Tote Hosen, Conchita, Bilderbuch: Eine Art Festival der Solidarität

�VOICES FOR REFUGEES� Volkshilfe veranstaltet gro�es Solidarit�tskonzert  am Wiener Heldenplatz!
�VOICES FOR REFUGEES� Volkshilfe veranstaltet gro�es Solidarit�tskonzert am Wiener Heldenplatz!(c) Volkshilfe / Johannes Zinner (Johannes Zinner)
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„Voices for Refugees“. Am 3. Oktober findet auf dem Heldenplatz ein Fest als „Zeichen für eine menschliche Asylpolitik“ statt – mit bemerkenswertem Line-up.

Es sind Namen, bei denen sich jeder Festivalveranstalter die Hände reiben würde: Mit den Toten Hosen, Conchita Wurst und Bilderbuch kommen aktuelle Garanten für bestens besuchte Konzerte. Und auch die übrigen Acts, Zucchero, Soap&Skin, Maschek, Kreisky, Christoph&Lollo, Konstantin Wecker oder Seiler und Speer, lassen die Veranstalter von einem „sensationellen Line-up“, schwärmen. Und davon, dass der Heldenplatz am 3. Oktober „beben“ werde. Schließlich findet an dem Tag in Wien auch noch eine Großdemonstration der Plattform für menschliche Asylpolitik statt, die um 13 Uhr am Westbahnhof startet.

Zum Händereiben kommt Veranstalter Ewald Tatar, der Chef von Nova Music, derzeit aber nicht. Immerhin gilt es, in wenigen Wochen ein Fest auf die Beine zu stellen, wie es gewöhnlich monatelang geplant und organisiert wird. Die Idee, eine Art Festival als Solidaritätsaktion für Flüchtlinge zu machen, hatten Erich Fenninger, der Direktor der Volkshilfe Österreich, und Tatar schon im August, schließlich sind die beiden alte Bekannte, seit sie sich vor 30 Jahren bei Konzerten im Burgenland kennengelernt haben. „Wir sind quasi gemeinsam im Jazz Pub in Wiesen aufgewachsen“, erzählt Tatar. Und mit der jährlichen „Nacht gegen Armut“ im Juli im Rathaus haben die beiden Erfahrung, gemeinsam Konzerte zugunsten der Volkshilfe auf die Beine zu stellen.

Seit der ersten Idee zu einem großen Fest für Flüchtlinge haben sich dann bei beiden „die Ereignisse überschlagen“. Nach dem großen Zustrom von Flüchtlingen nach Österreich wurde die Halle von Nova Music in Nickelsdorf, die heuer für das Nova Rock gebaut wurde, spontan zum Notquartier. Seither wurden dort hunderte Flüchtlinge vom Roten Kreuz betreut.

Parallel dazu wuchs aber der Plan, ein großes Fest zu veranstalten. Dieses auf dem Nova-Music-Gelände in Nickelsdorf abzuhalten stand nicht zur Debatte, „es sollte ein zentraler, symbolträchtiger Platz“ sein, sagt Tatar. Die Volkshilfe hat schließlich den Heldenplatz organisiert. Denn symbolträchtiger geht es in Wien kaum. Die Bühne wird vor dem Balkon der Neuen Burg stehen – damit kann der ganze Platz bis zum Volksgarten bespielt werden.

Die Musiker dazu zu bewegen, spontan zuzusagen, sei kein Problem gewesen. „Im Gegenteil – es ist so, dass sich noch immer Künstler melden, die gern spielen würden, die wir aber zeitlich nicht mehr unterbringen“, sagt Tatar.

Und schließlich sind es ja Künstler, die für ähnliches Engagement bekannt sind: Die Toten Hosen etwa haben schon 2013 unter dem Titel „Flucht ist kein Verbrechen“ 30.000 Unterschriften für die Wahrung der Menschenrechte von Flüchtlingen gesammelt und dem deutschen Bundestag übergeben. Anfang September hat die Rockgruppe, als eine von 20 bekannten deutschen Bands, ein Positionspapier vorgelegt, in dem mehr Schutz für Flüchtlinge vor rechtsextremen Übergriffen gefordert wird.

Auch etliche der anderen Musiker sind bekannt für gesellschaftspolitische Aktionen – so ist etwa Raoul Haspel, der Initiator der Schweigeminute, ebenfalls dabei. Die Künstler werden auf ihre Gagen verzichten, auch die Kooperationspartner von Nova Music, für Technik usw., würden ihre Leistungen größtenteils gratis beisteuern. Der Reingewinn aus der Gastronomie soll – so wie freiwillige Spenden, die gesammelt werden – der Volkshilfe gespendet werden. Vor Ort sein werden aber auch andere Hilfsorganisationen, Caritas, Hilfswerk, Diakonie, Arbeiter-Samariter-Bund oder Rotes Kreuz, die auch in die Planung involviert sind.

Zigtausende Besucher erwartet

Es ist jedenfalls anzunehmen, dass am 3. Oktober ein riesiges Fest auf dem Heldenplatz stattfindet – allein am ersten Tag nach Bekanntgabe des Line-ups haben via Facebook rund 20.000 Menschen ihr Kommen zugesagt. Und was erwarten die Veranstalter? „Na ja, beim Lichtermeer waren es ja mehr als 200.000“, sagt Tatar, lacht, „aber davon reden wir nicht. Ein paar zehntausend Leute werden es aber schon werden.“

Karitatives Duo. Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich (l.), und Ewald Tatar, Chef von Nova Music, haben einander vor 30 Jahren bei Konzerten in Wiesen kennengelernt, nun veranstalten sie gemeinsam ein Solidaritätsfest für Flüchtlinge auf dem Heldenplatz.
„Voices for Refugees“
findet am 3. Oktober ab 16.30 Uhr bei freiem Eintritt statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2015)

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Unter dem Motto "Voices for Refugees" werden am 3. Oktober unter anderem Bilderbuch, Conchita Wurst und Soap & Skin auftreten.

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