Parker Posey: "Mir kamen die Tränen"

Parker Posey
Parker PoseyJordan Strauss / AP / picturedesk.com
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In Woody Allens "Irrational Man" spielt Indie-Ikone Parker Posey an der Seite von Joaquin Phoenix eine liebeshungrige Lehrperson. Ein Gespräch über kreative Krisen, betrügerische Handwerker und gebrochene Handgelenke.

Gebildet, gepflegt, immer etwas fahrig und zerbrechlich: Parker Posey wirkt wie eine Verkörperung der klassischen New Yorker Neurotikerin. Umso erstaunlicher, dass sich die 1968 geborene Schauspielerin im Laufe ihrer langen Karriere bisher in keinem Woody-Allen-Film fand. Dabei hatte sie gefeierte Auftritte in Independent-Filmen („A Mighty Wind“, „Fay Grim“) und spielte zahlreiche Haupt- und Nebenrollen in Hollywood-Großproduktionen wie „E-Mail für Dich“ und „Superman Returns“. Nun ist es endlich so weit. Als Doch-nicht-Frau an der Seite eines verwirrten Philosophieprofessors (Joaquin Phoenix ) hat Parker Posey in „Irrational Man“ ihr Woody-Allen-Debüt.

Allein die Tatsache, dass ausgerechnet Sie vor „Irrational Man“ noch nie in einem Woody-Allen-Film mitgespielt haben, könnte eine Woody-Allen-Pointe sein.

Parker Posey: Nicht wahr? Ich habe mich eigentlich immer wie eine von „seinen“ Frauen gefühlt, und mich immer geärgert, dass ich nie bei einem seiner Filme dabei war. Jedes Mal, wenn ein neuer Woody-Allen-Film herauskam, wurde ich deswegen noch ein wenig verbitterter.

Wie kam es zur Zusammenarbeit?

Ich war voriges Jahr in der Jury des Krakauer Filmfestivals, gemeinsam mit Juliette Taylor, Woodys Casting-Direktorin. Und wir haben uns dort ein bisschen kennengelernt, haben viel geredet, und ich habe ihr auch einiges aus meinem Leben erzählt. Ich war ganz ehrlich zu ihr, ich hatte kein besonders gutes Jahr gehabt und mich gerade nicht besonders . . . wie soll ich es ausdrücken . . . ich fühlte mich irgendwie asynchron, unpassend in diesem ganzen Business, in dieser Kultur der unbedingten Vernunft, in der Kreativität nichts verloren hat. Tja, und drei Tage, nachdem ich wieder nach New York zurückgekehrt bin, hat Juliette mich eingeladen, Woody zu treffen. Wir haben uns mindestens drei Minuten lang unterhalten!

Das ist angeblich schon recht lang für seine Begriffe.

Ja, das hat Juliette auch zu mir gesagt. „Er mag dich!“ Dabei hab ich viel zu viel geredet und noch dazu genau ein Outfit in den Farben getragen, die er am wenigsten mag: Rot und Schwarz. Das hab ich aber erst später erfahren. Typisch ich. Und am nächsten Tag war ich mit meinem Hund im Park in der Hundezone, und genau, als ich sein Häufchen aufklauben wollte, läutete das Telefon, meine Managerin war dran und sagte: „Woody Allens Büro würde gerne ein paar Drehbuchseiten vorbeischicken, du sollst sie lesen und dann entscheiden, ob du mitspielen willst.“ Da sind mir wirklich die Tränen gekommen. Zehn Tage später habe ich mir dann das Handgelenk gebrochen.

Oh, wie das?

Nun, ich habe ein kleines Haus auf dem Land, nördlich von New York, und letzten Winter gab es einen Frostschaden bei den Wasserleitungen. Das ganze Erdgeschoß war überschwemmt. Ich hatte zwar eine Firma beauftragt, den Schaden zu reparieren, aber die haben mich betrogen – die haben einfach mein Geld kassiert und sind abgehauen. Also hab ich selbst ausgemalt. Im dritten Zimmer bin ich dann eine Leiter hinuntergefallen und hab mir das Handgelenk gebrochen. Zehn Tage nach meiner OP musste ich zur Kostümprobe.

Die naheliegende Frage: Wie war denn nun die Arbeit mit Woody Allen?

Naheliegende Antwort: Wunderbar! Der Mann macht seit über 40 Jahren einen Film pro Jahr, also hat er wirklich viel Ahnung vom Handwerk eines Regisseurs, und er ist so in seinem Element. Es war einschüchternd, aufregend und hat sehr viel Spaß gemacht.

Woody Allen ist bekannt dafür, allen Schauspielern anfangs nur die Seiten des Drehbuchs zu geben, auf denen ihr Dialog steht. War das bei Ihnen auch so?

Ja. Ich hatte keine Ahnung, wie der Plot ausgeht. Ich wusste ja bis zum ersten Drehtag nicht mal, in welcher Art Film ich da überhaupt mitspiele. Komödie, Tragödie oder Drama? Das war wirklich interessant (lacht). Er hat mir aber einen Brief geschrieben, in dem er den Charakter meiner Filmfigur umrissen hat. Und damit hab ich mich vorbereitet. Aber ich wusste nicht mal, dass ich eine der Hauptfiguren spielen würde, ich war eigentlich sicher, er schneidet mich am Ende eh wieder raus. Aber ich hätte auch das überlebt. Ich hab schon Schlimmeres durchgemacht.

Steckbrief

Parker Posey wurde am 8. November 1968 in Baltimore, Maryland, geboren. Sie ist für ihre Rollen in Independent-Filmen bekannt. Und wurde vom „Time“-Magazin als Königin der Independent-Filme bezeichnet.

Doch auch in Hollywood-Blockbustern hat Posey reüssiert. So spielte sie etwa in „E-Mail für dich“ neben Tom Hanks und Meg Ryan.

„Irrational Man“ startete am 13. November in den heimischen Kinos.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2015)

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