Zögernitz: Streit um Umbau beendet

Mehr als zehn Jahre wurde um das Wohnbauprojekt um das Casino in Döbling gestritten. Die Flächenwidmung wurde nun im Gemeinderat beschlossen.

Wien. Der beinahe zehnjährige Streit um das denkmalgeschützte Casino Zögernitz in der Döblinger Hauptstraße 76 fand im Wiener Gemeinderat am Freitag vorerst ein Ende – und zwar ein überraschendes.

Seit vielen Jahren gibt es Diskussionen und Proteste einer Bürgerinitiative um die Sanierung des Casinos – und vor allem das, was auf dem Gelände noch entstehen soll. Investor Hermann Rauter will im Biedermeierhaus ein Hotel beherbergen. Auf dem Areal sollen Luxuswohnungen und eine Tiefgarage entstehen. Der historische Strauss-Saal soll reaktiviert werden.

Damit Rauter all das verwirklichen kann, war allerdings eine Umwidmung der Fläche von Gärtnerische Gestaltung in Bauland nötig. Gegen die Pläne wehrten sich vor allem die Grünen im Bezirk jahrelang – während sich die ÖVP, allen voran Bezirksvorsteher Adi Tiller, für das Projekt aussprach.

Die Abstimmung im Gemeinderat fiel dann doch einigermaßen überraschend aus: Während die Grünen mit der SPÖ eben dafür stimmten, dass Grünfläche durch ein Projekt eines Privatinvestors verbaut wird, lehnte die sonst investorenfreundliche ÖVP das Projekt mit den Neos ab.

Tiller unglücklich über Partei

Der Grüne Wohnbausprecher Christoph Chorherr begründete die Entscheidung folgendermaßen: „Wir brauchen auf dem heruntergekommenen Areal wirklich Investitionen – dort ist es nicht mehr schön“, sagte er. Der Investor habe sich mit einer Absichtserklärung verpflichtet, das denkmalgeschützte Gebäude zu sanieren und auch weiterhin zu erhalten. Laut Gesetz wäre er dazu allerdings sowieso verpflichtet. Und das ist offiziell auch der Grund, warum die ÖVP nun dagegenstimmte: „Wir wollen, dass diese Absichtserklärung grundbücherlich verbrieft und somit bindend ist“, sagt die ÖVP-Abgeordnete Elisabeth Olischar. Rechtlich ist das aus der Sicht der Grünen aber nicht möglich.

Bezirksvorsteher Adi Tiller (ÖVP) ist ob der Entscheidung seiner Partei nicht glücklich. Schon die Abstimmung im Bezirk ging so aus, dass nur ein kleiner Teil der ÖVP-Funktionäre für das Projekt stimmte (zwei davon seine Töchter). „Ich habe das Projekt immer befürwortet, ich kann ja jetzt nicht einfach sagen, ich will das nicht.“ Nachsatz: „Da haben wir nicht die nötige Parteidisziplin gehabt.“

Tillers Wunsch wird erfüllt, denn nun steht dem Bau nichts mehr im Wege. Im hinteren Teil des Areals wird ein Terrassenhaus mit 48 Wohnungen errichtet, dazu kommt eine Tiefgarage mit 106 Parkplätzen, die Hälfte davon sind Stellplätze für Kurzparker – etwa für die Kunden der Geschäfte in der Döblinger Hauptstraße. Der Innenhof des Zögernitz soll dadurch wieder autofrei werden.

Der historische Strauss-Saal, in dem schon Johann Strauss Vater und Sohn aufgetreten sind, soll zum Tonstudio und zur Eventlocation werden. Das Projekt wird rund 26 Millionen Euro kosten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2016)

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