Muse: "Konzerte machen eine Band aus"

Muse-Bassist Wolstenholme
Muse-Bassist Wolstenholme(c) RMV / Rex Features / picturedesk (RMV)
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Christopher Wolstenholme, Bassist der britischen Rockband Muse, spricht über das gemischte Publikum bei Festivals und die Bedeutung von Liveauftritten.

Die Presse: Im vergangenen Jahr Rock in Vienna, vor zehn Tagen beim Saisonabschluss in Ischgl und am Montag in der Wiener Stadthalle – Muse scheint einen Narren an Österreich gefressen zu haben.

Christopher Wolstenholme: Das ist ehrlicherweise eher dem Zufall geschuldet. Vor ein paar Monaten, als wir gerade in den USA tourten, kam die Anfrage aus Ischgl. Die Gelegenheit, tagsüber im Freien zu spielen, bei frischer Luft und Sonnenschein, hat uns nach mehreren Monaten der Hallenkonzerte sofort gereizt. Zuletzt sind wir vor zwölf Jahren bei Tag aufgetreten.


Inwiefern unterscheiden sich Auftritte bei Festivals von Ihren eigenen Konzerten?

Die eigenen Shows hat man etwas besser im Griff, alles ist unter Kontrolle. Du weißt genau, welcher Song in welcher Version am besten funktioniert. Bei Festivals ist das Publikum alles andere als homogen, die Leute erwarten eher Hits als die Songs des neuen Albums. Zudem sind die Zuschauer von Festivals gnädiger. Sie lassen einem viel mehr durchgehen. Soundchecks zum Beispiel sind nicht so wichtig wie bei eigenen Konzerten (lacht). Ich würde daher fast so weit gehen zu sagen, dass Festivals mehr Spaß machen als eigene Shows. Das heißt aber nicht, dass man sich bei Festivals alles erlauben kann. Für Schlampigkeit haben die Leute natürlich kein Verständnis.

Muse gilt unumstritten als eine der besten Livebands der Welt. Von welchen anderen Bands mögen Sie die Liveauftritte?

Rage Against the Machine fällt mir da ein. Vor ein paar Jahren hatten wir ein gemeinsames Engagement bei einem Festival in Los Angeles und haben ihren Auftritt von einer Seitentribüne aus verfolgt. Wobei ich mehr auf das Publikum gestarrt habe als auf die Band. Ihre Fans sind eine unglaublich verrückte Truppe, einfach fantastisch. U2 sind live auch super. Sie sind ähnlich wie wir immer bestens vorbereitet und bieten den Zuschauern eine große Show. Ihre Konzerte sind immer ein unvergessliches Erlebnis.

Wie wichtig ist es für eine Rockband, live gut zu sein?

Das ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere. Eine gute, seriöse Band sollte auf der Bühne beweisen können, dass sie eine Einheit ist. Du kannst den Zuschauern nichts mehr vormachen. Sie merken, ob es sich bei den Leuten auf der Bühne um eine echte, gewachsene Band handelt. Für mich persönlich machen Liveauftritte eine Band erst richtig aus. Du bist so gut, wie du auf der Bühne spielst.

Stimmt es, dass Ihr Album „Drones“ zu einem Musical werden soll? Sie selbst sollen das angeregt haben.

Ich wurde in einem Interview gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte, und meinte, dass das irgendwann schon denkbar wäre. Seither werde ich jeden Tag darauf angesprochen. Aber ja, warum nicht? Das könnte ein interessantes Projekt werden. Allerdings müssten sich Profis dieser Sache annehmen und sie in einem mehrjährigen Prozess vorbereiten. So etwas kannst du nicht innerhalb eines Jahres machen. Wir selbst könnten das ohnehin nicht, neben all den Auftritten und Albumproduktionen.

Wer würde darin die Hauptrolle spielen?

Ich sicher nicht (lacht). Auch hier müsste ein Profi ran.

Sie sind sechsfacher Vater. Begleitet Sie Ihre Familie manchmal bei Ihren Tourneen?

Ja, durchaus. Jetzt gerade sind sie nicht dabei, aber zuletzt haben sie uns während der England-Tour begleitet, weil gerade Osterferien waren. Die Kinder aus der Schule zu nehmen kommt für mich nicht infrage.

Wie hat man sich das vorzustellen?

Sie fahren einfach im Tourbus mit. Die kleinen Kinder bekommen die ersten zwei, drei Songs mit und werden dann müde. Meine Frau legt sie dann im Tourbus schlafen. Wenn sie zurückkommt, sind wir meistens schon am Fertigwerden.

ZUR PERSON

Muse. Christopher Wolstenholme wurde 1978 in Rotherham geboren und ist Bassist der britischen Rockband Muse, die am Montag in der Wiener Stadthalle auftritt. Wolstenholme, Dominic Howard und Matthew Bellamy kennen sich seit der Schulzeit. Mit ihrer ersten Band Rocket Baby Dolls nahmen sie am Battle of the Bands teil und gewannen. Nach dem Abschluss der Highschool änderten sie den Namen der Band in Muse und unterschrieben einen Plattenvertrag. Wolstenholme ist seit 2003 mit seiner Frau Kelly verheiratet und hat mit ihr sechs Kinder.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2016)

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