Morgenclubbing: Aufwachen und tanzen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Patrik Gräftner und Michael Posch bringen den Trend zum Feiern vor der Arbeit nach Wien. Serviert wird nicht nur Musik, sondern auch Frühstück.

Die Einladung kann Morgenmuffel schon einmal abschrecken: Pulsierende Beats, ein gesundes Frühstück und „jede Menge motivierte Menschen, die energiegeladen und fröhlich in den Tag starten wollen“, verspricht das Wiener Wake-up-&-Dance-Clubbing auf seiner Homepage. Sätze wie diese klingen für Langschläfer schon einmal so motivierend wie ein Besuch beim Zahnarzt. Vor allem um die Uhrzeit: Um halb sieben Uhr in der Früh startet das Wake-up-Clubbing im Hotel Le Méridien.

Der Trend zum Tanzen in der Früh ist nicht neu, ihm wurde zuerst in New York, später in Berlin gefrönt. Nun hat er auch Österreich erreicht. Wake up & Dance ist das erste Clubbing seiner Art – und habe von Anfang an funktioniert, wie die beiden Gründer, Patrik Gräftner und Michael Posch, sagen. Jedes Clubbing sei sofort ausverkauft. Was beim vergangenen Event auch ein Schild am Nebeneingang belegte. Es gab keine Tickets mehr für spontane Frühaufsteher. Dafür eine gratis Kostprobe der Musik, deren Bass bis auf die Straße drang.

Drinnen verteilte ein junger Mann beim Smoothie-Stand erste Vitamin-Drinks, quasi als Powershot für den Eintritt in den Clubbing-Bereich, wo äußerst gut gelaunte Menschen zu den Beats des Deep-House-Duos Möwe tanzten. Und das war in der Tat mitreißend. Die Sonne schien durch die großen Fenster, es war nicht dunkel, wie angenommen, sondern ziemlich hell, rauchfrei, und was in der Einladung noch wie Zahnweh klang, stimmte auf einmal: Die Musik machte fröhlich, und der Fuß wippte wie von selbst im Takt.

Frühstück ist in Wien wichtig

Im Nebenzimmer stand das Frühstück schon bereit. Ein Buffet mit Melonen-, Ananas- und Apfelscheiben. Eine Platte mit Croissants und Plundergebäck, und immer wieder brachten die Kellner Teller mit Schinkenbroten, Käseweckerln und sogar mit kleinen Eierspeisen herein. Kaffee konnte jeder an der Bar bestellen, so oft er wollte.

Das Frühstück ist ein Zugeständnis an die Stadt und die Location. „In anderen Städten arbeiten sie viel mit Yoga und antialkoholischen Getränken“, sagt der 38-jährige Gräftner. In Wien aber sei das Frühstück generell sehr wichtig. Auch wollten die beiden das Clubbing unbedingt im Hotel abhalten und nicht – wie international üblich – in einem Club. Erstens, weil das Duo lichtdurchflutete Räume wollte (die Besucher sollten die Sonne aufgehen sehen), und zweitens, weil die beiden mit Veranstaltungen im Hotel Erfahrung haben. Vor drei Jahren haben sie Büroschluss ins Leben gerufen. Das After-Work-Clubbing läuft bis heute so erfolgreich, dass die Besucher in einer langen Schlange vor dem Einlass warten, bis sie hineindürfen. Gestartet hat es im Pentahotel im fünften Bezirk („Die Presse“ berichtete), mittlerweile ist auch Büroschluss ins Le Méridien übersiedelt. Und mit ihm die rund 1000 Besucher, die jeden letzten Donnerstag im Monat dafür zusammenkommen. Das Wake-up-Clubbing sei bewusst kleiner gehalten, sagt Gräftner. Gerade einmal 100 Personen bekommen eine Karte im Vorverkauf. Wobei eine Expansion im kommenden Jahr bereits angedacht ist.

Im Clubbing-Raum selbst (ein Raum mit hohen Fenstern, auf dessen Fensterbrettern Müsli-Pyramiden und Wasserflaschen stehen), tanzte derweil eine Frau in Regenbogen-Kleidern mit anderen vor dem DJ-Pult. Der Raum ist klein und die Tanzfläche daher immer voll. Ein Paar älteren Semesters beobachtete die Tänzer von ihrer Sitzecke aus. Im Durchschnitt, sagt Gräftner, seien die Besucher zwischen 25 und 45 Jahre alt. Die meisten Frauen trugen hübsche Kleider, die Männer Anzüge, wobei nicht ganz klar war, ob sie sich extra für das Clubbing schick gemacht hatten oder für die Arbeit. Ein Großteil der Gäste seien Agenturmitarbeiter, sagt Gräftner. Denn die könnten es sich leisten, auch einmal später in die Arbeit zu kommen. Um acht Uhr war der Höhepunkt erreicht, um 9.30 Uhr war das Clubbing vorbei. Schon davor hatten sich einige Besucher auf den Weg gemacht. Denn zwei Drittel der Gäste, sagt Gräftner, gehen danach wirklich in die Arbeit, und nicht – wie Studenten es vielleicht könnten – wieder ins Bett.

AUF EINEN BLICK

Wake up & Dance heißt das Morgen-Clubbing, das am 10. Dezember wieder im Le Méridien Wien stattfinden wird. Abgesehen von Tanzmusik gibt es Smoothies, dafür keinen Alkohol, ein Frühstücksbuffet mit Kaffee, außerdem Yoga und Nackenmassage. Vor allem für die Massage sollte man rechtzeitig dort sein. Das Clubbing startet um 6.30 Uhr morgens und dauert bis 9.30 Uhr. Die Tickets (Achtung, die Zahl ist limitiert) sind ab sofort unter wakeup@mppg.at erhältlich und kosten 18 Euro inkl. Frühstück. mppg.at/wakeup

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.12.2015)

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