Jenseits der Josefstadt: Matthias Franz Stein als Kabarettist

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Schauspieler und Sohn von Erwin Steinhauer bespielt neben der großen Josefstadt-Bühne nun als Kabarettist auch Kleinkunst-Häuser.

Langsam, sagt Matthias Franz Stein, fühlt sich alles wieder nach normalem Leben an. Die Premiere seines Kabarettprogramms „Jenseits“ ist geschafft, das zeitaufwendige Schreiben am Programm neben der fixen Arbeit als Schauspieler im Theater in der Josefstadt ist abgehakt, der Stress ein bisschen abgeflaut. Um Stress, das ständige Gefühl der Überforderung im Alltag, geht es, erzählt Stein bei einem kleinen Braunen im Café Sperl, auch in seinem Kabarettprogramm. „Wir machen alle viel zu viel. Der Mensch heutzutage lebt in einer ständigen Überforderung, die er aber nicht mehr kritisch wahrnimmt, sondern einfach erfüllt“, sagt Stein. „Das ist gesellschaftlich ein jenseitiger Zustand.“ Als zweifacher Vater kennt Stein auch die Überforderung mit Arbeit, Partnerschaft und Familie – oder, wie Stein es nennt: „die Vereinbarkeitslüge“ – aus eigener Erfahrung. „Ich denke mir oft, dass ich zu wenig Zeit für meine Kinder habe. Dieses Schuldgefühl ist ein großes Thema für mich“, sagt Stein. „Ich weiß nicht, wie viele andere Eltern das nicht auch haben. Ich denke, die meisten.“

Stein spielt in „Jenseits“ sich selbst, einen Schauspieler, der – nicht nur unter Zeit-, sondern auch Erfolgsdruck – vom Teufel persönlich die Chance bekommt, als Moderator der Castingshow „SSDS – Satan sucht die Superleiche“ in der Stadthalle aufzutreten und so berühmt zu werden. Dafür, so das Angebot des Teufels, müsse Stein ihm seine Kinder als Babysitter anvertrauen. Eine Chance, man ahnt es, die die Figur Stein im Stück annimmt.

Ein bisschen böse muss sein

Mehr sei nicht verraten, außer dass das sprechende Fahrrad Tom Turbo aus der Kinderserie nebenbei sein Fett abbekommt. „Ich hasse ihn einfach“, sagt Stein lachend und setzt zu einer Tom-Turbo-Parodie an, „und ein bisschen böse sein gehört dazu.“ Als lustigen Unterhalter hat man Stein in seinen bisherigen Rollen an der Josefstadt selten gesehen, auch privat, sagt er, sei er keiner, der in Runden stets den Lustigen gibt. Im Theater versuche er aber, die tragischen Rollen mit Humor anzulegen. Wenn Rollen zu dramatisch gespielt würden, „finde ich das oft unglaubwürdig. Ich versuche lieber den Zugang über den Humor, weil über Komödiantisches kommt die Tragik oft erst wirklich raus“.

Stein, Jahrgang 1980, ist als Sohn des Schauspielers Erwin Steinhauer (der zunächst als Kabarettist begann, ehe er die großen Theaterbühnen eroberte und Fernsehrollen bekam), schon früh mit der Schauspielerei und dem Theaterleben in Berührung gekommen und entschloss sich ebenfalls für den Beruf des Schauspielers. Noch vor seiner Ausbildung an der Schauspielschule Krauss ließ er seinen Nachnamen auf Stein ändern, weil er seine eigene Karriere unabhängig vom bekannten Vater machen wollte, „aber das kannst du in Österreich, wo jeder jeden kennt, vergessen“.

Gelegentlich sieht man Stein auch im Fernsehen, „mich reizt die Arbeit vor der Kamera genauso“. Aus Zeitgründen habe er meist Nebenrollen gespielt, die „keine wahnsinnigen Herausforderungen waren“. Bei den „Vorstadtweibern“, bei denen er in Staffel zwei mit Hilde Dalik als neues Ehepaar einsteigt, sei das anders, „da haben Hilde, die ich aus der Josefstadt gut kenne, und ich uns schon im Vorfeld viel mit unseren Rollen auseinandergesetzt. Das ist dem sehr nahe gekommen, wie ich mir die Arbeit beim Fernsehen vorstelle“.

Auch mit seinem Kabarett-Debüt ist er zufrieden. „Mir gefällt es sehr, wenn ich die Menschen im Publikum zum Lachen bringen und mit ihnen kommunizieren kann.“ Die Premiere freilich war eher ein „Teufelsritt“, weil er das Programm davor nur ein einziges Mal zur Gänze durchgespielt hatte. Aber die Leute sind – auch an den weiteren Abenden – „gekommen und haben gelacht. Das ist das, was ich wollte“. Im Theater spiele er die Rollen, die man ihm gibt, „und das sehr gern, aber das Kabarett kommt nun von mir heraus. Das ist meine private Auseinandersetzung mit dem Leben.“

ZUR PERSON

Matthias Franz Stein, Jahrgang 1980, ist Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt, derzeit ist er in „Der Gockel“ zu sehen. „Die kleinen Füchse“ haben am 14. April Premiere. (Infos: www.josefstadt.org)
Im TV ist Stein in der 2. Staffel der „Vorstadtweiber“ (ab 14. 3., ORF eins) zu sehen.

Mit „Jenseits“, seinem ersten Kabarettprogramm, gastiert Stein u. a. am So, 13. März, in der Kulisse und am Mi, 16. März, im Theater am Alsergrund. Tickets und Infos: www.kulisse.at bzw. www.alsergrund.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2016)

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