Weiße Weste: Life Ball legt Finanzen offen

Gery Keszler
Gery Keszler(c) Die Presse (Michaela Bruckberger)
  • Drucken

Der Life Ball reagiert auf Vorwürfe, seine Geschäfte seien nicht transparent. Experten bescheinigen eine „ordnungsgemäße Finanzgebarung“.

Der Life Ball lädt zur Pressekonferenz. Nicht wie immer vor dem Ball im Mai, sondern im September. Der Grund: Das Team rund um Ballgründer Gery Keszler will die Vorwürfe, die ein Journalist im Mai auf den Österreich-Seiten der „Zeit" formuliert hat, nicht auf sich sitzen lassen. Vorwürfe, die so lauteten: der hinter dem Ball stehende Verein Aids Life würde seine Geschäfte und die Spendengebarung nicht transparent machen.

Im Life-Ball-Partnerhotel Le Meridien am Ring serviert man am Mittwoch, wenn auch erst vier Monate danach, die Antwort auf die Vorwürfe. Drei Experten geben Auskunft, darunter Rechtsanwalt Arno Brauneis, der ehrenamtliche Rechtsberater des Vereins, Steuerberater und seit 17 Jahren (ebenfalls ehrenamtlicher) Rechnungsprüfer des Vereins, Wolfgang Steirer (Steirer, Mika & Company) - und schließlich Andreas Röthlin, Wirtschaftsprüfer der Steuerberatungskanzlei Hübner & Hübner, der im Mai mit der Sonderprüfung betraut wurde.

"Ordnungsgemäße Finanzgebarung"

Röthlin erledigte den Jahresabschluss 2008, die Prüfung der erhobenen Vorwürfe und der Voraussetzungen für das Spendengütesiegel. Röthlin, der der „Presse" sagt, er habe rund 120 Arbeitsstunden für diese Prüfung aufgewendet (ebenfalls ehrenamtlich), kommt zum Schluss: „Wir konnten eine ordnungsgemäße Finanzgebarung feststellen."

Dafür habe er sich die gesamte Buchhaltung bis in das Jahr 1994 (1993 liegt nicht mehr vor), alle Konten und die Kontrollunterschriften für die Freigabe von Rechnungen angesehen. Anders als bei einer herkömmlichen Rechnungsprüfung musste in diesem Fall eine nach dem Vereinsgesetz durchgeführt werden. Neben der ordnungsgemäßen Gebarung wurde auch geprüft, ob die Gebarung zweckmäßig und sparsam war; ob also Aufwendungen für Dekorationen, Aufbauarbeiten der Bühne, KFZ-Kosten, etc. zweckmäßig und sparsam getätigt wurden.

Kann es sein, dass die vorliegenden Rechnungen absichtlich höher angesetzt wurden, der Differenzbetrag auf diese Weise eingestreift wurde? Röthlin schließt das aus: „Ich habe Stichproben gemacht. Ich habe das Gefühl, man kann darauf vertrauen." Als Beispiel für die Sparsamkeit führt er die für Life-Ball-Mitarbeiter geltenden Richtlinien an. So sind öffentliche Verkehrsmittel statt Taxis zu verwenden. „Das gilt auch für den Vorstand", sagt Röthlin. „Im Falle von Dringlichkeit sieht das natürlich anders aus. Rund um den Life Ball gibt es massig Taxirechnungen, das gebe ich schon zu. Aber während des Jahres ist das Bestreben da, sehr sparsam zu sein."

Dass Keszler und sein Team so sparsam sind, das habe er sich vor seiner Prüfung auch nicht so recht vorstellen können, sagt Röthlin. „Aber man muss bedenken, dass viele Posten von Sponsoren übernommen werden." So bekommen etwa Stargäste „keinen Cent" für ihren Besuch, nur Flüge und Hotels werden bezahlt - und die werden von Sponsoren übernommen. Auch die Firmentelefone der Mitarbeiter bezahlt ein Sponsor. Keszler selbst verdient monatlich 4400 Euro brutto (2600 netto) und erhält keine weiteren Zuwendungen vom Verein und nur einen geringen Spesenersatz.

Seit 1993 wurde ein Reinerlös von 11,8 Mio Euro eingenommen, die Summe aller geleisteten Zuwendungen beträgt 11,1 Mio Euro. 2008 flossen 43 Prozent der Einnahmen in Projektzuwendungen. Die bestehenden Rücklagen in der Höhe von ca. 630.000 Euro, die auf einem Sparbuch geparkt sind, gelten „als eiserne Reserve", erklärt Keszler, „falls der Life Ball einmal ausfällt, können wir zumindest die nationalen Projekte weiterhin sponsern".

Einige von Keszlers engsten Freunden und Helfern sind zur Pressekonferenz gekommen. Keszler wirkt erleichtert, als ihm Klaus Hübner, der Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder, das Spendengütesiegel überreicht. Um dieses habe man bis jetzt nicht angesucht, „weil es viel Aufwand ist. Ab jetzt werden wir uns jemanden suchen, der jedes Jahr die dafür erforderliche Prüfung für uns macht", sagt er. Der Life Ball bekomme zudem seit zwei Jahren auch eine Förderung der Stadt Wien für die öffentlich zugängliche Gratiseröffnung am Rathausplatz in Höhe von 800.000 Euro. „Daher sind wir auch verpflichtet, die Bilanz im Rathaus abzugeben." Er selbst ist vor kurzem als Obmann des Vereins zurückgetreten.

Gegen den „Zeit"-Artikel wolle er nicht klagen, sagt Keszler. Er wisse, dass der Ball immer polarisiert, er „nicht nur Freunde" hat. Er wolle sich auf den nächsten Ball konzentrieren, der „ein Wendepunkt in der internationalen Wahrnehmung des Balls" werde. Erstmals findet das Event nicht im Mai, sondern am 17. Juli statt und bildet die Eröffnung der Welt-Aids-Konferenz in Wien, zu der rund 40.000 Forscher anreisen werden. Wenn nur fünf Prozent der Kongressteilnehmer zum Ball kommen, müsse man viel mehr Platz für die Gäste schaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2009)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.