Die Sommernacht der Philharmoniker

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Die Philharmoniker haben erstmals einen Wettbewerb für junge Ensembles ausgeschrieben. Das groovin'tango quINNtett spielt in Schönbrunn.

Einen Wettbewerb im Rechtschreiben hätten sie nicht gewonnen, aber musikalisch sind sie top: Die Formation mit dem zungenbrecherischen Namen groovin'tango quINNtett wird am Donnerstag, dem 26. Mai, um 19.45 Uhr live im Vorprogramm der Wiener Philharmoniker auftreten, die zum gratis Sommernachtskonzert nach Schönbrunn einladen, das heuer hoffentlich nicht so verregnet sein wird, wie manchmal in früheren Jahren. Zwischen 50.000 und 100.000 Besucher kommen, ein Vielfaches dieser Zahl erreichen die Musiker durch die TV-Übertragung.

Heuer dirigiert der Russe Semyon Bychkov Werke von Bizet, Berlioz, Ravel. Die Schwestern Katia und Marielle Labèque – Letztere ist mit Bychkov verheiratet – spielen Francis Poulencs „Konzert für zwei Klaviere in d-Moll“. 2014 gewannen die Wiener Philharmoniker den Karajan-Musikpreis, der für musikalische Nachwuchsarbeit zweckgebunden ist. Das Preisgeld von 50.000 Euro wurde in den „ORF BePhilharmonic-Strauß Music Contest“ investiert, der erstmals stattfindet. Eine Jury prämierte zunächst fünf Ensembles: Das Kammerorchester der Musikschule Wien, die ebenfalls aus der Bundeshauptstadt stammenden Kolophonistinnen, die Tiroler Tango-Formation, Kopf im Sound (OÖ) und die steirische Strauß Connection. Vor dem Philharmoniker-Konzert, das um 20.30 Uhr vor dem Neptun-Brunnen beginnt, können die Besucher im Park lustwandeln und sich Videoporträts der jungen Musiker ansehen, die zwar kein Preisgeld bekommen, aber ihren Bekanntheitsgrad steigern.

Wie kommt man in der Hochburg für Volksmusik, Tirol, nun also auf Tango? Das hat sich anscheinend so ergeben, alle fünf jungen Leute von groovin'tango quINNtett haben von klein auf musiziert, Förderung genossen, und die meisten wollen auch Berufsmusiker werden. Kontrabassist Joachim Pedarnig träumt sogar von einer Karriere bei den Wiener Philharmonikern. Gitarrist Lukas Nisandzic würde nur im Notfall etwas anderes studieren – und dann nur etwas, was ihm leichtfällt, denn die Hauptsache ist die Musik. Der Vater des Pianisten Gabriel Bramböck spielt Barock-Pauke. Für Popmusik interessiere er sich nur „marginal“, sagt er. Theresa Singer ist das einzige Mädchen, mit Klavier hat sie angefangen, aber jetzt sei die Geige ihr Hauptinstrument, die Eltern spielen im Orchester des Tiroler Landestheaters. Akkordeonist Lukas Duregger will Komposition studieren und macht die Arrangements für die Gruppe.

Stars betreuen die Jungtalente

„Was für ein kräftiges Lebenszeichen für das Musikland Österreich“, lobt Andreas Großbauer, Vorstand der Wiener Philharmoniker, die Jugendlichen. „Musikalisch toll und mit Herz musiziert“ seien alle eingereichten Beiträge gewesen, betont Projektleiter Christoph Wimmer. Sonderpreise gewannen noch das Carpe Musicam Quartett aus Oberösterreich, das Dr. SIMS Ensemble aus Wien und die steirischen Violinissimi&Co. Sie werden bei einer Probe von einem Mitglied der Wiener Philharmoniker betreut und beraten. Der ORF hat eine Dokumentation über das Projekt gedreht, die in der „Matinee“ am Sonntag, dem 5. Juni, um 10.15 Uhr und im „Kulturmontag“ am 6. Juni ausgestrahlt wird. Der Wettbewerb hat auch eine Website: www.bephilharmonic.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.05.2016)

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