Ein Festival als Lebenstraum

(c) Nancy Horowitz
  • Drucken

Pianistin Cornelia Herrmann erfüllte sich einen Traum: In einer alten, frisch renovierten Mühle am Fuschlsee organisiert sie ein Musikfestival.

Schon als kleines Mädchen war Cornelia Herrmann weltweit unterwegs. Asien, Amerika, Europa: Die Pianistin, die aus einer Musikerfamilie stammt, kennt die Konzertsäle aus aller Herren Länder. Doch wenn die Salzburgerin zu Hause ist, dann zieht es sie hinaus in die Natur. Der Fuschlsee ist einer ihrer Lieblingsorte im Salzkammergut. Hier findet die 38-jährige Konzertpianistin Ruhe – und neue Arbeit.

Bei einer Wanderung am Fuschlsee entdeckte die Musikerin vor einigen Jahren die frisch renovierte Hundsmarktmühle. Ein Zauberort, mitten im Grünen, der sie sofort faszinierte. „Ich habe das Gebäude gesehen und mir sofort vorgestellt, dass es da einen schönen Heuboden für ein Konzert geben muss“, erzählt Herrmann. So war es dann auch – und sogar noch viel schöner, als sie sich vorgestellt hatte. Der lichtdurchflutete Raum inspirierte die Musikerin, die seit frühester Jugend auch bei Festivals auftrat.

Auf eigene Faust

„Ich hatte schon lange den Traum, ein eigenes Festival zu machen“, erzählt die Salzburgerin. Mit der Hundsmarktmühle am Fuschlsee hat sie den idealen Ort entdeckt. Unterstützung für ihre Idee von einem Festival klassischer Musik, mitten im Grünen, fand sie beim Kulturverein Hundsmarktmühle und deren Obfrau Anneliese Grubinger. Im Mai 2014 stellte Herrmann ihr erstes, Programm zusammen und lud andere Künstler zum gemeinsamen Musizieren ein. Dabei obligat: der Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ – was sonst in einer Mühle aus dem 16. Jahrhundert.

Die beiden Konzerte waren ausverkauft und gaben für Herrmann den Ausschlag, die Musiktage weiterzuführen. Heuer findet das Musikfest am Fuschlsee zum dritten Mal statt, vom 23. bis 26. Juni. Brahms, Mozart, Beethoven und Hindemith stehen auf dem Programm der vier Konzerte. „Die Mühle ist so etwas wie ein erweitertes Wohnzimmer“, schätzt Herrmann den intimen Rahmen: „Mir geht es darum, Begegnungen zu ermöglichen.“ Deshalb gibt sie bei den Konzerten auch einen Weinempfang, und wenn das Wetter passt, wird im Garten der Mühle gegrillt. Nach den Proben springen die Künstler auch mal in den nahe gelegenen See, um ein paar Runden zu schwimmen.

Ein Herzensprojekt ist Herrmann das Kinderprogramm, das heuer zum zweiten Mal stattfindet. „Am Land gibt es für Kinder nicht viele Möglichkeiten zur Begegnung mit klassischer Musik“, sagt Herrmann, die nicht einfach nur ein paar Tage die alte Mühle bespielen und dann wieder abwesend sein will. Deshalb arbeitet sie mit Gemeinden und Musikschulen zusammen. Heuer stehen Streich- und Blasinstrumente im Zentrum des Kinderprogramms, es wird gemeinsam gesungen und eine Body Percussion einstudiert.

Aufgewachsen ist Herrmann in Koppl bei Salzburg. Die Mutter stammt aus Japan, der Vater aus Deutschland. Beide haben im Mozarteum Orchester in Salzburg gespielt. Für die Tochter war immer klar, dass sie Pianistin werden wollte. 1996 war sie mit 18 Jahren die jüngste Gewinnerin des Bach-Wettbewerbs. Der Komponist zieht sich wie ein roter Faden durch ihr musikalisches Leben. Zu Mozart musste sie ihre Position erst erarbeiten. „Wenn man als Salzburgerin im Ausland Konzerte spielt, wird man immer mit Mozart in Verbindung gebracht. Diese Erwartungshaltung hat mich eher belastet“, erinnert sie sich. Mittlerweile kann sie gut damit umgehen, dass den Salzburgern immer eine besondere Beziehung zu Mozart nachgesagt wird.

Konzert, Yoga und Theater

Die 38-Jährige lebt in Wien und spielt Konzerte in Europa, den USA und Asien. Zum Ausgleich macht sie Yoga, liest oder geht ins Theater. Doch alles mündet immer wieder in die Musik, erzählt Herrmann. Die Musik fordere sie auch, sich als Mensch ständig weiterzuentwickeln. Als nächste musikalische Projekte möchte sie ihre CD-Serie mit Werken von Bach komplettieren und die Mozart-Klavierkonzerte vom Klavier aus leiten und gestalten. Und dann denkt sie schon an das Programm ihres nächsten Festivals in der alten Mühle.

AUF EINEN BLICK

Die Musiktage Hundsmarktmühle am Fuschlsee finden vom 23. Juni bis 26. Juni statt. Neben der Festivalorganisatorin Cornelia Herrmann (Klavier) spielen auch Johannes Hinterholzer (Horn), Mate Bekavac (Klarinette), Sergey Malov (Violine, Viola) und Ditta Rohmann (Violoncello). Auf dem Programm stehen u. a. Werke von Mozart, Beethoven, Brahms, Schumann und Hindemith. Weitere Informationen über die Musiktage im Internet unter der Adresse:

www.musiktagehundsmarktmuehle.com, Kartenreservierung unter 0650/651 1880.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.