Probetanzen für die Hofburg: Zwei Bälle, vier Kandidaten

Grazer Opernredoute 2016
Grazer Opernredoute 2016(c) APA/ERWIN SCHERIAU
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Irmgard Griss, Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer trafen sich in Graz, Alexander Van der Bellen blieb in Wien.

Wahlkampf ist überall, auch am Tanzparkett: Und so kam es, dass die Grazer Opernredoute bei ihrer 18. Auflage prominenter besucht war als in manch einem Jahr zuvor: Mit Irmgard Griss, Andreas Khol und Rudolf Hundstorfer waren gleich drei der Anwärter auf das höchste Amt im Staat im vielleicht schönsten Ballsaal Österreichs, der Grazer Oper, zu Gast.

„Ich dachte, die Zeit der Bälle ist bei mir schon vorbei. In Graz war ich aber nie. Dann fragte mich der Hermann, (Landeschef Schützenhöfer, Anm.) ob ich kommen will. Kurzerhand habe ich den Villacher Fasching sausen lassen“, sagte Khol, der sich als „abgebrühten Ballbesucher“ bezeichnete. Trotzdem sei er „hingerissen von der Atmosphäre in der Oper“. Außerdem spüre er in Graz nicht dieses „Adabei wie in Wien“.

Zeitgleich traf auch Hundstorfer ein und kündigte für die anstehenden Tänze an: „Ich bemühe mich, das einigermaßen korrekt zu machen.“ Er war auf Einladung seiner Parteigenossin, der Grazer Vizebürgermeisterin Martina Schröck, gekommen. Sie hatte noch Anfang Jänner erklärt, die SPÖ solle Alexander Van der Bellen unterstützen. Hundstorfer sei als Sozialminister zu wichtig. Einem klärenden Gespräch folgte nun offenbar die Einladung zum Ball. Die dritte in der Runde Hofburg-Anwärter zählt dort ohnehin seit Jahren zu den Stammgästen: Irmgard Griss, die mit ihrem Ehemann Gunter erst kurz vor der Polonaise und nach dem Gedränge an der Feststiege eintraf.

Außenminister Sebastian Kurz, der ebenfalls auf Einladung von Schützenhöfer gekommen war, wollte den Abend nicht nur für politische Gespräche nutzen, sondern vor allem die Unterhaltung genießen – unter anderem sah man ihn im Gespräch mit ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl. Und für Schützenhöfer, erstmals als Landeschef bei der Redoute, ist diese ein „gesellschaftlicher Höhepunkt“: „Ich bin stolz, wie viele Leute aus Industrie, Wirtschaft, Kunst, Kultur und Gesellschaft da sind.“ Auch er wolle den Abend für „gute Gespräche mit Konzern-Chefs“ nützen. Unter anderem hatte er dazu mit den Styria-Vorständen Markus Mair, Klaus Schweighofer und Kurt Kribitz oder mit ÖBB-Chef Christian Kern und Ehefrau Eveline Steinberger-Kern die Gelegenheit. Außerdem auf Einladung der Styria auf dem Ball: Botschafterin Ursula Plassnik, ÖVP-Klub-Chef Reinhold Lopatka, Modedesignerin Lena Hoschek, Autor Franzobel oder Schauspieler Peter Simonischek mit Brigitte Karner.

Nobelpreisträger lobt Wien

Ein weiterer Präsidentschaftskandidat zeigte auf einem anderen Ball Präsenz: Alexander Van der Bellen kam auf dem Wiener Wissenschaftsball bis in die frühen Morgenstunden aus dem Selfie-Machen kaum heraus. Dem erst zum zweiten Mal stattfindenden Ball attestierte Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) am Samstag bereits eine gute Tradition („Was zwei Mal in Wien stattfindet, ist eine Tradition“). Matti Bunzl, Chef des Wien-Museums, sprach von einer „invented tradition“ nach Eric Hobsbawm – womit wohl so mancher der 3000 Gäste im ausverkauften Rathaus etwas anfangen konnte.

Denn es feierte quasi die ganze wissenschaftliche Community, von Physiker Anton Zeilinger über Rektorenchefin Sonja Hammerschmid, Uni-Wien-Rektor Heinz Engl und weiteren Hochschulchefs bis zu den Chefs von ISTA (Thomas Henzinger) und AIT (Wolfgang Knoll) bis zu Vertretern des Wissenschaftsressorts. Politisch am stärksten vertreten war die Stadtregierung.

Der von den Nazis vertriebene Neurowissenschaftler und Nobelpreisträger Eric Kandel lobte (überraschenderweise auf Deutsch) den Wissenschaftsstandort Wien: „Mir bleibt nur ein einziges Wort, um die Entwicklung zu beschreiben: Großartig!“ Eine Verschiebung der Prioritäten zu etwas profaneren Themen ortete zu späterer Stunde der US-Germanist und Twitter-Star Eric Jarosinski alias @NeinQuarterly: („Academics hitting on each other.“) Insgesamtes Fazit: „Thank you, Wissenschaft, for knowing how to throw a party.“ (red./beba/apa)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2016)

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