Hayley Hasselhoff: Groß in Mode

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Die Tochter des bekanntesten TV-Rettungsschwimmers ist in der Modebranche eine Fixstarterin: Hayley Hasselhoff hat Karriere als Plus-Size-Model gemacht.

Sie war 2006 gerade einmal 14 Jahre alt und jüngster Spross eines einstigen TV-Stars. Im Alter von sieben Jahren hatte sie die Tammi in der Fernsehserie ihres Vaters „Baywatch“ gespielt. Ein Jahr später war sie nochmals in der Serie zu sehen, da allerdings schon als Nebendarstellerin ohne Namen. Danach erhielt sie kein größeres Rollenangebot mehr. Es war vorerst Schluss mit der Bilderbuchkarriere – trotz des bekannten Vaters. Doch dieser schien sich langsam Sorgen zu machen. Womöglich lag der Grund für den ausbleibenden Erfolg auch am Körper des Mädchens? Nun, sie hatte ein paar Pfund zu viel auf den Rippen – ein Makel in der Size-Zero-Welt des amerikanischen Showbusiness. So wandte sich der besorgte Vater an seine Pressesprecherin, besprach die Zukunft des Mädchens. Die freilich wusste Rat: Die Tochter soll einfach Plus-Size-Model werden.

Nebenschauplatz. Mittlerweile sind neun Jahre vergangen, aus dem Teenager wurde eine selbstbewusste junge Frau, deren Name in der Welt der Übergrößen ein Begriff ist. Und darüber hinaus: Denn Hayley Hasselhoff ist die Tochter von Sänger, TV-Rettungsschwimmer und Knight Rider David Hasselhoff. Die wichtige Agentur Ford Models nahm Hayley schon 2007 unter Vertrag und verschaffte ihr lukrative Laufstegeinsätze – von Paris über London und Berlin bis nach Sydney. Allerdings zumeist an Nebenschauplätzen: Denn die großen Modezelte, die Laufstege der wichtigsten Luxusmarken sind zumeist noch den gertenschlanken Models oder – wie Hayley Hasselhoff sie zu nennen pflegt – den „Straight Girls“ vorbehalten.

Übergrößenmodels, also junge Frauen ab Kleidergröße 38, haben hier grundsätzlich nichts verloren. Daher läuft Hayley auf den vergleichsweise kleinen Modeevents für Übergrößenkleidung, die seit ein paar Jahren in immer größerer Anzahl etabliert werden – etwa mit der seit drei Jahren existierenden Pulp Fashion Week in Paris oder der „Curvy is sexy“-Messe in Berlin. Und die Tochter von David Hasselhoff fällt positiv auf: 2014 bekam sie in London den British Plus Size Award als bestes Übergrößenmodel. Paris machte sie im selben Jahr zur Botschafterin der dortigen Plus Size Fashion Week. Hayleys Message ist dabei denkbar einfach: „Liebe deinen Körper, wie er ist.“

So oder so reißen die Angebote aus dem Übergrößensegment nicht ab, ganz im Gegenteil: „Plus Size ist ein Trend“, meint die junge Frau, die mittlerweile bei Wilhelmina Models unter Vertrag steht. Immer mehr Labels sprössen aus dem Boden, immer häufiger fänden Plus- Size-Shows parallel zu den herkömmlichen Fashion Weeks statt. „Kein Wunder“, sagt Hayley bestimmt. „Schließlich liegt die Durchschnittskleidergröße der Frauen weltweit bei 44.“ Grund genug, von der herkömmlichen Mode abzusehen, die oftmals nicht über die Durchschnittsgröße hinausdenkt.

Doch Plus Size funktioniert nicht ganz so einfach. Zwar bieten immer mehr Labels, auch große Ketten wie Mango oder H & M, Mode für fülligere Damen an. Die Konzeption der Kleidung ist aber teilweise anspruchsvoller als bei den kleineren Varianten. „Die Schwierigkeit ist, dass Frauen unterschiedlich dick werden“, erklärt Designerin Anna Scholz, die seit rund 20 Jahren Kleider für kurvigere Damen kreiert und schon seit einiger Zeit mit der Plus-
Size-Modemarke Sheego kooperiert. „Manche Frauen bekommen mehr Oberweite, einige haben mehr Bauch und werden kugelförmig, haben dafür aber tolle Beine, andere wiederum nehmen eher am Hintern zu.“ So müsse sie viele verschiedene Schnitte drapieren.

Hauptsache gesund? Die größte Herausforderung sei aber immer noch das aktuelle Schönheitsbild. „Natürlich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten auch etwas geändert“, meint Scholz. „Früher wurden dickere Frauen in Magazinen nicht abgelichtet.“ Dieses Jahr wagte sich hingegen sogar die amerikanische „Sports Illustrated“, auf deren Cover sich regelmäßig gut trainierte Models räkeln, an ein Übergrößenmodel heran. Allerdings war die 26-jährige Ashley Graham nicht auf dem Titelbild, sondern etwas versteckter im Heft, im Rahmen einer Werbekampagne, zu sehen. „Ich würde mir wünschen, dass üppigere Frauen öfter in Zeitschriften abgelichtet werden“, sagt Scholz. „Kurvigere Frauen sollten als normal gelten und nicht immer als Randgruppe oder Sorgenkinder der Mode.“

Und auch Hayley, die zuletzt die Kleider von Anna Scholz in Berlin präsentiert hat, will mit Vorurteilen aufräumen: „Bei Plus Size denken viele immer an gelangweilte, auf der Couch abhängende Menschen, die zu viel essen.“ Das stimme aber nicht, meint die Amerikanerin, die Kleidergröße 42 bis 44 trägt. Auch sie ginge regelmäßig ins Fitnessstudio. „Bei Lingerie will schließlich jeder fitte Mädels sehen, ob nun dick oder dünn“, erklärt die Blondine. Und wie passt ihre Botschaft mit der Arbeit ihres Vaters zusammen? Schließlich steht „Baywatch“ für einen ganz besonderen Frauentypus: schlank, perfekt durchtrainiert, ohne jegliche Fettpolster.

„Darüber habe ich mir als Kind nie Gedanken gemacht“, antwortet Hayley entschieden. „Ich habe nie Menschen in Schwimmsachen gesehen, nie eins und eins zusammengezählt.“ Und was denkt sie heute? Die 23-Jährige wird energisch, die Sache ihr sichtlich unangenehmer. Schließlich beantwortet sie die Frage ausweichend: „Es geht doch allein darum, dass man gesund ist, egal, mit welcher Größe.“ Das Kommunikationsgeschick der PR-Dame, die den Grundstein ihrer Karriere gelegt hat, hat offenbar abgefärbt.

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