Wien ohne Life Ball? Der Ausfall und die Folgen für die Stadt

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ARCHIVBILD: WIENER LIFE BALL MACHT 2016 PAUSE(c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)
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Solang er nur pausiert, sei es verkraftbar, sagen Experten.

Wien. Der Life Ball macht Pause – um dann, 2017, mit neuem Konzept wiederzukommen. Was heißt es, wenn das größte Aids-Charity Europas ein Jahr ausfällt? Der Tenor im Rathaus: Eine Pause ist nicht so schlimm, solange der Ball wieder komme. Eine Pause verkrafte man, heißt es auch vom Wien Tourismus. Zwar sorgt der Ball für eine Wertschöpfung von 4,25 Mio. Euro, ein Gast des Life Ball gibt mit 512 Euro mehr als doppelt so viel aus wie ein Wiener Ballbesucher während der ganzen Saison – so eine Studie aus dem Jahr 2012. Mit rund 90 fixen Mitarbeitern entsprechen Ball und der Verein dahinter einem mittelständischen Unternehmen. Das Wertvollste seien aber der Imagegewinn und Werbewert. Der Ausfall der direkten Umsätze sei vergleichbar mit einem großen Kongress.

Auch für die Aids-Hilfe ist der Ball – bzw. der Verein Aids Life – wichtiger Financier: 2014 wurde die Aids-Hilfe Wien mit 212.600 Euro unterstützt – damit ist Aids Life der größte private Unterstützer. In Summe wurden österreichische Projekte mit 564.240 Euro, internationale mit 1,3 Mio. Euro gefördert. Zumindest die Finanzierung der österreichischen Projekte ist für 2016 sicher – seit 1993 wurde für ein Jahr ohne Ball eine Rücklage gebildet. Der heurige Ball hat einen Reinerlös von 2,3 Mio. Euro gebracht, das entspricht dem Niveau von 2014 und liegt leicht unter 2013. Zuvor ist der Erlös lang gewachsen, nachdem Gery Keszler 1993 mit rund 70.000 Euro begonnen hatte. Allerdings ist der Aufwand stetig gestiegen: Neben dem Ball gibt es diverse Nebenveranstaltungen – und das sorgte für Kritik: Vor lauter Events sei der Zweck, die Aids-Hilfe, in den Hintergrund getreten. Und bei diesen Events ist die Spendenbereitschaft zuletzt gesunken: Bei der Aids Solidarity Gala sind 2014 noch 700.000 Euro zusammengekommen – heuer ein Bruchteil davon, was Organisator Keszler sehr entzürnt hat. Schließlich nehmen ähnliche Versteigerungen anderswo Millionen ein. (cim)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2015)

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