Ein Wintersport-Deal mitten im Sommer

(c) Alpinresorts
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Die Online-Plattform Alpinresorts macht den großen Sportketten in Sachen Skiverleih ordentlich Konkurrenz. Kürzlich hat sich Gründer Gunther Dillersberger mit Russmedia einen starken strategischen Partner an Bord geholt.

Mitten im Sommer ist einem Wintersport-Start-up ein Coup gelungen. Alpinresorts, eine auf die Vermittlung von Skiverleih spezialisierte Online-Plattform, hat mit Russmedia, einem international tätigen Medienkonzern mit Sitz in Vorarlberg, einen strategischen Investor an Bord geholt.

Eigentlich hätten sie die Beteiligung eines Investors überhaupt nicht geplant, sagt Gründer und CEO Gunther Dillersberger. „Als 2011 das erste Mal eine Firma bei uns angeklopft hat, waren wir zunächst ziemlich überfordert. Wir hatten nie einen Financier oder Venture Capital Fonds an Bord, sondern uns immer aus dem Cashflow finanziert“, sagt Dillersberger. Doch als die Anfragen häufiger wurden, hätten sein Team und er begonnen, sich ernsthaft mit dem Thema zu befassen. „Wir wollten das professionell machen, zusammen mit einer Firma, die uns begleitet“. Die Wahl fiel auf i5Invest, die auf Seed-Finanzierungen und M&A-Beratung (Mergers & Acquisitions) spezialisiert ist. „Es hat sich dann ziemlich schnell herauskristiallisiert, dass wir einen strategischen Partner wollen, der uns hilft zu wachsen und das bestehende Geschäft abzusichern“, sagt Dillersberger. Über die Summe, die dabei gefolssen ist, will er allerdings nichts verraten. Nur so viel: „Es handelt sich um eine gleichberechtigte Partnerschaft“.


Saisonales Risiko. Bei Alpinresorts sei eine große Herausforderung die Saisonalität des Geschäftes. „Wir haben vier Monate, wo das ganze Geschäft passieren muss. Das birgt natürlich ein gewisses Risiko“, sagt Dillersberger. Deshalb sei die Ausbreitung in andere Verleihsparten sinnvoll, und dabei könne Russmedia helfen. Der Konzern betreibt neben Print- und Onlinemedien auch den Mietmarktplatz Erento. Zudem könne man etwa beim Callcenter Synergien schaffen. Bisher musste Alpinresorts für die Wintersaison immer wieder neue Mitarbeiter anwerben und einschulen. Ein gemeinsam mit Erento ganzjährig betriebenes Callcenter spare da viele Ressourcen.

Auch wenn das Thema Exit für die Gründer anfangs Neuland war – unvorbereitet sind sie an das Projekt Start-up keineswegs herangegangen. Dillersberger hat, bevor er zum Gründer wurde, an der WU Wirtschaft studiert und dann einige Jahre in der Sportbranche gearbeitet, unter anderem bei Sport 2000. „Ich war immer schon sehr skisportaffin“, sagt Dillersberger, dessen Stiefvater, Walter Kneissl, langjähriger technischer Chef der gleichnamigen Skimarke war.


Kein Kneissl-Schicksal. Vielleicht hat Dillersberger auch das Schicksal des Familienunternehmens (vier Konkursanträge, viele Eigentümerwechsel, 2011 dann das endgültige Aus) gelehrt, das unternehmerische Risiko zu diversifizieren. Denn Alpinresorts ist nicht sein einziges Pferd im Rennen. „Wir haben eigentlich parallel drei Firmen gegründet. Und zwar mit dem Hintergedanken, dass eines der Projekte sicher aufgeht. Welches, war uns eigentlich egal“, sagt er.

Neben Alpinresorts waren das die Onlinemarketingfirma 2befound, und der Webseitenentwickler 2bepublished. „Für Alpinresorts mussten wir ohnehin up to date sein, was Suchmaschinenmarketing betrifft, und 2bepublished hat dann natürlich auch unsere Homepage entwickelt. Aber beide Firmen haben eben auch andere Aufträge angenommen.“ Die Zeit zwischen 2006 und 2010 sei sehr spannend gewesen: „Da haben wir gedacht, Webseitenverkauf wird ein großes Ding, weil es so viele schlechte Webseiten gab, und viele Agenturen, die völlig überteuerte Ware angeboten haben“, sagt Dillersberger. Mittlerweile sei das aber ein gesättigter Markt. 2bepublished habe sich dann in Richtung Datenbanken weiterentwickelt. Denn die Aufbereitung von Kundendaten ist jetzt ein heißes Eisen im Onlinegeschäft.


Wohin mit dem Geld? Seit etwa zwei Jahren sei aber Alpinresorts das wertvollste Pferd im Stall. Die dazupassende Firma heißt 2begroup, unter ihrem Dach befinden sich auch die Schwesterportale Snowbrainer und Slopefox (UK), Skimarie (FR) und Pistenfuchs (DE), Mitbewerber, die im Lauf der Zeit dazugekauft wurden. Und nach dem Exit wurde gleich noch eine Firma gegründet, und zwar zum alleinigen Zweck, das beim Exit verdiente Geld – wie viel, wird nicht verraten – zu investieren. Natürlich auch in Start-ups. Aber nicht nur – auch hier soll diversifziert werden. Das Risiko hat Dillersberger fest im Griff, wie es scheint.

Skiverleih

Alpinresorts betreibt eine Online-Vermittlungsplattform mit dem Hauptgeschäft im Skiverleih. Aber auch Skischulen, Transfer und Unterkünfte können über die Plattform gebucht werden. Erklärtes Ziel der Gründer ist es, alle alpinen Skigebiete online buchbar zu machen. Der Marktanteil liegt nach Angaben des Unternehmens bei 22 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2015)

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