Zärtliche Umarmung

Kolumne: "Sprechblase". Warum man besser kein Geld in die Hand nimmt.

Wenn heute jemand Geld in die Hand nimmt, handelt es sich dabei entweder um

a) einen Manager oder Politiker, der Geld (in einem Koffer) überreicht bekommt, um etwas (nicht) zu tun,

b) einen Manager, der keine Ahnung von bargeldlosem Zahlungsverkehr hat oder

c) einen Grieche am Bankschalter oder Bankomaten. Drei unerquickliche Fälle.

Trotzdem wird die „Geld in die Hand nehmen“-Sprechblase gern eingesetzt. Neu ist die Wendung nicht, sie findet sich spätestens seit Gottfried Kellers „Der grüne Heinrich“ in den 1850ern. Seit wann sie aber besonders oft bemüht wird? Seit die sogenannte Krise im vergangenen Jahrzehnt ausgebrochen ist. Seit damals ist viel davon die Rede, wo und worin man nicht investieren könnte.

Es klingt vor allem nach Tatkraft, wenn Dinge in die Hand genommen, also erledigt werden. Zudem birgt „Geld in die Hand nehmen“ beinahe wörtlich in sich, was heute von Führungskräften wie Mitarbeitern gefordert wird: Hands-on-Mentalität.

Passend, was der Exbanker und Rolls-Royce-Fan Jürgen Büch dazu meint: „Ein reicher Mann kann sein Geld in die Hand nehmen, nicht aber in den Arm.“

In den Sprechblasen spürt Michael Köttritsch, Leiter der Ressorts "Management & Karriere" und "Arbeitswelten" in der "Presse", wöchentlich Worthülsen und Phrasen des Managersprechs auf und nach.

michael.koettritsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2015)

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