Stermann und Grissemann: „Wie die Faust aufs Auge“

(c) Stanislav Jenis
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Stermann und Grissemann spielen ab Mittwoch mit einer eigenen Interpretation des Broadway-Klassikers „Sonny Boys“ im Rabenhof-Theater.

Ein gefeiertes Komikerduo, das nach gemeinsamen Erfolgen die Schnauze voll voneinander hat – die Ausgangssituation von Neil Simons „Sonny Boys“ klingt wie gemacht für Dirk Stermann und Christoph Grissemann. Nach Jahren des Überredens durch Rabenhof-Leiter Thomas Gratzer feiert ihre Adaption des Broadway-Klassikers morgen, Mittwoch, Premiere – im besten Fall ohne „Altherrenhumor, sondern als zeitgenössisches, im Heute verankertes Unterhaltungstheater mit einer gewissen Räudigkeit“, wie Stermann betont. „Man könnte auch sagen: Broadway goes Rabenhof. Aber so bearbeitet, dass der Broadway nicht erkennbar ist.“

Zwei alte Entertainer, ausgemustert und von ihrem Publikum nur mehr als neblige Erinnerung verklärt, wagen in „Sonny Boys“ ein spätes gemeinsames Comeback. Die beiden verbindet ein ehrlicher Hass, der aber auf einem Fundament aus Freundschaft und Zuneigung steht. Sie verkörpern paradigmatisch zwei konträre Lebensentwürfe. Der eine, Stermann, entspricht dem bürgerlichen Ideal – finanziell unabhängig, mit einer großen Familie und einem Haus am Stadtrand.

Grissemann, der andere, ist die Antithese dazu. Ein Lebemann, der mehr dem Alkohol und Glücksspiel zugetan ist als dem vorstädtischen Idyll und in eher prekären Umständen lebt. In der Regie von Gratzer und mit Schauspielerin Magdalena Kropiunig an ihrer Seite wird das Duo nun in das „Dilemma“ der „Sonny Boys“ eintauchen, denn: „Die Szenerie passt zu uns wie die Faust aufs Auge. Eigentlich sind wir sogar die Einzigen in Österreich, die dieses Stück spielen können, obwohl wir 20 Jahre zu jung sind“, sagt Grissemann. „Die Geschichte ist ja prinzipiell für 70-Jährige geschrieben.“

Die exzentrische Freundschaft der „Sonny Boys“ sei geprägt von gegenseitiger Verehrung und Verachtung. Von Depression und Missmut. „Die beiden sind irgendwie aneinandergekettet, können nicht miteinander, aber auch nicht ohne einander“, meint Stermann. „In dieser Geschichte steckt viel Sentimentalität. Ich würde sogar von einer berührenden, traurigen Geschichte voller Pathos sprechen.“ Das sei schon bei den Proben deutlich geworden, die Kropiunig als „sehr ernst und professionell“ bezeichnet.

Mit Stermann und Grissemann auf der Bühne zu stehen sei der Hauptgrund ihrer Zusage für dieses Stück gewesen, „das als reine Komödie schwierig, aber unglaublich gut geschrieben ist“. Kropiunig spielt eine Managerin, die dafür sorgt, dass sich die beiden Hauptprotagonisten erstmals nach zehn Jahren wiedertreffen.

Bühne als Lieblingsmedium

Nach den Vorstellungen im Rabenhof-Theater soll „Sonny Boys“ auch auf Österreich-Tour gehen. Die Bühne ist schließlich immer noch das bevorzugte Ausdrucksmedium von Stermann und Grissemann.

„Mir macht die Arbeit auf der Bühne am meisten Spaß, obwohl das eine ständige Wiederholung ist“, sagt Grissemann. „Mit ,Stermann‘ beispielsweise sind wir 400 Mal aufgetreten. Mir gefällt das, das ständige Reproduzieren des ewig Gleichen. Ich suche gar nicht nach Dingen, die mich neu herausfordern. Ich stecke im Alten fest, und es gefällt mir.“

„Fernsehen ist viel Aufregung, es sind viele Menschen im Raum, es gibt die Kameras. Du musst in dieser einen Stunde funktionieren, ohne zu wissen, wie das wird“, ergänzt Stermann und bekennt: „Ich bin montags nach der Aufzeichnung wirklich immer erschöpft. Das ist auf der Bühne nicht so, das ist keine Anstrengung mehr. Du weißt genau, wie es läuft.“

AUF EINEN BLICK

Adaption. „Sonny Boys“ ist die Geschichte einer exzentrischen Freundschaft: Altersdepression, Missmut und gegenseitige Verachtung sind die Themen in Dirk Stermanns und Christoph Grissemanns Version des US-amerikanischen Comedy-Klassikers – neu bearbeitet für den Rabenhof. Unterstützt wird das Duo auf der Bühne von Schauspielerin Magdalena Kropiunig, Regie führt Thomas Gratzer. Das Stück feiert am Mittwoch Premiere. Reservierungen und nähere Informationen unter:

www.rabenhoftheater.com.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2016)

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