„Sehnsucht nach Konzerten“: Türkische Stars als Erfolgsgarantie

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Cousins Serkan Erkin und Taylan Demir holen regelmäßig türkische Popstars nach Wien. Ihre Auftritte werden von tausenden Fans besucht.

Wie sich vielleicht herumgesprochen hat, ist und bleibt das größte Fest innerhalb der türkischen Community die Hochzeit – sie stellt gleichzeitig auch das bedeutendste gesellschaftliche Ereignis für eine türkische Familie dar. Daher werden auch in Wien regelmäßig Trauungen in großen Sälen mit bis zu 3000 Gästen gefeiert. Aber was folgt danach? Was ist das zweitgrößte Fest? Es ist das Konzert. Musik (klassische ebenso wie volkstümliche und moderne) spielt in der türkischen Kultur eine außergewöhnlich große Rolle.

Bereits 1980 beispielsweise lockte ein gewisser Ferdi Tayfur, in der Türkei bis heute ein Star und vor allem berühmt für seine traurigen Balladen, nicht weniger als 17.000 türkische Gastarbeiter in die Dortmunder Westfalenhalle. Ein Jahr später noch einmal 11.000 in die Kölner Sporthalle (bei seinem Heimspiel in Istanbul waren es zuletzt 125.000). Nun sind solche Dimensionen natürlich die Ausnahme (nur der mit seinem Kusslied „Simarik“ auch in Europa bekannt gewordene Popstar Tarkan tritt vor so vielen Menschen auf), aber auf 2000 bis 3000 Konzertbesucher können sich türkische Musiker in Städten wie Berlin, Köln, Hamburg, Frankfurt, München und Wien fast immer verlassen. Musiker wie Gökhan Özen, der am kommenden Samstag im Club 34 in Favoriten auftreten wird. Die Veranstalter Serkan Erkin (28) und Taylan Demir (29) erwarten wieder mindestens 2000 Besucher. Drei bis vier Mal im Jahr holen sie unter der Marke „Club Xtrem“ die größten Stars der Türkei nach Wien, bisher waren es 22.

Ein lohnendes Geschäft, denn die Sehnsucht der türkischen Jugendlichen nach Musik in ihrer Muttersprache ist so groß, dass das Risiko eines schlecht besuchten Konzerts überschaubar ist. Zudem beteiligen sich zumeist namhafte türkische Unternehmen wie etwa Antalya Juwelier und das Bauunternehmen Simsek als Sponsoren an den Veranstaltungen. „Begonnen hat alles 2008, als wir angefangen haben, auf türkische Konzerte zu gehen“, erzählt Serkan. „Wir haben uns ständig gefragt, was man besser machen und welche anderen Künstler man einladen könnte.“ Bis sie irgendwann den Entschluss gefasst hätten, ihr erstes Konzert zu veranstalten. „Wir hatten den größten Spaß dabei, und es war ein voller Erfolg“, sagt Taylan. „Noch heute betrachten wir die Organisation der Konzerte nicht als Arbeit, sondern als Hobby.“

Immer mehr österreichische Gäste

Besonders erfreulich sei, dass von Mal zu Mal mehr österreichische Jugendliche ohne türkischen Hintergrund kommen würden. „Zum einen, weil im Vorprogramm nicht nur türkische, sondern auch internationale Hits gespielt werden. Und zum anderen, weil auch sie gerne zu moderner türkischer Popmusik tanzen“, sagt Serkan. „Türkischer Pop ist nicht zuletzt durch Tarkan auch in Europa salonfähig gemacht geworden.“

Zwar nicht Tarkan, aber mit Sila ist für das Saisonfinale am 7. Dezember ein fast ebenbürtiger Star für Wien gebucht. Das Konzert findet im Admiral Dome, dem ehemaligen Budocenter, statt. Serkan: „Der Club 34 ist leider zu klein dafür, denn diesmal erwarten wir mindestens 3000 Gäste.“

ZU DEN PERSONEN

Konzertveranstalter.Serkan Erkin (28) und Taylan Demir (29) holen seit 2008 türkische Popstars nach Wien. Die Konzerte, die alle drei bis vier Monate stattfinden, werden von durchschnittlich 2000 Menschen besucht – nicht nur von türkischstämmigen, sondern auch zunehmend von Jugendlichen ohne türkische Herkunft. Die nächste Veranstaltung findet am kommenden Samstag im Club 34 in Favoriten statt. Nähere Informationen unter www.facebook.com/clubxtrem.orginal.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.09.2015)

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