Red-Ribbon-Konzert: Netrebko, Warwick und ein Kardinal

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Internationale Stars und ein überraschender Auftritt von Christoph Schönborn: das Red-Ribbon-Konzert im Burgtheater.

Der Life Ball im Wiener Rathaus ist in diesem Jahr zwar ausgefallen, beim Red Ribbon Celebration Concert im Burgtheater wurde dafür am Freitagabend in kleinerem, aber umso edlerem Ambiente zur Unterstützung im Kampf gegen Aids aufgerufen. Überstrahlt wurde das Konzert von Auftritten der Starsopranistin Anna Netrebko, der Grammy-Gewinnerin Dionne Warwick und einer Rede von Kardinal Christoph Schönborn, der eine Red-Ribbon-Schleife trug und für die Überraschung des Abends sorgte.

Man würde ihn wohl eher bei der Langen Nacht der Kirchen vermuten, meinte er. Und genau dort, bei der Langen Nacht, habe im Vorjahr auch seine Annäherung an Life-Ball-Organisator Gery Keszler ihren Anfang genommen. Freunde hätten Keszler in der Karlskirche gesehen und angesprochen, in der Folge seien Treffen zustande gekommen. „Und plötzlich waren wir nicht mehr ich, der Erzbischof, der Kardinal, und er, der große Macher des Life Ball“, sondern jeder habe seine Geschichte erzählt. Keszler sei jemand, der dort hinschaut, wo es Menschen schlecht geht. „Es gibt Vorurteile, und ich hatte sie“, bekannte Schönborn. Manche habe er weiter, aber inzwischen sehe er „die Geschichte“ der Menschen dahinter. „Auch ich habe Menschen gekannt, die an Aids gestorben sind.“ Er appellierte an die Zuhörer, das Gespräch zu suchen und Vorurteile zu überwinden. Denn: „Ein Mensch ist ein Mensch ist ein Mensch.“

Keszler bedankte sich den Tränen nahe bei „Pater Christoph“. „Heute ist etwas Großartiges geschehen“, meinte er bei seiner abschließenden Rede. Die Nachricht von Schönborns Besuch werde den Vatikan erreichen und in die Welt hinausgehen. „Was heute passiert ist, ist ein Riesensignal im Kampf gegen Aids.“

Die Legende von Orpheus

Eröffnet wurde der Abend von Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP). Bei dem Konzert stand die mythische Figur von Orpheus im Mittelpunkt, der mit seinen Liedern zwar die ganze Welt verzaubern konnte, den Kampf gegen den Tod seiner geliebten Eurydike aber verlor. „Es gibt also auch einen düsteren Aspekt“, sagte Regisseur Alexander Wiegold. Viel Düsternis kam bei dem beeindruckenden Line-up aber nicht auf: Im ersten Teil las etwa Schauspieler Nicholas Ofczarek „Orpheus und Eurydike“ aus den „Metamorphosen“ von Ovid, und Sopranistin Margarita Gritskova sang die Arie „È amore un ladroncello“ aus Mozarts „Così fan tutte“. Die ganz großen Namen folgten im zweiten Teil: Nachdem Marina Rebekka „Casta Diva“ aus der Oper „Norma“ und Thomas Hampson „Per me giunto è il dì supremo“ gesungen sowie Michael Heltau „Der neue Orpheus“ gelesen hatte, stand der Auftritt von Superstar Anna Netrebko auf dem Programm. Die Sopranistin begeisterte das Publikum mit der Arie „Stridono lassù“.

Für internationales Flair sorgte schließlich Grammy-Gewinnerin Dionne Warwick. Die Amerikanerin sang zuerst ihren Hit „I'll Never Love this Way Again“ und dann gemeinsam mit ihrer Enkelin, Cheyenne Elliott, ihren wohl bekanntesten Song „That's What Friends Are For“. Warwicks „enger Freund“, Ex-US-Präsident Bill Clinton, konnte im Gegensatz zu den Vorjahren heuer aufgrund des Wahlkampfs seiner Frau nicht kommen, schickte aber eine Grußbotschaft per Video.

Der Reinerlös des Konzertabends geht wie immer an nationale und internationale HIV/Aids-Hilfsprojekte. 500.000 Euro kamen beim Konzert zusammen. Der nächste Life Ball findet am 10. Juni 2017 statt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.06.2016)

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