Steinspornbrücke: Chillen auf der Donauinsel

(c) Stanislav Jenis
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Moritz Stibernitz und Marcin Wyczesany wollen im Himmel und Wasser mit frischem Essen und DJ eine etwas andere Inselkultur etablieren.

Ein paar junge Leute haben auf den Terrassen ihre Badesachen ausgepackt. Ein Ruderer gleitet vorbei, ein Schlauchboot, ein einzelner Schwimmer. Im Surfshop nebenan werden langsam die Boards fürs Stand-up-Paddling ausgepackt, die Heuschrecken zirpen in der Hitze – mitten in Wien. Moritz Stibernitz und Marcin Wyczesany sitzen bei Melange im Schatten der Schirme in ihrem Gastgarten und kommen im Erzählen immer wieder ein bisschen durcheinander. Weil sie so viele Ideen haben, was man hier, mit ihrem Lokal und dem Gelände des Ruderzentrums in dieser unteren Ecke der Donauinsel, alles machen kann – und noch könnte.

Da hört man vom Fußballplatz hinter dem Haus, Picknickkörben und selbst gemachtem Apfel-Ingwer-Saft, vom Kräutergarten für den Koch, der hier Erlebniskochen für Schulklassen anbieten will. Von Fruchtsaftbar und Frisbee auf der Wiese, Schatzsuchen und Kinderdisco, den Stangen der Tribünen der einstigen Ruder-WM, an denen man seine Hängematte oder Slackline aufhängen kann. Von Open-Source-Mentalität, DJs und Yoga auf den Boards, die fürs Stand-up-Paddeln verwendet werden.

Zwischendurch holen sich die beiden Betreiber des Restaurants Himmel und Wasser gegenseitig in die Realität zurück. In selbiger kämpfen sie noch etwas mit der Bürokratie und dem Kühlsystem. Aber: Sie sind ja auch erst seit sechs Wochen am Start – und werden zunehmend entdeckt. Gerade haben sie ihr WLan verstärkt – weil ein paar Kreative hier bei Deep House und Bossa Nova kurzerhand ihr Open-Air-Office aufgeschlagen haben.

Es ist ein lang gehegter Wunsch, den sich Marcin Wyczesany mit dem Himmel und Wasser erfüllt. „Vor zehn Jahren haben wir immer hier gebadet“, erzählt der WU-Absolvent, der bei der OMV arbeitet, „und ich hab mich jedes Mal geärgert, dass es an so einem schönen Platz keine gescheite Gastronomie gibt.“ Vor drei Jahren begann er, sich beim Ruderverband für das wechselnd betriebene Lokal zu bewerben, heuer mit Erfolg.

In dem Windsurfer Moritz Stibernitz hat er den passenden Partner. Kennengelernt hatten sich die beiden in Studentenzeiten beim Jobben in der Orangerie Schönbrunn. Stibernitz stellte später die Gastronomie der Pratersauna auf die Beine und schrieb seine Diplomarbeit ebendort. Das Projekt Donauinsel ist für ihn „mehr als Gastronomie. Ich hab tausend Ideen, in mir wurlt's.“ Grundsätzlich will man jedenfalls „in Richtung Chill-out-Lounge“ für ein urbanes Publikum. „Für die fehlt auf der Donauinsel alles. Es gibt nichts Veganes, kaum etwas Vegetarisches – überhaupt kaum etwas frisch Gekochtes.“ Bei ihnen gibt es gerade kalte bulgarische Gurkensuppe mit Nüssen und Fetasalat, Koch und Kellnerpärchen wetteifern um das bessere Sangriarezept. Man wolle etwas, „das sich abgrenzt von den Nudelsuppen und Tiefkühlschnitzeln“ der üblichen Inselgastronomie.

Schwimmen oder raften

Überhaupt ortet Wyczesany einen gewissen „Verfall des einstigen Freizeitparadieses“. „Das hört man auch, wenn man mit alten Insulanern spricht.“ Junge Leute wüssten gar nicht, „wie schön es auf der Insel ist. Die verbrennen lieber Sprit und fahren an die Mole West am Neusiedlersee.“ An die erinnert das Himmel und Wasser nur bedingt, eher an einen Surfspot in Podersdorf. Man kann schwimmen, im Schatten des Nussbaums haben die beiden (Wyczesany hat zwei kleine Kinder, Stibernitz einen elfjährigen Sohn) gerade Planschbecken gefüllt und eine Sandkiste gebaut – und unweit liegt die Vienna Watersports Arena, Österreichs erste künstliche Wildwasseranlage, auf der man Raften und Kajak fahren kann. „Da hat“, sagt Wyczesany, „die Stadt etwas Tolles hergebaut, das total vernachlässigt wird.“

Auf einen Blick

Himmel und Wasser ist der neue Name des Lokals im Ruderzentrum Neue Donau an der Steinspornbrücke am unteren Ende der Donauinsel Richtung Lobau. Gegenüber liegen die Safari Lodge und das Kraftwerk Donaustadt, gleich daneben die Vienna Watersports Arena. Moritz Stibernitz und Marcin Wyczesany betreiben hier eine „Chill-out-Lounge“ mit frisch gekochten Speisen, Samstag legt von 19 bis 21 Uhr ein DJ auf. Öffentlich erreichbar ist das Lokal via U2 Donaustadtbrücke und Buslinie 93A.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2015)

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