Berufswunsch Bestimmerin

Young sexy singer with microphone
Young sexy singer with microphoneBilderbox
  • Drucken

Oft erzählen Künstler/Schauspieler/Sänger in Interviews, dass sie schon als kleines Kind fix wussten, dass sie später einmal Künstler/Schauspieler/Sänger werden wollten.

Das finde ich, wenn es denn wahr ist, ganz erstaunlich. Ich habe als Kind meinen Berufswunsch quasi täglich geändert. Als wir umzogen, wollte ich Siedlungshelferin werden. Half ich in der Küche, war Köchin mein Ziel (hätte ich das ernsthaft verfolgt, wäre ich mangels Talents längst in Konkurs).

Das Kind ist da nicht anders. Zu den frühen Berufswünschen zählten etwa Prinzessin und Heiraterin (also Braut), Ballerina und Bestimmerin (ein Berufsziel, von dem es sich nie ganz verabschiedet hat). Auch Fußballerin war einmal im Gespräch, bis das Kind ein Fußballcamp besucht hat und feststellen musste, dass die anderen ärgerlicherweise „immer gewinnen wollen“. Das findet das Kind zu anstrengend, Sportarten, für die ein gewisser Kampfgeist erforderlich ist, scheiden also seither aus. Auch der Plan, Märchenerzählerin zu werden, wurde verworfen – trotz einer gewissen Begabung im Ausdenken absurder Details. So behauptet das Kind etwa, dass der Mann, der im Kindergarten das Obst bringt, „Herr Nutella“ heißt. Herr Nutella, der Apfelmann.

Aktuell scheint sich die Karriere eher in Richtung Abmalerin zu bewegen, konkret Tierabmalerin. Wir waren nämlich in der Ausstellung der Tiermalerin Margit König im Zoo Schönbrunn (noch heute und morgen im Elefantenhaus zu sehen übrigens). Selbstredend hatte das Kind Stifte und Papier mit und machte sich nach der Ausstellung selbst daran, Tiere abzumalen. Da saßen wir also vor dem Elefantengehege, sahen den großen grauen Tieren zu, und das Kind malte dabei – Pandabären. Die wir noch gar nicht besucht hatten. Ganz ist das Konzept des Abmalens also noch nicht angekommen. Aber die Richtung stimmt. Als das Kind vor einiger Zeit mitbekommen hat, dass bei den meisten Menschen die Putzfrau nur einmal die Woche kommt, fand es plötzlich dieses Berufsfeld sehr reizvoll, weil „da muss man nur einmal in der Woche kurz arbeiten. Und sonst hat man frei.“

Die Arbeitsmoral stimmt also schon einmal.

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.