Mit Anlauf auf den Großvenediger

Der Großvenediger.
Der Großvenediger.Imago
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Auf 3657 Meter in zwei Tagen. Ein Pinzgauer hat einen ungewöhnlichen Dreikampf für ambitionierte Hobbysportler erfunden: den Venediger Rush.

Rund 160 Kilometer mit dem Rennrad, danach rund 3600 Höhenmeter im Berglauf und auf Tourenskiern zum Gipfel: Das sind die Eckdaten einer außergewöhnlichen sportlichen Herausforderung, die am 5. und 6. Mai das dritte Mal über die Bühne geht. Venediger Rush heißt der zweitägige Dreikampf, bei dem es nicht um Spitzenzeiten, sondern um das sportliche Miteinander und Durchkommen geht. Die Idee zum Rush hatte Hans-Peter Kreidl.

Der Pinzgauer hat im Hauptberuf eine Werbe- und Eventagentur und organisiert mit skitourenwinter.at Camps für Tourengeher. Rennradeln, Mountainbiken und Berggehen bestimmen – neben der Familie – seine Freizeit. Vor vier Jahren saß er im Frühjahr mit einem Freund im Hangar 7 in Salzburg, draußen blühende Bäume und satte grüne Wiesen. Daheim im Obersulzbachtal hingegen lag bis weit hinunter noch der Schnee. „Ich hab mir überlegt, wie man diese Gegensätze der Natur sportlich verbinden kann“, erzählt Kreidl. Der Rush war geboren: Ein Dreikampf auf Rennrad, Laufschuhen und Tourenskiern führt vom Frühling bis in die noch winterlichen Gipfelregionen der Hohen Tauern.

2014 fand der Wettkampf, der bewusst nicht als Rennen tituliert wird, zum ersten Mal statt. Damals sind 35 Teilnehmer an den Start gegangen. Mittlerweile ist die Zahl der Fans gewachsen, mehr als 50 Sportler können sich aber nicht anmelden. Schließlich soll es beim Aufstieg über den Gletscher auf den höchsten Berg Salzburgs kein gefährliches Gedränge geben.

Vor den Toren der Stadt Salzburg steigen die Teilnehmer bei Sonnenaufgang auf das Rennrad. Nach gut vier Stunden und 160 Kilometern in den Beinen kommen sie in Neukirchen am Großvenediger an. Doch was bei den meisten Sportlern eine durchaus respektable Tagesetappe wäre, genügt beim Rush noch lange nicht. Am Eingang ins Obersulzbachtal wechseln die Teilnehmer vom Rennrad in die Laufschuhe. Es geht zu Fuß weiter bis zur Schneegrenze in Richtung Großvenediger – nicht im Spaziertempo, sondern im Laufschritt. Sobald der Schnee beginnt, wird auf die Tourenskier umgestiegen. Die Tagesetappe endet erst am späten Nachmittag auf der Kürsingerhütte. Am nächsten Tag geht es dann gemeinsam auf den Gipfel des 3657 Meter hohen Großvenedigers. Vor 175 Jahren wurde der höchste Berg Salzburgs übrigens von einer vom Mittersiller Gerichtspfleger Ignaz Kürsinger und dem Wiener Alpinisten Anton Ruthner angeführten Expedition zum ersten Mal bestiegen. Der Rush ist heuer der Auftakt der Feierlichkeiten rund um das Jubiläum.

„Ich kann mich richtig schinden“, sagt der 42-jährige Kreidl über sich selbst und seinen Zugang zum Ausdauersport. Der Bauernsohn aus dem Pinzgau hatte als Kind keine größeren sportlichen Ambitionen. Erst mit 17 Jahren trat er dem örtlichen Fußballverein bei, nach zwei Kreuzbandrissen und mäßigem sportlichen Erfolg ließ er den Ballsport wieder sein. Später entdeckte er den Ausdauersport für sich: Radfahren und Wandern im Sommer, Tourengehen im Winter. Im Jahr 2001 fuhr Kreidl bei der Alpenüberquerung Transalp mit – und fing Feuer. Im Jahr darauf machte die Tour erstmals in Neukirchen am Großvenediger Station.

Nächstes Jahr ist der Start in Wien

Die Idee, im Schnelldurchgang mit Rad, Laufschuhen und Skiern auf einen hohen Berg zu gehen, ist längst nicht mehr nur auf den Großvenediger beschränkt. Kreidl hat den Dreikampf schon auf den Dachstein und auf den Piz Buin organisiert. Derzeit denkt er intensiv über das nächste Rush-Projekt nach: Von Wien mit dem Rennrad bis an den Fuß des Großglockners und dann auf den Gipfel des höchsten Berges Österreichs. Heuer geht sich das nicht mehr aus, aber 2017 soll es so weit sein. Und weil im nächsten Jahr das Jubiläum 200 Jahre Vélocipède ansteht, denkt er über neue Ziele für den Rush in der Schweiz oder in Italien nach. „Es gibt ja noch so viele Berge, auf die ich gern gehen würde“, sagt der Pinzgauer. Und weil ihm der Gipfel allein zu wenig ist, hängt er eine ordentliche Rennradetappe vorne dran.

AUF EINEN BLICK

Der Dreikampf Venediger Rush findet heuer am 5. und 6. Mai statt. Gestartet wird vor den Toren der Stadt Salzburg. Mit dem Rennrad geht es über Hallein, Schwarzach und Zell am See nach Neukirchen am Großvenediger. Bis zur Schneegrenze wird taleinwärts gelaufen, danach wechseln die Teilnehmer auf die Tourenskier. Ziel des ersten Tages ist die Kürsingerhütte in 2558 Meter Seehöhe. Am zweiten Tag steht gemeinsam mit Bergführern der Gipfel des Großvenedigers auf dem Programm. www.venediger-rush.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2016)

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