Leute, die am Ende des Satzes "weißt du" sagen

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Hinter mancher rhetorischer Bestätigungsfrage verbirgt sich ein wenig Prahlerei.

Sie kennen das sicher von Frank Stronach, nicht? Dass er nämlich gerne genau dieses Frageanhängsel am Ende eines Satzes einsetzt. Vor allem die Briten (nein, Stronach ist keiner, der Satz hat auch gar nichts mehr mit ihm zu tun) haben es bei derartigen rhetorischen Bestätigungsfragen zu einer regelrechten Perfektion gebracht, ist es nicht? Doch hierzulande muss man gar nicht neidvoll über den Kanal blicken, denn solche Rückversicherungen kennt man hier auch zur Genüge. Da gibt es das wunderbare „gell“ oder das vor allem im Westen Österreichs gebräuchliche „oder“, während man im Norden Deutschlands gerne ein „ne“ oder „wa“ als Versicherungsfrage anhängt, gelegentlich auch ein „stimmt's“.

Nicht ganz in diese Kategorie fällt das vielgestaltige „weißt du“, das je nach Sprachraum zwischen „weeste“ und „waaßt“ pendelt. Denn während ein simples „nicht“ oder „oder“ dem Gesprächspartner kein Defizit unterstellt, wirkt das „weißt du“ allzu oft ein wenig schulmeisterlich, gell? (Per Sie hätte da jetzt eigentlich „göllns“ stehen müssen, bitte um Vergebung für die indirekte amikale Duzung!) Denn das „weißt du“ impliziert, dass man selbst das Wissen hat, das man dem kleinen Dummerchen gegenüber jetzt unter die Nase reibt. In rhetorischer Sicht entspricht die Redewendung also etwa dem paternalistischen Tätscheln des Hinterkopfes, stimmt's? In die gleiche Kategorie passt auch das „verstehst du“, bei dem das Ungleichgewicht des Wissens von oben herab in eine rhetorische Frage gepackt wird. All das oft unbewusst, aber für den Gesprächspartner doch immer wieder ein wenig unangenehm, verstehen Sie?

Es könnte übrigens ein nettes Spielchen sein, auf derartige Floskeln tatsächlich zu antworten. Natürlich verstehe ich das, ich bin ja kein Trottel. Aber vermutlich macht man sich damit eher keine Freunde, oder?

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2015)

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