Blanchetts Moment der Wahrheit

Australian actress Cate Blanchett, nominated for Best Actress for her role in 'Carol,' throws a kiss as she arrives at the 88th Academy Awards in Hollywood, California
Australian actress Cate Blanchett, nominated for Best Actress for her role in 'Carol,' throws a kiss as she arrives at the 88th Academy Awards in Hollywood, California REUTERS
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Die Australierin ist derzeit im Medienthriller "Truth – Der Moment der Wahrheit" zu sehen. Der "Presse am Sonntag" erzählte sie, wie es war, als sie ihren Filmpartner Robert Redford kennenlernte.

Cate Blanchett ist derzeit in dem Polit- und Medienthriller „Truth – Der Moment der Wahrheit“ als Starjournalistin Mary Mapes zu sehen, die 2004 nachwies, dass der spätere Präsident George W. Bush sich vor dem Einsatz im Vietnam-Krieg drücken konnte. Doch dann zog sie den Kürzeren: Plötzlich ließen ihre Quellen sie im Regen stehen – was einen vermeintlichen Medienskandal auslöste und sie und News-Urgestein Dan Rather – gespielt von Robert Redford – den Kopf kostete. Wir trafen die 47-jährige Cate Blanchett in London.

Cate, Sie offenbaren ein bisher unbekanntes Talent: Sie stricken. Haben Sie das extra für „Truth“ gelernt?

Cate Blanchett: Ja, und ich fürchte, es fällt leider auf, dass ich nicht wirklich meisterlich stricke. Aber die Journalistin Mary Mapes hat wirklich wie der Teufel gestrickt. Es gibt ein paar kuriose Infos über sie: Sie hat zum Beispiel immer ihre Lockenwickler zu ihren Einsätzen mitgenommen, sogar in den Irak, als es dort kein fließend Wasser gab, kaum etwas zu essen und sie praktisch in einem Luftschutzbunker wohnte. Wenn Mary nicht arbeitete, hatte sie immer irgendetwas in den Fingern – Stricknadeln, einen Stickrahmen. Sie hat extrem viel Energie.

Sie müssen mit Filmen von Robert Redford aufgewachsen sein. Ist er für Sie eine filmische Instanz? Welcher seiner Filme hat Ihnen am meisten bedeutet?

Einen Film, den ich immer geliebt habe, war natürlich „Butch Cassidy und Sundance Kid“. Und „Die Unbestechlichen“. Ihn habe ich mir auch noch einmal angeschaut, als klar war, dass ich mit Redford arbeiten würde. An der Highschool habe ich sein Regiedebüt „Eine ganz normale Familie“ gesehen. Robert Redford hat ja immer schon riesigen Einfluss auf die US-Kultur gehabt – wie Jane Fonda. Ich war auch ziemlich nervös, als ich Redford das erste Mal begegnen sollte.

Zuckt man da selbst als Oscar-Preisträgerin noch zusammen und denkt: Oh Gott – der Mann gegenüber ist ja Robert Redford!

Oh ja! Ich versuchte, ziemlich cool zu sein, als wir uns am Set das erste Mal begegnet sind – das war ausgerechnet in der Maske, als ich im Schminksessel lag. Davor habe ich ihn nur einmal live gesehen, das war bei einer Preisverleihung in New York. Er war umgeben von unzähligen Leuten, die zu ihm durch wollten. Genauso wie ich. Daran erinnert er sich bestimmt nicht mehr, ich schon. Ich wusste auch gar nicht, wie ich so eine Legende überhaupt ansprechen soll.

Einfach mit „Bob“?

Bob ist der Name meines Bruders und auch meines Vaters. Der Mann heißt Robert – ich kann ihn doch nicht einfach mit Spitznamen anreden.

Von Robert De Niro spricht man auch nur als „Bob“.

Das wirkt so anmaßend, oder? Ich habe dann beschlossen, ihn einfach mit „Mr.Redford“ anzusprechen. Er hat aber auf jede Anrede reagiert, selbst auf: „Hey du!“ Ich habe zur Sicherheit noch einmal unseren Regisseur nach der Etikette gefragt. Aber dann stellte er sich selbst als Bob Redford vor, dann habe ich mich auch getraut, ihn Bob zu nennen.

Haben Sie auch die echte Mary Mapes kennengelernt?

Ja, als ich ein paar Monate vor Drehbeginn zu Theateraufführungen in New York war, wollte ich Mary gern kennenlernen. Danach ging es wieder zurück nach Australien, dann wäre ich erst zum Drehstart wieder da gewesen. Es war ganz unkompliziert: Am nächsten Tag haben wir uns getroffen. Natürlich ganz stilgerecht im Pierre.

Einer legendären Luxusherberge direkt am Central Park.

Das war damals ihr Stammlokal, wenn sie in New York war. Zweimal haben wir uns getroffen, später habe ich mit ihr aus Australien geskypt.

Wie gehen Sie damit um, wenn Sie etwas lesen, was Sie verletzt oder persönlich angreift? Haben Sie sich früher einmal gegoogelt?

Was für mich gilt, ist: Mit Lobpreisungen kann ich nicht viel anfangen. Da ist mir konstruktive Kritik echt lieber. Gerade wenn man weiß, dass man irgendetwas nicht perfekt hinbekommen hat. Sonst kann ich nur warnen: Am besten googelt man sich nie. Ob die Resultate positiv oder negativ sind: Das bringt einen einfach nicht weiter.

Steckbrief

Cate Blanchett
stammt aus Australien und wurde am 14. Mai 1969 in Melbourne geboren.

Karriere
Blanchett machte nach einem abgebrochenen Studium eine Schauspielausbildung. Über das Theater kam sie zum Film. Der Durchbruch gelang ihr mit dem Streifen „Elizabeth“ (Golden Globe, Oscar-Nominierung).

Erfolge
Oscar als Beste Hauptdarstellerin in „Blue Jasmine“. Oscar als Beste Nebendarstellerin in „Aviator“. Fünf weitere Nominierungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2016)

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