Stadtmagazin: Eine New Yorkerin in Wien

(C) Metropole
  • Drucken

Die Amerikanerin Margaret Childs hat Wien soeben das rein englischsprachige „Metropole“ verpasst, das sich (auch) dem Stadtleben verschreibt.

Heinz Reitbauer verrät sein Rezept für Vanillekipferln. Das derzeit allerorts besprochene Lokale „Die Liebe“ in Neubau wird ausführlich beschrieben und getestet und ein paar Seiten weiter findet man Kritiken zu den Filmen, die demnächst in den Wiener Kinos anlaufen. Inhaltlich mag das in einer Wiener Zeitschrift alles nicht sehr überraschen, was das noch sehr junge „Metropole“-Magazin besonders macht: Es erscheint ausschließlich in englischer Sprache. Und auch optisch orientiert sich das Monatsmagazin merklich weniger am hiesigen Markt als vielmehr am internationalen: Nach dem Vorbild des „New Yorker“ kommt die Seite eins nicht mit einem guten Foto, sondern mit einer Illustration daher, im Inneren ist man ein bisschen „brand eins“, ein wenig „Village Voice“ und auch „Time Out“. So zumindest beschreibt es die Frau, die Wien nun eine Stadtzeitschrift mit internationalem Flair verpasst hat: Margaret Childs, gebürtige New Yorkerin, und ihr kleines Team wollen mit ihrem Magazin mit dem großen Namen „Metropole“ den Printmarkt ein wenig aufmischen.

Ein wenig orientiert sich Childs dabei auch an der „Vienna Review“, jener englischsprachigen Zeitschrift, die es bis 2013 in Wien gab und für die Childs auch geschrieben hat. Das „Metropole“ soll, sagt sie, weniger akademisch sein und eine breitere Zielgruppe ansprechen: Nicht nur sogenannte Ex-Pats und die englischsprachige Community, sondern generell Menschen in Wien, die (noch) nicht gut Deutsch sprechen: Laut Statistik, sagt Childs, sprechen etwa 340.000 Menschen in der Stadt Englisch signifikant besser als Deutsch.

Was man keinesfalls sein möchte: „Ein Tourist Guide“, sagt Childs – eine Assoziation, die man beim Lesen aber ohnehin nicht hat. Wohl aber versteht Childs ihr Magazin auch als Hilfe für all jene, die neu in der Stadt sind und sich erst zurechtfinden müssen. So finden sich – etwa auch in der Online-Version – Artikel darüber, wie man als Ausländer in Wien eine Wohnung kaufen kann. „Es geht auch darum, auf kulturelle Unterschiede hinzuweisen“, sagt Childs. „Wenn man in Amerika ein Kind bekommt, beginnt man sofort, für das College zu sparen. In Österreich spart man eher auf die Eigentumswohnung.“ Jede Ausgabe widmet sich zudem einem Schwerpunkthema – die aktuelle etwa „Art and Money“.

Und dazu viel, viel Stadtleben: Neueröffnungen, Veranstaltungen, Kultur, Grätzelporträts (im aktuellen Heft das für Wiener nicht wahnsinnig neue Spittelberg-Viertel). Oder eine Geschichte über die – hier merkt man die internationale Ausrichtung des Magazins – günstigen Mieten in Wien.

Childs selbst ist als Elfjährige von New York nach Wien gezogen. Ohne Deutschkenntnisse – heute spricht sie akzentfrei Deutsch – und mit einer Art Kulturschock. „Mir kam Wien damals im Vergleich zu New York sehr klein vor, sehr langsam und nicht sehr vielfältig“, erzählt sie. „Immer wenn ich zurück nach New York gekommen bin, hatten dort neue Lokale eröffnet, waren alte Gebäude weggerissen worden, die Stadt war in Bewegung. Wenn ich nach Wien zurückgekehrt bin, hat sich nichts verändert.“

Heute ist das natürlich anders. Für Childs hat der Aufschwung Wiens zu einer pulsierenden, modernen Großstadt mit der Eröffnung des Museumsquartiers begonnen. Immer wieder hat die heute 30-jährige Journalistin auch in anderen Städten gelebt, „Wien war aber immer meine Homebase“, sagt sie. „Ich fühle mich als Amerikanerin, aber Wien ist meine Hometown.“ Und in diese Hometown, findet Childs, passt auch ein englischsprachiges Medium. „Andere große Städte haben das auch, Wien verdient das genauso.“

AUF EINEN BLICK

„Metropole“ heißt das neue, englischsprachige Wien-Magazin, das einmal im Monat (4,90 Euro) erscheint – und das es auch online (mit teils anderen Inhalten) gibt: www.metropole.at. Die nächste Printausgabe erscheint wegen der Weihnachtsferien Ende Jänner.

Eine Übersicht über die Verkaufsstellen, bei denen das Magazin „Metropole“ erhältlich ist, findet sich online unter:
www.metropole.at/find-metropole-here

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.