Bürokrat und Donauweibchen: Neue Helden braucht das Land

NEUE COMIC-REIHE AUS �STERREICH: ´ASH - AUSTRIAN SUPERHEROES´
NEUE COMIC-REIHE AUS �STERREICH: ´ASH - AUSTRIAN SUPERHEROES´(c) APA/AIGELSREITER/PAAR
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Superhelden made in Austria: Was ungewohnt erscheinen mag, hat ein Team aus Zeichnern rund um den Autor Harald Havas in die Tat umgesetzt.

Tell me, do you bleed? You will“, sagt Batman (Ben Affleck) in der aktuellen DC-Comic-Verfilmung „Batman v Superman: Dawn of Justice“ zu Superman (Henry Cavill). Natürlich bekämpfen einander die beiden Superhelden nur anfangs und finden später über einen gemeinsamen Feind zusammen – zwei derart renommierte Retter der Welt können schließlich nicht von heute auf morgen die Seiten wechseln. Die Kinosäle sind jedenfalls voll, von Comics geht immer noch eine enorme Anziehungskraft aus.

Damit es nicht immer amerikanische Helden sind, die mit ihren außergewöhnlichen Kräften für Unterhaltung sorgen, hat ein Team um Comicautor Harald Havas die „ASH – Austrian Superheroes“ ins Leben gerufen. Am kommenden Donnerstag wird die erste Ausgabe präsentiert. Dabei handelt es sich um keine Parodie auf das Genre, sondern um eine Begegnung auf Augenhöhe: „Der Leser wird in eine Welt katapultiert, die bereits existiert“, sagt Havas. Denn wenn schon, dann wollten wir das ernsthaft probieren. Im Sinne von Marvel oder DC.“

Daher sei „Austrian Superheroes“ letztlich „so ernsthaft wie Spiderman oder Superman“. Übersetzt in einen österreichischen Rahmen, begegnet der Leser also typischen Superhelden: Gut gebaut, mit diversen Fähigkeiten ausgestattet, dabei aber vor Fehlern oder persönlichen Problemen keineswegs gefeit. Essenziell seien für die Umsetzung die Zeichner gewesen. „Es muss jemand sein, der in der Lage ist, realistisch aussehende Personen zu zeichnen und sie in eine gewisse Dynamik zu bringen.“ Fündig wurde Havas letztlich bei Leo Koller, Thomas Aigelsreiter und Andreas Paar, die das Kernteam bilden.

Finanzierung über Crowdfunding

Nach ersten Konzeptionsphasen bildete im Vorjahr das Crowdfunding-Projekt über den Bank-Austria-Kunstpreis einen wesentlichen Meilenstein: Dort erreichte „ASH“ 205 Prozent des selbst gesteckten Ziels und war somit für die ersten Ausgaben gesichert. „Crowdfunding ist auch eine gute Gelegenheit, es populär zu machen“, meint Havas. „Außerdem hat es uns gezwungen, relativ flott und stringent zu arbeiten.“

Bei Veranstaltungen wie der Vienna Comix sowie der Vienna Comic Con gab es im Herbst des Vorjahres dann erste Eindrücke des Superhelden-Teams rund um Captain Austria. Vertrieben wird das Heft nicht nur in Comicshops, sondern auch über Morawa. Mehr als 200 Abonnenten gibt es bereits, insgesamt beträgt die Auflage 7000 Stück. Auch in Deutschland und der Schweiz wird das Heft erhältlich sein. Erscheinen werden die Ausgaben der vierteiligen Miniserie im Abstand von zwei Monaten. Weitere Abenteuer sind geplant. Typische Eigenschaften aus der österreichischen Gesellschaft in Superkräfte zu verwandeln sei der größte Reiz an der Konzipierung der Figuren gewesen. „Die meisten amerikanischen Superhelden haben ja auch etwas mit der Gegend zu tun, in der sie leben“, sagt Havas. „Das transportiert automatisch auch einen gewissen Witz mit.“ Sei es bei der Figur des Bürokraten, „da man durchaus Österreich damit assoziieren würde“. Oder das Ringen am Heumarkt, das in einer schwergewichtigen Form in Lady Heumarkt ihre Entsprechung bekommt.

Das Donauweibchen, angelehnt an die gleichnamige Sagenfigur, ist hingegen optisch als übersexualisiertes Comic-Klischee mit Modelmaßen umgesetzt. Havas: „Ich habe das nicht auf dem Reißbrett entworfen. Beim Donauweibchen ist das auch im Charakter angelegt: Das sind die Sirenen, die die Leute unter Wasser ziehen. Nixen sind einfach sexuelle Symbole. Das haben wir übernommen und für uns ein bisschen umgebaut.“

AUF EINEN BLICK

Superhelden. Am Donnerstag wird in Wien die erste Ausgabe der „ASH – Austrian Superheroes“ präsentiert. Konzipiert wurde das Comic-Heft (sollte die vierteilige Mini-Serie erfolgreich sein, ist eine Fortsetzung geplant) vom Comicautor Harald Havas (Foto). Die Zeichner Leo Koller, Thomas Aigelsreiter und Andreas Paar bilden das Kernteam. Vertrieben wird „ASH“ nicht nur in Comicshops, sondern auch über Morawa. Auch in Deutschland und der Schweiz wird das Heft erhältlich sein. [ Harald Havas ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2016)

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