Österreich-Japan-Jahr: Prinzenpaar auf Donau-Tour

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prince Akishino(c) AP
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Japans Prinz Akishino und seine Frau Kiko weilen derzeit in Österreich. Als Vater des künftigen Thronfolgers steht Akishino dem Tenno sehr nah. Der Prinz wird in Wien von Heinz Fischer empfangen.

Es ist die kaiserliche Krönung eines besonderen Jahres, wenn Japans Prinz Akishino und seine Frau, Prinzessin Kiko, heute, Montag (gelandet sind sie bereits am Sonntag), in Wien ihren insgesamt viertägigen Österreich-Besuch beginnen.

Der zweitgeborene Sohn des japanischen Tenno reist in höchstoffizieller Mission. Kaiser und Regierung haben den 43-Jährigen mit der Schirmherrschaft des Österreich-Japan-Jahres geehrt, das die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Staaten vor 140 Jahren mit einer Vielfalt politischer, wirtschaftlicher, kultureller und wissenschaftlicher Begegnungen feiert. Prinz Akishino, die Nummer zwei in der japanischen Thronfolge, wird in Wien empfangen, wie es sonst meist nur gekrönten Häuptern und Präsidenten widerfährt: Empfang bei Bundespräsident Heinz Fischer, anschließend gemeinsamer Besuch im Stift Klosterneuburg.

Mit dabei ist auch Akishinos Frau Kiko, die übrigens in Wien die Grundschule besucht hat und fließend Deutsch spricht. Das Paar wird auch ins Burgenland fahren, bevor die offizielle Visite, quasi als „Donau-Tour“, weiter nach Ungarn, Rumänien und Bulgarien führt, die jeweils den 50. Jahrestag der diplomatischen Beziehungen begehen.

„Akishino-no-miya“ (so der volle Name), der vor seiner Hochzeit mit der Professorentochter Kiko und der Gründung eines eigenen imperialen Haushalts Fumihito hieß, bekleidet am Chrysanthementhron eine deutlich wichtigere Position, als es seiner Stellung als Zweitgeborener hinter Kronprinz Naruhito eigentlich zukommt. Ausschlaggebend dafür dürfte sein, dass der Jurist und Biologe – er promovierte in Ornithologie, kennt sich aber auch sehr gut mit Fischen, Fröschen und Lurchen aus – im Hauptberuf eigentlich „Vater des künftigen Kronprinzen“ ist. Sein im September 2006 geborener Sohn Hisahito rangiert nach dem Gesetz der männlichen Erbfolge auf Platz drei und hat damit seine Cousine, die siebenjährige Aiko, Tochter von Kronprinz Naruhito, von dieser Position verdrängt.

Spätestens seit damals stimmt die Chemie zwischen dem Brüderpaar nicht mehr. Akishino hat schon mehrfach öffentlich gegen Naruhito Position bezogen. So warf er dem Kronprinzen vor, der sich über den Stress seiner Frau Masako in der kaiserlichen Familie beschwert hatte, schwerstens gegen die Etikette zu verstoßen. Es sei seine Aufgabe als Kronprinz, den Kaiser zu unterstützen. „Bevor man auf einer Pressekonferenz Bemerkungen dieser Art öffentlich macht, sollte man den Inhalt mit dem Tenno zumindest besprochen haben“, kritisierte Akishino seinen in der Hierarchie übergeordneten Bruder ungewöhnlich rüde. „Meine Person war in nicht geringem Maß überrascht, als ich das zur Kenntnis nehmen musste. Und wie ich gehört habe, ging es dem Kaiser ebenso.“

Seitdem herrscht nach außen Burgfrieden bei Hof. Man geht sich aber aus dem Weg, wo man kann. Das Kronprinzenpaar brach den Kontakt mit dem kaiserlichen Elternhaus bis auf unvermeidliche Besuche quasi ab. Der Hof beschwert sich regelmäßig, dass der Kaiser seine Enkelin „so selten sieht“. Gemeint ist das wohl als Kritik an Kronprinz Naruhito, dem der Hof auch schon angeraten haben soll, auf seinen Thronanspruch zu verzichten und gemeinsam mit Masako und Tochter Aiko ein bürgerliches Leben zu beginnen.

Dann würde Akishino Kronprinz und die direkte Linie auf dem Chrysanthementhron wäre wiederhergestellt. Solche Ambitionen sind aber bisher nur als Geflüster hinter den massiven Felsenmauern des grünen Palastareals im Zentrum von Tokio vorgedrungen. Der Prinz mit der weißen Mittelscheitelfrisur widmet sich seinen zahlreichen Ehrenämtern und gibt sich ansonsten als ganz normaler Privatmann – nur, dass er eben in einem kaiserlichen Palast lebt. Er ist bekennender Beatles-Fan und rangierte als leidenschaftlicher Tennisspieler im Doppel auch schon unter den Top Ten der ostjapanischen Region Kanto. Unter den traditionellen Künsten Nippons hat er sich die Kalligrafie ausgewählt und dafür die berühmte Arisugawa-Schule absolviert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2009)

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