Trophèe Gourmet: Wenn der weltbeste Koch kommt

(c) EPA (Everett Kennedy Brown)
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Ferran Adrià, Küchenchef und Herr des meist angefragten Restaurants der Welt besuchte Wien. Und lernte es ein bisschen kennen.

Er freute sich wirklich darüber. Den lautesten Applaus des Abends gab es bei der Trophèe Gourmet A la Carte 2009 am Donnerstagabend für den Champions-League-Sieg des FC Barcelona. Kein Wunder, der Stolz des berühmtesten Katalanen, Ferran Adrià war echt, er war gerade vom Spiel in Rom gekommen. „In Spanien haben wir eben nicht nur die besten Köche, sondern auch den besten Fußball“, war der Dolmetscherin zu entnehmen.

Adrià, der sich seit Jahren auf Platz eins diverser Kochranglisten hält, erhielt dieses Jahr vom Wiener Bürgermeister Michael Häupl die Ehrentrophäe und nahm sie, „wie jede Auszeichnung“, auch stellvertretend für seine spanischen Kochkollegen, wie Juan Marí Arzak, in Empfang, von dem er die in der Hofburg versammelte Gastro- und andere Prominenz auch gleich grüßen ließ. Denn der hatte im Vorjahr den Preis bekommen und war über den fröhlich-bunten Kochgipfel in der Wiener Hofburg ehrlich begeistert gewesen.

Der Erfinder der Molekularküche sprach dann noch davon, dass „Kochen die universalste, die emotionalste Sprache“ überhaupt sei, die „alles verbinde“, dass ohne Emotion, ohne Leidenschaft gar nichts gehe, was man dem quirligen, übersprudelnden Katalanen eben leichter abnimmt als dem durchschnittlichen deutschen TV-Koch.

Der Besuch Ferran Adriàs gilt als gutes Barometer für die Bedeutung der Trophèe Gourmet, die heuer zum 21.Mal verliehen wurde, und zwar für außergewöhnliche Leistungen in Weinbau und Gastronomie. Aus je drei Nominierten pro Kategorie wurden die Gewinner gekürt. Den Preis für die Österreichische Küche erhielt Jürgen Hamedinger vom Gasthaus Maria vom guten Rat in Feldkirchen bei Mattighofen, Preisverleiher Hanno Pöschl, Schauspieler und Wirt des Kleinen Cafés und des Immervoll, wurde von Moderator Hans Mahr als Vorreiter im Kampf gegen die hochgeklappten Gehsteige in Wien bezeichnet und agierte als Laudator recht launig. Das Angebot, als gelernter Konditor im prämierten Gasthaus einzusteigen, lehnt er ab. „Des is ma zu weit“.


Die Publikumstrophèe ging an Franz und Karl („Jetzt wissen die beiden eh schon, wer gemeint ist“, sagte die Schauspielerin Brigitte Neumeister an der Stelle, als sie die Gewinner vorlas) Rosenbauch aus Ebreichsdorf. In der Kategorie „Gourmandisen“ gewann Ferdinand Trauttmansdorff vom Gut Dornau in Leobersdorf für seine Süßwasserfische. Siegreicher Winzer war Bertold Salomon mit seinem Undhof in Krems-Stein.

Die Trophèe für das beste Gastrokonzept ging an Magdalena, Balthasar und Richard Hauser vom Biohotel Stanglwirt in Going am Wilden Kaiser, und in der Kategorie Kreative Küche gewann Arnold Pucher vom gleichnamigen Restaurant im Hotel Wulfenia, Hermagor. Veranstalter des Kochgipfels, „A la Carte“-Chefredakteur Christian Grünwald, blieb es dann überlassen, das Thema anzusprechen, über das alle (Gastronomen) derzeit reden: über die Wirtschaftskrise. Nein, keiner komme daran vorbei, sagte er. Und ja, es sei eine Zeit der Prüfung: „Es wird immer ein Publikum für hohe Qualität geben. Solange die Gastronomen angemessen kalkulieren, werden wir Geld für gutes Essen ausgeben.“

Das hatte er auch. Auf der Gala kochten die Jeunes Restaurateurs d'Europe, die so jung auch nicht mehr sind – aber durchaus wild. Andreas Döllerer setzte etwa auf Weißwürste – so einfach kann das gehen.

Adrià hätte die wohl in ihre Einzelteile zerlegt und neu zusammengebaut. Und ganz ehrlich: Den Einsatz eines ähnlichen Verfahrens hätte man sich vorstellen können, wenn man manch sehr wienerische Szene beobachten durfte: Während drinnen der wichtigste Koch, in dessen Restaurant auf jeden Sitzplatz ein paar tausend Anfragen kommen, beklatscht wurde, spielten sich vor dem Saal kleine laute Szenen ab: Die Kameras jagten Natalia Corrales-Diez, die Exfreundin von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser, die angeblich mit Ex-Star-Schwimmer Markus Rogan zusammen ist, um zu klären mit wem sie nun wirklich liiert sei.

Das musste Adrià zum Glück nicht sehen. So viel Wien wollte er vermutlich auch gar nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2009)

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