabbern haben“, sagt der gebürtige Münchner.

David Kreytenberg, 34, hat schon bei zahlreichen Journalismus- und Werbeprojekten in Deutschland und Österreich seine Finger im Spiel gehabt, etwa beim „Fleisch“-Magazin, hat diverse Food-Events auf die Beine gestellt. Wie die Markttage Vin bien in verschiedenen Hamburger Restaurants, bei denen bei guter Musik französische Delikatessen angeboten wurden, oder den „Hallo, Frau Nachbar“-Markt in den Hamburger Schanzenhöfen, wo es Essen, Getränke und Designobjekte zu kaufen gab.

Verein oder Demo?

Für sein Wiener Street-Food-Festival schwebt David Kreytenberg ein niederschwelliges Beteiligungskonzept vor. Allerdings: Wie genau das aussehen kann, ist noch nicht klar. „Am liebsten hätte ich, dass alle Leute mitmachen.“ Nicht nur solche, die einen Gewerbeschein haben, sondern möglichst viele Teilnehmer sollen kochen, teilen und essen. Vielleicht könne man eine Demonstration anmelden, überlegt Kreytenberg, „oder, fast spießig, eine Vereinsstruktur, in der dann jeder Teilnehmer Mitglied ist. Wir sind so frech, dass wir sagen, wir streben ein Graugebiet an, aber schon mit dem Marktamt abgesprochen. Also nicht die totale Revolution.“ Die erste Idee sei gewesen, einfach einen aussterbenden Wiener Markt zu okkupieren.

Derzeit ist Kreytenberg auch mit dreißig Botschaften in Kontakt. Er möchte nämlich eine gewisse Vielfalt, will authentisches Street Food anbieten, etwa philippinisches. „Ich will nicht, dass irgendwelche Bobos philippinisch kochen. Ich will einfach echte Länderküche, keinen Hipster-eingelegtes-Reh-Burger mit uruguayanischem Rotkraut.“ Nicht jeder gute (Hobby-)Koch hat einen Gewerbeschein, sagt David Kreytenberg, „also müssen wir etwas erfinden, um auch die Leute kochen zu lassen, die keinen haben.“

Bis es dann im Oktober so weit ist, dass das United Vienna Street-Food Festival tatsächlich stattfindet, sollen die Interessenten mit anderen Warm-up-Veranstaltungen bei Laune gehalten werden. Etwa einem Dinner an verschiedenen Orten nach dem Schema der deutschen Event-Reihe Rudirockt: In Zweierteams wird da jeweils ein Gang gekocht, dann der Ort gewechselt und Bekanntschaft mit anderen Zweierteams gemacht.

Auf jeden Fall aber wird gepicknickt: Und das schon heute, Samstag, den 6.Juni, im Garten des Palais Glam Gallas in der Währinger Straße. Auch beim United Vienna Picknick gehe es um das Prinzip Sharing, sagt David Kreytenberg: „Jeder Teilnehmer kann kochen, essen, anderen etwas anbieten. Wenn man mehr produziert, kann man es auch gegen eine freie Spende anbieten.“

Erwartet werden bei der Veranstaltung 2000 Leute, mitnehmen müsse man außer Appetit eine Picknickdecke und vielleicht eine Yogamatte, es gibt schließlich kostenlose Yogaklassen in der Wiese. Den Ort habe man vom Institut français angeboten bekommen. Neben den spontanen Picknickern wird es einige fixe Stände geben, an denen man Essen kaufen kann: etwa jenen des nahe gelegenen Lokals Zum Roten Bären, mit Spanferkel, oder jenen von Foodville, der Gebackenes anbieten wird. Aber keinen Food Truck.

ZUR PERSON

David Kreytenberg, 34, organisiert gemeinsam mit dem Yes-Us-Kollektiv das United Vienna Street-Food Festival am 1.Oktober. Der Ort wird noch nicht bekannt gegeben.

Heute Samstag, 6. 6., wird gepicknickt: Das United Vienna Picknick findet ab 12 Uhr im Garten des Palais Clam Gallas statt, Währinger Straße 32, 1090 Wien. Jeder soll Essen, Getränke und Decke mitnehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2015)

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