„Erlebte unvergessliche Momente“: Wehmut, Diven und ein Kaffeehaus

Wiener Kaffeesiederball
Wiener KaffeesiederballTeresa Zötl
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Event. Eine „Melange aus Kunst und Kaffee“ versprach Maximilian K. Platzer für den Wiener Kaffeesiederball. Und verkündete gleich zu Beginn seinen Abschied.

Unter dem Motto „K & K – Künstler und Kaffeehaus“ verwandelte sich die Hofburg am Freitagabend zum 59. Mal in das größte Kaffeehaus Wiens. Rund 5500 Gäste kamen zur angekündigten „Melange aus Kunst und Kaffee“ des Kaffeesiederball-Organisators Maximilian K. Platzer, der bei seiner Begrüßungsrede überraschend seinen Rücktritt bekannt gab. „Der Ball ist das größte Aushängeschild des Wiener Kaffeehausgewerbes. In den vielen Jahren leidenschaftlicher Ballarbeit durfte ich viele unvergessliche Momente erleben, dafür bin ich sehr dankbar“, sagte er und präsentierte gleich seine Nachfolgerin, Anna Karnitscher vom Café Weidinger. „Du, lieber Max, hast seinerzeit den Ball von meinem Vater übernommen, jetzt darf ich ihn wieder von dir übernehmen, um so die Kontinuität zu gewährleisten“, meinte Karnitscher. Sie wird die Ballorganisation gemeinsam mit Nicole Hostnik (Café Bräunerhof) und Christina Hummel (Café Hummel) übernehmen. In Szene gesetzt wurde das heurige Programm vom künstlerischen Leiter Christof Cremer. Nach dem Einzug übernahm die Vereinigung Wiener Staatsopernballett zu „Künstlerleben“ von Johann Strauß (Sohn) die Tanzfläche – unter anderem mit Primaballerina Ketevan Papava und Solotänzer Eno Peci zu einer Choreografie von Lukas Gaudernak.

Jungsopranistin Anita Götz begeisterte mit „Ich bin verliebt“ aus der Operette von Nico Dostal. Die Stars der Mitternachtseinlage waren die beiden Diven Marlene Dietrich und Edith Piaf, verkörpert von Sona MacDonald und Maria Bill, die für die kurzfristig erkrankte Maria Happel eingesprungen ist. Bei der Ein-Uhr-Einlage „Melange der Künstler“ sangen Anita Götz und Mirko Roschkowski Opern- und Operettenarien und Duette unter der Leitung von Dirigent Vinzenz Praxmarer mit dem Orchester Divertimento Viennese. Unter den Gästen waren neben SPÖ-Präsidentschaftskandidat Rudolf Hundstorfer die Schauspielerin Mercedes Echerer, die Sängerinnen Dorretta Carter und Dagmar Koller, Dagmar Schellenberger (Intendantin der Seefestspiele Mörbisch), Karl Stoss, Generaldirektor der Casinos Austria, Gewerkschafter Rudolf Kaske und Christine Marek, ehemalige Landesparteiobfrau der ÖVP Wien.

Geld aus Kassa genommen

Am Sonntag wurde im Übrigen bekannt, dass sich Platzer in der Vergangenheit aus der Ballkassa bedient haben soll. Laut seinem Anwalt handelt es sich um 165.000 Euro, die er zurückzahlen will. Das Geld habe er für sein Lokal gebraucht. Nachdem Unregelmäßigkeiten entdeckt worden waren, habe man ihn darauf angesprochen, woraufhin er sofort gestanden habe, sagte seine Nachfolgerin Karnitscher. „Er hat sich für den Ball sehr engagiert und sich dadurch nicht in dem Ausmaß um sein Lokal gekümmert, wie es hätte sein sollen.“ Dadurch seien finanzielle Probleme entstanden.

„Paragraphen-Polka“

Einen Tag nach dem bunten Kaffeesiederball fand in der Hofburg der elegante Juristenball statt. Erstmals gab es vor der Eröffnung (21.30 Uhr) ein Prä-Ball-Dinner in den Maria-Theresien-Appartements. Eröffnet wurde der Ball mit der „Paragraphen-Polka“ op. 16 von Eduard Strauß (1835–1916). Das war eine Widmungskomposition für den Juristenball vor 150 Jahren in den Sofiensälen. Unter den rund 3000 Gästen war Justizminister Wolfgang Brandstetter. Für Besucherinnen, deren Partner auf dem Parkett ausließen, gab es eine Herreninsel; wer Abkühlung suchte, konnte im Eissalon eigens komponierte Sorten wählen. Mit der Ballspende wird heuer ein Projekt der Caritas Wien unterstützt, das jungen Menschen dabei hilft, zurück ins Arbeitsleben zu finden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2016)

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