Hochzeit-Bollywood im Belvedere

 Kulisse für eine indische Märchenhochzeit. Hunderte Helfer peppten den Park des Belvederes auf. Zum Abschluss einer Dreitagefeier in der Hofburg, im Palais Liechtenstein und in den Art-for-Art-Sälen zelebrierten die Milliardärssprösslinge Anushree Jasani und Parth Jindal im ehemaligen Lustgarten des Prinz Eugen ihre Version einer Traumhochzeit.
Kulisse für eine indische Märchenhochzeit. Hunderte Helfer peppten den Park des Belvederes auf. Zum Abschluss einer Dreitagefeier in der Hofburg, im Palais Liechtenstein und in den Art-for-Art-Sälen zelebrierten die Milliardärssprösslinge Anushree Jasani und Parth Jindal im ehemaligen Lustgarten des Prinz Eugen ihre Version einer Traumhochzeit.Die Presse (Clemens Fabry)
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Das imperiale Wien diente als Kulisse für die Trauung zweier indischer Magnatensprösslinge. Zelebriert wurde drei Tage lang in den Palais der Stadt.

Jogger ziehen ihre Runden im Schlosspark, Schulklassen sammeln sich zum Panoramablick vomBelvedere auf die Wiener Silhouette, über den Stephansdom bis hin zum Kahlenberg, der schon Canaletto in den Bann gezogen hat. Die Touristen kommen aus dem Staunen nicht heraus. Im Park des Prinz-Eugen-Schlosses wird letzte Hand angelegt, werden kleine Heerscharen an Hostessen, Kellnern und Securitys instruiert für die Hochzeit des Jahres – zumindest für indische Verhältnisse: Bollywood im Belvedere.

Für die pompöse Verlobung hat das Paar, die Milliardärssprösslinge Anushree Jasani und Parth Jindal, im Juli 2015 schon das Taj Mahal gewählt, für die prunkvolle Trauung nun das imperiale Wien. Unter Indiens Superreichen gilt eine Hochzeit in Europa, in Venedig etwa, als Nonplusultra.

Die Zeremonie am späten Montagnachmittag, die mit einer Party bis in die Nacht hinein enden sollte, stellte das Paar unter das Leitmotiv „Himmlische Rhapsodie“. „Happy Times ahead“ signalisieren Tafeln, und die Fütterung eines Schimmels durch den Bräutigam eröffnete das Hochzeitsritual. Kitschiger kann kein Bollywood-Film sein. Dass indische Filmstars eingeladen waren, nebst dem Who's who der indischen Society, den Industriemoguln der Mittals und Ambanis, und ein paar politischen Granden, fügt sich ins Bild.

Bollywood im Belvedere
Bollywood im BelvedereDie Presse (Clemens Fabry)

Wie aus dem Bilderbuch

Hinter dem Belvedere ist ein großes weißes Zelt fürs Festmahl aufgebaut, und am Eingang des Palais animieren Star-DJs mit wummernden Bässen und Hip-Hop-Gesängen die Hochzeitsgäste zu ausgelassenen Tanzeinlagen. Turbane wackeln, Saris verrutschen – und an den Hälsen klirren Gold- und Diamantgeschmeide.

Im Schlosspark schmücken derweil Gärtner die mit Lotusblumen und floralen Geflechten drapierte Wedding Chapel direkt am Terrassenbrunnen, wo Familie und Ehrengäste quasi in der ersten Reihe im Schein der Abendsonne Trauzeugen sind. Im mit einem Teppich ausgelegten Mittelgang sind Baldachine aufgestellt, purpurrot und violett. An den kleinen Teichen wurden unter Zelten Bars errichtet. Es fehlte an nichts bei der indischen Märchenhochzeit.

Eine Pensionistin ist aus Favoriten gekommen, um sich mit eigenen Augen zu überzeugen, was sie in der Zeitung gelesen hat. Ob das Areal denn nun abgesperrt werde, fragt sie, eingeschüchtert vom Glamour. Der Kellner schüttelt den Kopf: „Man kann sich nicht alles kaufen.“ Eine Spaziergängerin gerät ins Schwärmen: „Das peppt so richtig auf – und es bringt der Stadt Marie.“ Eine Studentin auf ihrer Joggingrunde weiß indes nicht so recht, was sie von dem Trubel halten soll. Der Lärm, die Abgase der Autos – all dies stört den beschaulichen Vormittag.

Angeblich bis zu 2000 Gäste flogen schon vor Tagen aus Indien ein, sie belegten die Fünfsternehotels der Stadt, um unter anderem einem Konzert des spanischen Pop-Troubadours Enrique Iglesias beim sogenannten Welcome Dinner in der Hofburg zu lauschen. Das Feinste war gut genug: Im Palais Liechtenstein und dem bunt dekorierten Park fand bereits am Wochenende die traditionelle Mehndi-Zeremonie statt, das Auftragen von Henna-Tattoos.

Das Gartenpalais wurde in die Kulisse einer Prinzessinnenhochzeit verwandelt: Rosa Tüll umhüllte die junge Braut, zarte Girlanden aus frischen, duftenden Rosen schmückten den Park. Das Buffet war weniger ätherisch: Vorbereitet wurde es von einem sizilianischen Starkoch, der mit seinem Team mit Lkw, gefüllt mit sizilianischen Spezialitäten, eigens aus Palermo angereist ist. Von aufwendigen Fisch-Antipasti bis hin zum typisch cremigen Cannoli-Dessert stand das Mittagessen im Palais ganz im Zeichen Siziliens. Sogar ein carretto siciliano, der traditionelle bunte sizilianische Holzkarren, wurde aus dem Süden importiert.

In Kutschen zur Hofburg

Die Hofburg hatte zum Auftakt den feierlichen Rahmen für ein Abendessen unter dem Slogan „A Symphony for Love“ gebildet, die Gäste fuhren in Kutschen vor. In den Art-for-Art-Sälen der Bundestheater im Arsenal ging hernach ein Disco-Abend unter Sternen und unter dem Motto des Films „Sound of Music“ mit Sänger Mika Singh in Szene.

In einer katholischen Privatschule in Bombay hat sich das Paar, die einzige Tochter eines Bau-Tycoons und der jüngste Sohn eines Stahlmagnaten, kennengelernt. Vor sieben Jahren hat es schließlich gefunkt, ihre Lovestory gehört zu den Lieblingsgeschichten der indischen Klatschspalten. Der 25-jährige Parth studierte erst an der Brown University in den USA, um sein Studium in Harvard abzuschließen.

Als künftiger Topunternehmer erprobt er sein Geschick vorläufig als Chef des Bengaluru-Football-Club, den ihm sein Vater überlassen hat. Neulich stieg der Klub unter seiner Ägide in die I-Liga auf, in die erste indische Liga. Die Verlobung im Taj Mahal war ein Top-Society-Event – und die Dreitagesfeier in Wien setzte dem jetzt die Krone auf.

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