Street-Style-Salsa im Burggarten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Joanna Swietek und Martin Buxbaum tanzen mit Freunden hinter der Hofburg Casino. Wer will, kann mitmachen. Manchmal tun das sehr viele.

Ein heißer Sonntagspätnachmittag in der Wiener Innenstadt. Zum Palmenhaus dringen Salsa-Rhythmen. Je mehr man sich der Rückseite des Weltmuseums in der Hofburg nähert, desto dichter wird der Ring von neugierigen Zuschauern. In der Mitte haben Tanzende einen Kreis gebildet, jemand gibt Kommandos, die Partner wechseln fliegend, alle haben sichtlich Spaß. Die Atmosphäre: südlich, weltstädtisch, nicht ganz Wien.

Nicht ganz so viele Menschen waren es am vergangenen Freitag. „Es ist unterschiedlich. Manchmal kommen mehr, manchmal weniger, und es ist ein Kommen und Gehen“, sagt Joanna Swietek. Zwei Jahre ist es her, dass sie und ihr Partner, Martin Buxbaum, im Sommer zum ersten Mal ihre Musikbox geschnappt und sich mit ein paar Freunden zum Tanzen bei der Hofburg verabredet haben, erzählt sie. Nicht zuletzt deshalb, „weil dort der Boden gut passt“. Glatt ist er hinter dem historischen Gemäuer, das man eher mit Walzer in Verbindung bringt. Man könne viel besser gleiten als auf Asphalt. „Das hat sich dann herumgesprochen, andere Leute haben angefangen, mitzutanzen und gefragt, wann wir das wieder machen.“ Seither teilen die beiden in unregelmäßigen Abständen – „wenn wir Zeit haben und das Wetter passt“ – ihre Tanzpläne auf Facebook.

Cubaila Viena via Facebook

Das zugehörige Stichwort heißt Cubaila Viena: Zusammengesetzt aus Cuba und baila steht es in etwa für: Tanz kubanisch, Wien. Und zwar Street Style. „Das hat nichts mit Tanzschul-Salsa oder Gesellschaftstanz zu tun“, sagt Joanna Swietek – und heißt im kubanischen Original auch oft gar nicht Salsa, sondern Casino. „Ein bisschen erdiger“, beschreibt Swietek den Stil, „so, wie auf der Straße getanzt wird.“ Bei der „Rueda de Casino“ bilden mehrere (oder, wie manchmal im Burggarten: sehr viele) Paare einen Kreis und tanzen auf Kommando des Cantante die gleichen Figuren. Dank inkludierter Partnerwechsel dreht sich die Rueda, das Rad.

Und immer neue Leute reihen sich ein. Oft Touristen, die vom innerstädtischen Salsa gehört haben. Wie jener Afghane, der als speziell guter Tänzer auffiel. „Leider auch er ein Tourist.“ Swietek selbst, die im Museumsquartier arbeitet und Eventmanagement studiert, kam erst vor vier Jahren über Buxbaum zum Salsa. „Ich habe dafür vorher gar nicht getanzt“, sagt sie, „ich bin nicht einmal in der Tanzschule gewesen.“ Allenfalls habe sie als Kind von Hip-Hop geträumt. Im (verblichenen) Floridita stieß sie bald an Grenzen: „Ich hatte alles durch und wollte mehr.“

Seither sind sie und Buxbaum in ganz Europa auf Festivals unterwegs. „Fast jedes Wochenende gibt es irgendwo Workshops und Partys.“ Einmal im Jahr fliegen die beiden „an die Quelle“, nach Kuba, um das Lebensgefühl aufzusaugen und mitzubringen. Die Latte hält sie niedrig. Wer die zehn Basics-Figuren kann, könne mittanzen. Kann man mehr, sei es noch lustiger. Kann man weniger – egal: „Man kann auch herumhüpfen und Spaß haben.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.