Michael Steinocher: Ein Lauser erobert Ottakring

Michael Steinocher
Michael SteinocherDie Presse
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Bekannt geworden ist er als Knickerbocker und TV-Polizist. In „Planet Ottakring“ rettet Michael Steinocher jetzt mit alten Schillingnoten das Grätzel.

„In Ottakriing, in Ottakriing...“ Es kommt einem ganz natürlich vor, dass Michael Steinocher irgendwann drauflos singt, nachdem er eine Stunde lang über alles Mögliche erzählt hat, begleitet von ausladenden Gesten und Gelächter: die Schauspielerei, sein Floridsdorf, die blauen Flecken, die er sich beim Üben mit seinem einrädrigen Segway zugezogen hat. Dann grinst er. „So leiwand, die Musik!“ Die ist der Titelsong seines aktuellen Films, „Planet Ottakring“, und der 32-jährige Wiener gerade im Kommen.

Manche nennen ihn schon den Bildschirmrepräsentanten der jungen Wiener Seele. Tatsächlich ist er zurzeit ein bisschen auf einen Typ Strizzi abonniert. In Ottakring, wo sonst. In „Cop Stories“ spielt er seit zwei Jahren Inspektor Sylvester Thaler: harte Schale, große Klappe, weicher Kern. Im neuen Film gibt er Sammy Lischka: einen Kleinkriminellen, der mit einer Parallelwährung aus kopierten Schillingnoten die Wirtschaft im Grätzel rettet. Auch der: goschert und impulsiv. Im Gegensatz zum Polizisten nicht immer auf der richtigen Seite des Gesetzes, aber auch einer mit dem Herz am rechten Fleck.

Das eine oder andere eines Sammy, eines Sylvester erkennt man wieder, wenn man Steinocher gegenübersitzt: den charakteristischen Grinser, der immer irgendwie bubenhaft wirkt, den Zungenschlag, den er aus der Mitterhofsiedlung mitgenommen hat, das Energielevel. „Beide Figuren haben viel von mir mitbekommen“, sagt er selbst. „Ich bin einer, der sehr nach seinem Gefühl handelt, der Sachen nicht zerdenkt. Das sind sie auch.“ Und was das Stereotyp des Lausbuben angeht: „Meine Eltern wollten immer einen lieben Lauser à la Michel aus Lönneberga.“

Apropos Kinderbuch: Wer Steinochers Gesicht kennt – aber weder aus „Cop Stories“ noch aus „In 3 Tagen bist du tot“ noch aus der „Wanderhure“ –, der kennt es vielleicht von früher, aus der „Knickerbockerbande“. Mit der Rolle des Axel hat seine Karriere begonnen, obwohl eigentlich seine Schwester unbedingt zum Casting wollte, er lieber weiter Sega Mega Drive gespielt hätte. „Aber dort war es dann super: Das waren die ersten Leute, die nicht gesagt haben: ,Michi, hör auf.‘ Sondern: ,Gibt uns mehr!‘ Das hat mir so getaugt.“

„Ottakring war Halligalli“

Nach der Matura geht er ans Konservatorium der Stadt Wien, vom Schauspiel leben kann er ab „In 3 Tagen bist du tot“. In diese Zeit fällt übrigens auch die kurze (aber umso wildere) Etappe, in der er in Ottakring lebt. Beim Brunnenmarkt, neben Regisseur Andreas Prochaska, auf dessen Couch er bisweilen sitzt, bevor er überhaupt zu Hause ist. („Ottakring war geil – aber viel Halligalli“) Inzwischen wohnt er wieder im 21. Bezirk. „Trotz allem ist es ein schöner Bezirk: grün, ruhiger.“

Ruhig soll es in Zukunft eher nicht zugehen. „Ich will Action machen“, sagt Steinocher, ja er ruft es fast. „Ich finde das so leiwand!“ Solange er körperlich in der Lage sei – nach zehn Jahren Karate geht immer noch (fast) ein Spagat – würde er am liebsten einen Martial-Arts-Film drehen. Das nächste Projekt dürfte aber in die historische Richtung gehen. Das könnte lustig werden: „Für die ,Wanderhure‘ habe ich mir ein halbes Jahr den Bart wachsen lassen – so schnell wächst der nämlich nicht.“

AUF EINEN BLICK

Michael Steinocher ist aktuell in „Planet Ottakring“ zu sehen – einer Mischung aus Gaunerkomödie und sozialkritischem Märchen zugleich. Als Kleinkrimineller Sammy Lischka übernimmt Steinocher darin die Geschäfte des verstorbenen Paten von Ottakring und rettet mit einer Parallelwährung aus kopierten Schillingnoten an der Seite von Wirtschaftsstudentin Valerie die Wirtschaft im Grätzel. Seit 14.8. im Kino.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.08.2015)

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