Alles Fake: Griss, eine schwierige Satirevorlage

Maschek
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Zwei Satiriker von Maschek arbeiten an einem Programm über die unwahren Zeichen der Zeit und bereiten sich auf das Ende einer Ära vor.

Mit dem Habakuk und seiner großen „Check-it Box“ oder Faymanns Eselferienfreund „Lauschi“ braucht man Robert Stachel echt nicht mehr kommen, Peter Hörmanseder auch nicht, der findet Hollandes Witzerunde bei Obama besser. Damit verweisen die synchronisierenden Humoristen von Maschek auch freundlich auf ihre „B-Seiten“. Die sammeln sie zusammen mit ein paar A-Videos auf ihrem YouTube-Channel. Das Urheberrecht findet ihre Kunst, also Material aus dem ORF-Fundus und anderen „Wirklichkeitsmaschinen“ eine neue, falsche Bedeutung zu geben, nicht so lustig.

Nach den Puppenspielen und den komprimierten Fernsehtagen geht es dieses Mal bei Maschek auch inhaltlich um Fakes. „Heute gibt es Hunderttausend Stimmen im Netz, die mehr oder weniger durcheinandersprechen, und jeder Einzelne hat die Aufgabe, sich seine eigene Wahrheit zu generieren.“

Der Untertitel des Programms ist auch wichtig, sagt Stachel: „,In Wahrheit falsch‘ steht dafür, dass jeder User, Leser, Seher dazu angehalten ist, zu überprüfen, was falsch und was richtig ist. Daraus strickt er sich dann eine neue Wirklichkeit zusammen, die letztlich immer ein Fake ist.“ Das ist die aktuelle Botschaft von Maschek. Die Dramaturgie soll bei dieser Show offenbleiben, weil sie sich dieses Mal bei der Arbeit zusehen lassen wollen. „Wir machen eigentlich das, was wir eh immer machen, wir faken und fälschen, und diese Normalität werden wir thematisieren“, erzählt Hörmanseder.

Flache Impulse

Für Maschek erhöht sich beim modernen Medienkonsumenten die Mitarbeit. „Wenn der Einzelne die Macht hat, Nachrichten zu verbreiten, dann muss auch das ,Doublechecken‘ für jeden gelten.“ Sie selbst tun das auch: „Wir begreifen unsere Arbeit eigentlich schon als journalistisch und seriös – auch wenn alles erfunden ist. Die Feder ist die Satire, aber das Papier, auf das wir schreiben, ist ernst. Es geht um Politik.“

Dass sie dadurch auch als politische Kommentatoren ernst genommen werden, finden sie nicht immer ganz unproblematisch. So bekommen Maschek zum Beispiel immer wieder Nachrichten von Lehrern, die sich für ihre Videos bedanken, weil sie nur so mit Schülern in Politikdiskussionen einsteigen könnten. Das empfindet Hörmanseder zwar „einerseits als Lob, andererseits aber erschreckt es mich, wenn man jedes Thema mit dem satirischen Kiefer so weich kauen muss, damit es jeder konsumieren kann. So einfach sind die Themen nicht. Ich mache mir sorgen, dass im aktuellen Medienkonsum der Tiefgang verloren geht.“

Fischers Nachfolger

Bei ihren Programmen passiert das im Kleid der Kritik. Die Protagonisten über die sie drüberreden, kennt man. Neben Kanzler Faymann zählt auch Bundespräsident Heinz Fischer zu ihren besten Mitarbeitern. Bei Maschek bekam Letzterer gern eine „Habt's mich gern, ihr Dodeln“-Attitüde angehängt. Demnächst werden sie Fischer verlieren. „Leider“, seufzt Hörmanseder. „Maschek-intern ist es so, dass mit jeder Präsidentschaftswahl der Interpret wechselt. Klestil war Robert. Fischer war ich, zufällig, weil ich ihn vorher schon gesprochen habe. Aus dieser Logik heraus wird der nächste Präsident jemand sein, den Robert jetzt schon spricht“, orakelt er. „Und er hat immer schon Van der Bellen und Andreas Kohl gemacht. Ich immer schon Griss und Hundstorfer.“

Ein Duell wird von Maschek schmerzlich vermisst: "Pröll gegen Van der Bellen hätte ich mir schon sehr gerne angesehen", gibt Stachel zu. Allerdings hätte es doch ein Problem gegeben. "Ich spreche beide." Hörmanseder: "Das wäre dann irgendwie schizophren. Ich hätte gerne so jemanden wie Niki Lauda als Kandidat gehabt. Der Job ist wahrscheinlich aber zu schlecht bezahlt." Auf Richard Lugner würden beide lieber verzichten. "Lugner ist keine Satirevorlage, das ist ein Mensch mit sozialen Mängeln ohne Ende." Und wie sieht es mit der einzigen Kandidatin aus, eignet sich Irmgard Griss als Satirevorlage? „Noch nicht, aber wenn sie Bundespräsidentin wird, findet sich bestimmt etwas.“

ZUR PERSON

Maschek. In den jugendlichen 90ern haben Peter Hörmanseder und Robert Stachel zusammen mit Ulrich Salumun (der aktuell nur noch in der Maschek-Puppenkiste mitspielt) eine neue Form der Politsatire in Angriff genommen, die bis heute hält. Sie synchronisieren bestehendes Videomaterial über die treibenden und bremsenden Kräfte der Gesellschaft und schneiden daraus Persiflagen zusammen. In ihrem Programm „Fake“ nehmen sie jetzt die neue Medienwirklichkeit auseinander. Premiere ist am 13. April in ihrem Heimstadion, dem Rabenhof.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2016)

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