Ein Pinzgauer wirbt für Armani

Richard Rossmann
Richard Rossmann Armani/Serge Guerand
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In Armanis neuer Brillenkampagne steht der Dokumentarfilmer Richard Rossmann aus Saalfelden ausnahmsweise einmal vor statt hinter der Kamera.

Eigentlich wollte Richard Rossmann ja nicht zu viel über seinen nächsten Film, „Von Vogelbeeren, Spähbirnen und Äpfeln“, erzählen. Dass er dann doch zehn Minuten lang redet – darüber, wie viel Arbeit das Schnapsbrennen sei, wie viel das jeweilige Obst über die Bauern aussage und wie sich das Bauersein verändert habe –, zeigt, wie viel Leidenschaft in seiner Arbeit steckt. Was mit ein Grund dafür ist, dass der 45-jährige Pinzgauer eines der Gesichter der neuen Brillenkampagne von Armani ist, neben einer Rodeoreiterin aus Oregon, einem Tänzer aus Venedig, einem türkischen Surfer, einer Foodbloggerin aus Frankreich.

Begeisterung für das, was sie tun, und ein Bezug zur Heimat: Das sei für die Wahl zentral gewesen, die letztlich Giorgio Armani persönlich traf („Der ist 84 und immer noch der Erste in der Firma“). Wie authentisch er in dem Werbefilm sein darf, überrascht Rossmann selbst. In dem Spot sitzt er nun also – natürlich mit Armani-Brille, aber im gestrickten Janker der 104-jährigen Großmutter (die er 2011 in „Tagaus tagein“ porträtiert hat) im Schnee und erzählt. Von seiner Sehnsucht nach der Ferne, vom Zurückkommen in die Heimat und davon, wie sich das in seinen Filmen niederschlägt („Man hat a Chance, dass ma großzügiger sein konn“).

Und ja, er erzählt das in seinem Pinzgauer Dialekt: „I kann ja ned vor einer Almhütt'n sitzen und Hochdeutsch reden, des bin ja ned i.“ Dass er sich vor der Kamera eigentlich nicht ganz wohlfühlt, merkt man spätestens dann nicht mehr, als er (etwas schief) ein paar Zeilen singt: „Da Winter, der is' ma ned z'wida.“ „Wenn mich wer nach meiner Kindheit fragt und ich mache die Augen zu, fällt mir als Erstes dieses Lied ein. Ich bin auf Ski aufgewachsen.“ Sein Vater, der im ersten Langfilm („Ski Heil“) vorkommt, war 1936 sogar Mitglied des österreichischen Skiteams für die Olympischen Spiele.

„Ich muss immer wieder raus“

Man sieht: Heimat – ja, auch Familie – spielt in Rossmanns Filmen eine große Rolle. Obwohl, oder vielleicht auch gerade weil er lang weg war. In Wien und New York studierte er Wirtschaft, über Nebenjobs als Runner und Fahrer kam er zum Film. Bei einer Hamburger Produktionsfirma lernte er „alles, was man halt so lernen kann“. Dann produzierte er einige Jahre lang für Werbung und Fernsehen, er arbeitete regelmäßig für den deutschen Regisseur Detlev Buck („Herr Lehmann“, „Sonnenallee“). „Bis ich mit Anfang 30 gemerkt habe: Ich muss selber Filme machen.“

Seit zehn Jahren macht er nun seine eigenen Dokumentarfilme. Was ihn wieder in seine Heimat gebracht hat. „Meine Base ist der Pinzgau. Aber ich könnte nicht nur hier sein, ich muss immer wieder raus. Und ich will auch nicht der Heimatfilmer werden.“ Nach den Filmen über das Skifahren und über seine Großmutter brachte er 2013 „Max und die anderen“ heraus: einen Film über Sex und Sadomaso, Liebe zwischen Männern und Aids in Berlin, gegen den bei einem Filmfestival in der Ukraine ein rechtsextremer Mob aufmarschierte. Der nächste Film könnte in den USA und in Mexiko spielen, eine Idee gibt es auch für Spanien.

Das dauert aber noch. Denn Rossmann lässt sich bei seinen Filmen Zeit, sehr viel Zeit. „Ich versuche, ein respektvoller Filmemacher zu sein, ich bin sehr beobachtend.“ Er arbeite ganz allein mit seinen Protagonisten – sei es der Exsoldat Max in Berlin, sei es die Bäuerin Traudi im Pinzgau. Und die Arbeit vor statt hinter der Kamera habe ihn in seinem Zugang noch einmal bestärkt. „Es ist unglaublich, wie verletzlich man in dieser Position ist.“

Frames of Life - Armani

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2016)

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