Der Zoo, ein riesiges Atelier

Margit König
Margit König © Gioia Zloczower / Die Presse
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Malerei. Seit 25 Jahren malt Künstlerin Margit König Zootiere von Orang-Utans bis Löwen. Zum Jubiläum werden ihre Werke nun in Schönbrunn gezeigt.

So mancher Tiergartenbesucher kennt sie vermutlich vom Sehen. Jene Dame mit den auffälligen roten Haaren, die, einen Zeichenblock in der einen, den Pinsel in der anderen Hand, auf einem Klappsessel vor den Tiergehegen sitzt. Neben ihr eine große, ein bisschen abgenützte Mappe voller Entwürfe. Einmal sieht man Margit König bei den Flamingos, dann wieder bei den Pelikanen oder – sehr häufig – in der Orangerie bei den Orang-Utans.

König ist so etwas wie eine inoffizielle Institution im Tiergarten Schönbrunn: Seit mittlerweile 25 Jahren malt die Künstlerin die Tiere im Zoo, von den bunten Vögeln bis zu den schwarz-weißen Zebras, mit Feder, bunter Tusche, als Aquarell oder auch mit Wachspastellfarben auf dunklem Papier. Wenn sie nicht gerade auf Reisen ist, um – natürlich – einen anderen Tiergarten zu besuchen und die dortigen Bewohner zu porträtieren („Jeder Zoo hat schließlich andere Tiere“), kommt sie jahrein, jahraus fast jeden Tag nach Schönbrunn. „Im Winter sind die bunten Fische in den Aquarien fast so etwas wie eine Farbtherapie“, sagt sie. Nur an Sonntagen, da kommt sie nicht nach Schönbrunn, „da sind mir zu viele Leute hier“.

© Tiergarten Schönbrunn / Daniel Zupanc

Zum 25. Jubiläum wird nun ab übermorgen, Freitag, ein Teil ihrer Werke im Elefantenhaus ausgestellt. Ein kleiner Teil – denn in einem Vierteljahrhundert haben sich wohl Hunderte Bilder angesammelt, oder? „Hunderte?“, fragt König. „Eher Tausende.“ Dass sie sich als Künstlerin auf Tierporträts spezialisieren würde, war zunächst aber gar nicht ihr Ziel. Während des Studiums an der Wiener Kunstschule „sah der damalige Lehrplan vor, dass wir Studenten jeden Samstag in den Zoo gehen, um Tiere zu zeichnen“. Weil sich die tierischen Modelle häufig bewegen, „war das eigentlich ein schwieriger Teil des Studiums“, den viele Kollegen gern hinter sich gelassen haben. „Ich aber bin hier hängen geblieben.“

Dass sie – wie manch andere Tiermaler – die Löwen, Elefanten und Fische einfach von Fotos abmalt, ist für sie ausgeschlossen. „Die Mimik, den Charakter der Tiere: Das alles spürt man erst, wenn man vor dem Tier sitzt.“ Oft beobachtet sie die Tiere und versucht, einen speziellen Moment einzufangen – auch wenn das Tier natürlich in den meisten Fällen nicht unbeweglich dasitzt, bis König ihr Bild fertigstellen kann.

© Gioia Zloczower / Die Presse

Welches Tier sie mit welcher Technik malt, entscheidet sie jeden Tag aufs Neue spontan. Bei den kleineren Affen etwa interessiert sie vor allem das soziale Verhalten, bei den Vögeln „die bunten Farben“ und bei den großen Affenarten „die Ähnlichkeit zu den Menschen“. Weswegen sie sehr gern bei den Orang-Utans in der Orangerie (und den Gorillas in Hellabrunn in München) sitzt, zu denen sie, wenn auch durch die Glasscheibe, eine Beziehung aufgebaut hat. Tatsächlich – und sähe man es nicht mit eigenen Augen, man würde es wohl nicht glauben – kommen die Weibchen Nonja und Sol sofort zur Glasscheibe, als sie König mit ihren Malutensilien anrücken sehen. Bewegt sich die Malerin die Scheibe entlang, gehen die Orang-Utans innen mit. „Wenn ich eine male, ist die andere oft eifersüchtig und versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken“, erzählt König, während Nonja durch die Scheibe auf ihr halbfertiges Porträt starrt. „Manchmal nehmen sie sogar wieder dieselbe Stellung wie auf dem Bild ein.“

König fährt regelmäßig auch zu andern Tiergärten von Zürich bis Leipzig. Ihre Bilder wurden schon in mehreren Städten gezeigt, auch im Wiener Naturhistorischen Museum („Dort male ich aber nicht. Ausgestopfte Tiere interessieren mich nicht“) und nun zum vierten Mal im Tiergarten Schönbrunn. Andere Maler arbeiten tagtäglich in ihrem Atelier, „ich aber habe das schönste Atelier, das es gibt: den Zoo.“

AUF EINEN BLICK

„25 Jahre Malen im Tiergarten Schönbrunn“ heißt die Ausstellung im Zoo, bei der Künstlerin Margit König einen Teil ihrer Werke präsentiert. Die meisten Bilder können erworben werden.

Die Ausstellung ist von 15. bis 30. April im Elefantenhaus (im ersten Stock) zu den Zoo-Öffnungszeiten zu sehen, an den meisten Tagen (außer freitags) wird die Künstlerin, die auch regelmäßig in anderen europäischen Tiergärten malt, anwesend sein.

Weitere Infos: www.margitkoenig.com  oder

www.zoovienna.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2016)

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