Chad McQueen: „Vielleicht bin ich Prince of Cool“

Actor and producer Chad McQueen attends a photocall for the film ´Steve McQueen: The Man & Le Mans´ at the 68th Cannes Film Festival in Cannes
Actor and producer Chad McQueen attends a photocall for the film ´Steve McQueen: The Man & Le Mans´ at the 68th Cannes Film Festival in Cannes(c) REUTERS (ERIC GAILLARD)
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Steve McQueens Sohn, Chad McQueen, spricht im Interview über die Arbeit an seinem neuen Dokumentarfilm und die großen Fußstapfen seines legendären Vaters.

Steve McQueen (1930–1980) war der unbestrittene „King of Cool“: Sein Talent und sein einzigartiges Charisma machten Filme wie „Bullitt“, „Getaway“ oder „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ zu modernen Klassikern. Aber McQueen war nicht nur Hollywoodstar, sondern auch ein begeisterter Autorennfahrer und hingebungsvoller Vater. Die Doku „Steve McQueen: The Man and Le Mans“, produziert von seinem Sohn, Chad, porträtiert die Leinwandlegende von einer sehr intimen Seite. Ein Gespräch über Autos, Filme und das Gefühl, im Schatten eines Idols aufzuwachsen.

In „Steve McQueen: The Man and Le Mans“ zeichnen Sie nach, wie Ihr Vater an seinem Herzensprojekt, dem Rennfilm „Le Mans“, arbeitet – der 1971 floppte, heute aber als Kultfilm gilt. Dabei sehen wir viel aus dem bewegten Privatleben von Steve McQueen. Wie problematisch war es für Sie, sich damit auseinanderzusetzen?

Chad McQueen: Das war nicht immer einfach, klar. Vor allem so deutlich zu sehen und es auch noch der ganzen Welt zu zeigen, wie mein Vater mit anderen Frauen rummacht (er war damals mit Chads Mutter, Neile Adams, verheiratet; Anm.). Da beginnt man schon ein bisschen, am Idealbild vom tollen Vater zu zweifeln. Umso schöner war es, als wir auf Sachen stießen wie den Brief meines Vaters, in dem er versprach, seine Einnahmen aus „Le Mans“ dem Rennfahrer David Piper zukommen zu lassen, der ja beim Dreh schwer verletzt wurde. Generell hat mich die Arbeit an dieser Doku natürlich zutiefst bewegt, ich hatte viel von dem Material nicht gekannt. Als Sohn ist das ein großartiges Gefühl, wenn man seinen Vater nochmal als jungen Mann sehen kann und seine Stimme hört. Und dann fanden wir die Tonaufnahmen aus Mexiko, als er schon sehr krank war, die haben mir das Herz gebrochen.

Ist es eigentlich schwierig, der Sohn einer Legende zu sein, immer in seinem Schatten zu stehen? Er gilt ja bis heute als der „King of Cool“.

Ich weiß es nicht, ich kenne es ja nicht anders. Vielleicht macht mich das ja zum „Prince of Cool“ (lacht).

Wie haben Sie ihn wahrgenommen? Als Hollywoodstar oder mehr als Rennfahrer?

Als Vater. Er war trotz allem ein guter Vater und hat sich sehr bemüht, mir und meiner Schwester, Terry, eine stabile Kindheit zu ermöglichen. Er selbst hat seinen Vater ja nie gekannt, und seine Mutter war Alkoholikerin und extrem instabil. Wahrscheinlich hat er sich gerade deshalb so um uns bemüht, weil er auf keinen Fall wollte, dass wir erleben, was er als Kind durchmachen musste. Er hat uns zum Beispiel immer, wenn er einen Film drehte, die ganze Zeit zum Set mitgenommen. Es war ihm wichtig, dass seine Familie stets in seiner Nähe war.

Er hat Ihnen ja auch die Liebe zum Rennsport beigebracht, oder?

Ja, er hat mir die Leidenschaft beigebracht, der ich heute meinen Zustand verdanke (McQueen hatte 2006 einen Autounfall, den er nur knapp überlebte, Anm.). Schnelle Autos waren immer Teil meines Lebens. Als ich geboren wurde, fuhr Dad gerade sein erstes eigenes Auto, einen 1958er-Porsche Speedster. Ihn habe ich heute noch. Danach kam ein Jaguar XKSS, dann der Lotus.

Haben Sie auch noch den legendären Mustang, den Ihr Vater in „Bullitt“ fuhr?

Nein, er ist verschwunden. Aber ich meine, Sie haben ja den Film gesehen und wissen, wie demoliert er nach dieser Verfolgungsszene ausgesehen hat. Ganz ehrlich, ich glaube nicht, dass sich jemand die Mühe gemacht hat, ihn zu reparieren, ich bin sicher, dass er nach dem Dreh schlicht verschrottet wurde. Aber ich habe einige andere seiner Autos. Nach „Le Mans“ hat er Autorennen aufgegeben und sich auf historische Motorräder und Flugzeuge konzentriert. Zum Zeitpunkt seines Todes besaß er 138 Motorräder, 36 Autos und sieben oder acht Trucks, in zahlreichen Garagen über das ganze Land verstreut.

Sie waren jahrelang Profirennfahrer, die Schauspielerei haben Sie nie sonderlich ernsthaft verfolgt. Warum sind Sie da nicht in die Fußstapfen Ihres Vaters getreten?

Weil ich nicht gut genug bin. Wie sagt man so schön? Talent überspringt immer eine Generation (lacht).

Ihr Sohn Stephen R. ist in der Tat mittlerweile ein recht erfolgreicher Schauspieler.

Ja, er spielt jetzt schon sechs Jahre lang eine Hauptrolle in der TV-Serie „Vampire Diaries“. Ich bin sehr stolz auf ihn.

Steckbrief

1960
wurde Chad McQueen in Los Angeles geboren. Er versuchte sich mehrfach als Schauspieler, etwa in dem Rennfahrerfilm „Red Line“ (1995), der große Durchbruch blieb ihm aber verwehrt.

1993
heiratete er Jeanie Galbraith, mit der er zwei gemeinsame Kinder hat. Sein Sohn, Steven R. McQueen, aus einer früheren Beziehung ist einer der Hauptdarsteller der Serie „Vampire Diaries“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2015)

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