Telekom-Austria-Chef: „Veränderung ist immer schmerzhaft“

Alejandro Plater stößt mit seinen Plänen für die Neuausrichtung des Konzerns nicht nur auf Gegenliebe.
Alejandro Plater stößt mit seinen Plänen für die Neuausrichtung des Konzerns nicht nur auf Gegenliebe. (c) REUTERS (LEONHARD FOEGER)
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Konzernchef Alejandro Plater führt die Kritik an ihm auf die strategische Neuausrichtung zurück, die der technologische Fortschritt verlangt. Das Halbjahr verlief recht gut.

Wien. Die Zahlen für das erste Halbjahr sind recht gut, auch wenn es in den Tochtergesellschaften in Bulgarien, Weißrussland, Slowenien und Serbien zum Teil empfindliche Einbußen beim operativen Ergebnis gegeben hat. Aber die Zahlen müssen noch viel besser sein. Und so verpasst Telekom-Austria-Boss Alejandro Plater dem Konzern eine totale Neuausrichtung. Die Telekom sei nicht groß genug, um im Wettbewerb bestehen zu können. „Wenn wir uns nicht rasch ändern, werden wir scheitern – das muss allen bewusst werden, dafür müssen wir kämpfen“, lautet seine unmissverständliche Botschaft.

Der Argentinier, der den Mehrheitseigentümer América Móvil vertritt, räumte am Montag bei der Präsentation der Halbjahreszahlen ein, dass solche Transformationsprozesse schmerzhaft sind. Und daher nicht allen Mitarbeitern gefallen. Was auch die aktuelle Mitarbeiterbefragung widerspiegelt, bei der Plater nicht nur Lob erhielt. Auch die Kritik, der er in letzter Zeit vom Betriebsrat, von Teilen des Aufsichtsrats und der Politik ausgesetzt war, führt Plater auf die von ihm angestrebte strategische Neuausrichtung zurück.

Als Treiber dafür nannte Plater den technologischen Fortschritt, der sich in künstlicher Intelligenz und dem Internet der Dinge manifestiere. „Sie werden schon im Jahr 2025 unser Leben bestimmen, das ist gar nicht so weit.“ Dafür brauche es nicht nur einen neuen „Aktionsplan“, der von den Mitarbeitern mitgetragen werden müsse. Die Telekom erhöht ihre Investitionen auf 341 Mio. Euro, davon fließen 200 Mio. Euro in Österreich. Das betrifft den flächendeckenden Ausbau der Handytechnologie LTE bis Jahresende, den Ausbau des Glasfasernetzes sowie die Digitalisierung. Hierzulande wird ein großes Data-Center errichtet. Das Wachstum müsse „von innen“ kommen, betonte Plater. „Ein bis zwei Prozent sind nicht viel, aber in einer gesättigten Industrie gut.“

Was die Internationalisierung angeht, bleibt América Móvil dabei, die Telekom als Expansionsplattform in Europa zu nützen. Für große Zukäufe generiert die Telekom aber zu wenig Liquidität – nach der Bedienung einer Anleihe von 750 Mio. Euro sind nur 137,3 Mio. Euro in der Kassa. Für eine größere Übernahme würde man mit den Eigentümern eine Kapitalerhöhung diskutieren, sagte Finanzvorstand Siegfried Mayrhofer.

Im ersten Halbjahr fiel der Umsatz um 1,2 Prozent auf 2,04 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging um ein Prozent auf 663,6 Mio. Euro zurück. Netto verdiente die Telekom mit 163,4 Mio. Euro um 4,6 Prozent weniger. Bei geänderter Berichterstattung und Hinzurechnung von Zukäufen fällt der Zahlenvergleich anders aus.

Harsche Kritik an Dividende

An der Börse kamen die Zahlen und die am Freitag bekannt gegebene Vervierfachung der Dividende auf 20 Cent gut an. Die Analysten der UBS meinten, die Zahlen zum zweiten Quartal seien über den Erwartungen gelegen, dies sei vor allem auf Kostensenkungen auf dem heimischen Markt zurückzuführen. Die Telekom-Aktie verteuerte sich in der Spitze um fast vier Prozent.

Ganz anders sieht der Betriebsrat die Dividendenerhöhung: Er wirft den Eigentümern, vor allem der Staatsholding Öbib (28,4 Prozent), „geschäftsschädigende Unternehmenspolitik“ vor. Die Erhöhung sei in der jetzigen Phase verfrüht, kritisiert Zentralbetriebsrat Walter Hotz. Die besseren Ergebnisse beruhten nicht auf Umsatzsteigerungen, sondern auf Einsparungen und Umorganisationen, die „auf dem Rücken der Mitarbeiter“ erfolgten.

Der Druck sei enorm, illustriert Hotz anhand einer Zahl: In Österreich (A1) sei der Personalstand seit dem Jahr 2000 auf nunmehr 9000 Mitarbeiter fast halbiert worden. „Weitere Opfer können nicht mehr verlangt werden.“

Als „fahrlässig und unprofessionell“ bezeichnen die Belegschaftsvertreter, dass die Dividende wieder auf Jahre im Voraus fixiert worden sei, statt sie dem Gewinn gemäß variabel zu halten. Seit 2003 habe die Telekom 2,5 Mrd. Euro Dividende ausgeschüttet. (eid)

AUF EINEN BLICK

Telekom-Austria-Boss Alejandro Plater trimmt den Konzern auf mehr Wettbewerbsfähigkeit. So ein Umbau sei schmerzhaft, räumte er am Montag ein. Damit begründete er auch die Kritik, die zuletzt auf ihn einprasselte. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge bedürften aber auch neuer Strategien.

Imersten Halbjahr setzte die Telekom mit 2,04 Mrd. Euro um 1,2 Prozent weniger um. Das Nettoergebnis fiel um 4,6 Prozent auf 163,4 Mio. Euro. Bulgarien bleibt das größte Sorgenkind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.07.2016)

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