Diane Kruger: "Wir haben die gleiche Vision"

Actress Diane Kruger arrives at the Vanity Fair Oscar Party in Beverly Hills
Actress Diane Kruger arrives at the Vanity Fair Oscar Party in Beverly Hills(c) REUTERS (DANNY MOLOSHOK)
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Im Roadmovie "Sky – Der Himmel in mir" bricht Diane Kruger auf einer USA-Reise aus ihrem Leben aus und verliebt sich in einen kranken Veteranen.

Paris, an einem Dienstag. Im Hotel Les Bains, einst Badehaus, dann legendärer Nachtclub, teilen sich Diane Kruger und Regisseurin Fabienne Berthaud eine Suite – um über ihren jüngsten gemeinsamen Film zu reden. Deutsche Herkunft, Pariser Ausbildung und Hollywoodkarriere haben Kruger einen eigentümlichen Akzent beschert: Mitunter klingt ihr Deutsch wie das einer Französin – und wenn ihr ein Wort fehlt, greift sie auf Englisch zurück.

Fabienne Berthaud nennt Sie ihre Muse.

Diane Kruger: Ich weiß nicht, ob ich eine Muse bin. Wir kennen uns mittlerweile so gut – seit ich 16 bin. Wir haben die gleiche Vision vom Kino, von den Geschichten, die wir erzählen möchten. Wir ergänzen uns gegenseitig. Sie ist mittlerweile meine beste Freundin. Wir vertrauen uns auch unheimlich. Das ist sehr selten, dass man so etwas hat mit einem Regisseur.

Haben Sie auch das Gegenteil erlebt?

Auf jeden Fall. Man muss sich ja nicht unbedingt lieben, um einen guten Film zu machen. Aber sollte zumindest die gleiche Vision von einer Rolle haben.

Berthauds Debütfilm „Frankie“ war auch Ihr allererstes Filmprojekt.

Es war mein erstes Casting, es war hier in Frankreich bei ihr zu Hause, und ich habe eigentlich nicht für die Hauptrolle vorgesprochen. „Frankie“ war die Geschichte eines Models, und es gab schon eine Schauspielerin dafür. Nachdem wir uns kennengelernt haben, war für Fabienne klar, dass ich das sein sollte. Nur die Produzenten fanden das nicht unbedingt toll.

In „Sky“ geht es ums Reisen, das es leichter macht, Dinge infrage zu stellen. Haben Sie schon einmal so einen Road Trip gemacht?

Klar. Sehr, sehr oft. Überall hin. Chile, Australien, China, Amerika, Frankreich.

Mögen Sie es, wenn die Sicherheit wegfällt?

Das sind meine liebsten Ferien. Fabienne und ich sind gemeinsam mit dem Rucksack durch China gereist. Es war eine Zeit, in der es in ihrem Leben ein bisschen schwierig war, wir hatten das Gefühl, wir müssten mal weg, ohne Cellphone. Es war nicht immer eine einfache Reise, aber wirklich so, wie man sich das vorstellt. Wo man auf sich selbst angewiesen ist und miteinander reden muss und am Ende eine neue Perspektive auf sein eigenes Leben hat.

Auch auf Beziehungen?

Ja. Ich hab auch schon versucht, durch eine schöne Reise etwas zu retten, und dann sitzt man da nebeneinander und will sich nur umbringen.

Gedreht wurde „Sky“ im Amerika der Diners und Wohnwagensiedlungen, und in einem dieser Trailer wohnt Lena Dunham.

Ja, und der Trailer war echt, kein Dekor. Wir durften drinnen drehen, aber da haben Leute gewohnt. Sie sind bestimmt irgendwo im Hintergrund zu sehen. Insofern ist der Film dokumentarisch, es wurde nichts verändert. Wir hätten gar kein Geld dafür gehabt. Wir waren nur 15 Leute im Team.

Kannten Sie Lena Dunham?

Ja, wir haben uns auf einer Party unseres Agenten kennengelernt und sehr gut verstanden. Sie war ein riesiger „The Bridge“-Fan (Serie, in der Kruger spielt, Anm.), und ich liebe „Girls“.

Wie war es dann mit ihr?

Ah, super, die Lena ist genau, wie man sie sich vorstellt. War happy, da zu sein, hat alles akzeptiert, es war wirklich kein Luxus, in irgendeinem Motel für 9,99 Dollar in the middle of nowhere. Genau wie Norman Reedus (der „Walking Dead“-Star spielt den Veteranen). Sie waren da, weil sie die Rollen mochten.

Macht das Schlafen in einem Motel für 9,99 Dollar das Spielen leichter?

Ja, man hat das Gefühl, man spielt gar nicht, weil man auch dort wohnt. Das Zimmer, in dem meine Figur mehr oder weniger vergewaltigt wird, war das Schlafzimmer von Fabienne.

Sie haben schon mit einigen weiblichen Regisseurinnen gedreht, das ist selten.

Ja, ich mag es auch sehr gern. Die weiblichen Rollen sind nuancierter, man spricht klarer miteinander. Man muss nicht um den heißen Brei herumreden wie mit einem Mann, um zu bekommen, was man möchte.

Regisseurinnen haben es bis heute schwer.

Ich weiß nicht, ob es so schwer ist, aber es gibt weniger Möglichkeiten. Das ändert sich mittlerweile auch. Aber dass man Regisseurin werden könnte, wurde Mädchen einfach lang nicht gesagt.

Steckbrief

Diane Kruger wurde 1976 in Niedersachsen geboren. Sie ging als Model nach Paris, fing dort mit Schauspielunterricht an. Bekannt wurde sie als Helena in „Troja“.

2005 war sie in Berthauds Debüt „Frankie“ zu sehen, 2010 in „Barfuß auf Nacktschnecken“.

In „Sky – Der Himmel in mir“ trifft sie auf den Einzelgänger Diego (Norman Reedus). In kleinen Rollen sind Lena Dunham und Krugers Partner, Joshua Jackson, zu sehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2016)

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