Grüner Rauch: Van der Bellen siegte, nicht die Partei

Van der Bellen bei seiner ersten Stellungnahme nach dem Wahlsieg.
Van der Bellen bei seiner ersten Stellungnahme nach dem Wahlsieg.APA/AFP/DIETER NAGL
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Vorarlbergs Grünen-Chef Rauch sieht den Sieg nicht als Erfolg der Partei. Bundeschefin Glawischnig findet die Politisierung der Bürger positiv.

Der Vorarlberger Grünen-Chef Johannes Rauch findet nicht, dass der Wahlsieg Alexander Van der Bellens bei der Bundespräsidentenwahl auch als ein Erfolg der Grünen gesehen werden kann. "Das wäre ein Fehler", sagt er in einem Interview mit dem "Standard". "Es ist ein Erfolg von Van der Bellen und einer breiten Allianz." Um mehr als 50 Prozent der Stimmen zu bekommen, müsse das Potenzial weit über die grüne Wählerschaft hinausgehen.

Von dem Sieg Van der Bellens könnten die Grünen aber lernen, sagt Rauch: Es sei nötig, auf Breite zu setzen und auf Konsens zu gehen. Besonders in Zeiten der Krise mit hoher Arbeitslosigkeit, einer unsicheren Wirtschaftslage und dem großen Flüchtlingszustrom. Da Van der Bellen im Gegensatz zu Norber Hofer am Land nicht punkten konnte, müssten die Grünen nun auch dort den schwierigen Debatten stellen. "Es läuft nur mit der direkten Auseinandersetzung mit den Menschen, die dort wohnen."

Glawischnig nimmt auch Regierung in Pflicht

Grünen-Bundeschefin Eva Glawischnig gab sich am Dienstag im Ö1-Morgenjournal angesichts der Tatsache, dass jeder zweite Österreicher Van der Bellen nicht gewählt hat, dafür viele für Hofer stimmten, um den designierten Präsidenten zu verhindern, gelassen. "Es liegt bei einer Stichwahl in der Natur der Sache, dass nur zwei Kandidaten zur Auswahl stehen", sagte Glawischnig. "Es sind herausfordernde Zeiten für Österreich. Ich sehe es aber auch positiv. Es ist eine Politisierung in der Gesellschaft passiert, man hat diskutiert."

Sie traue dem künftigen Präsidenten (am 8. Juli wird Van der Bellen angelobt) zu, sein Ziel, Brücken zu bauen, in den nächsten sechs Jahren zu erreichen. Van der Bellen sei sich seiner neuen Verantwortung bewusst. Er könne es schaffen, nach innen verbindend zu wirken, sodass auch die, die ihn nicht gewählt haben, Vertrauen in seine Kompetenz gewinnen. Die innenpolitischen Probleme anzugehen, sei jedoch nicht nur die Aufgabe Van der Bellens. "Der Ärger über Blockaden und Stillstand ist Sache des Parlaments und der Regierung", sagte die Grüne. Hier erhoffe sie sich einen Neuanfang.

Glawischnig glaubt nicht, dass sich die Koalition unter dem neuen Bundespräsidenten entspannen könne. "Gerade auch Christian Kern hat als Bundeskanzler erkannt, dass es einen neuen Stil braucht, dass nicht mehr viel Zeit ist", sagte Glawischnig. In den nächsten drei Monaten bis zum Herbst müssten Veränderungen sichtbar sein. "Ansonsten ist das das Ende der rot-schwarzen Koalition und möglicherweise jeder anderen Alternative."

>>> Zum Interview im Standard

>>> Glawischnig im Ö1-Morgenjournal

(maka)

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