Schützen, Schnaps und Blasmusik beim Salzburger Schaulaufen

 Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Nationalratspräsidentin Doris Bures mit Schnaps auf dem Domplatz.
Bundeskanzler Christian Kern, Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Nationalratspräsidentin Doris Bures mit Schnaps auf dem Domplatz. (c) APA/NEUMAYR/MMV
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Die Eröffnung ist ein Ritual – für die, die in die Felsenreitschule gehen, und die, die draußen bleiben. Heuer wurde das Ritual verändert.

Es ist ein bisschen anders als sonst: Auf dem Residenzplatz spielt nicht die Militärmusik, sondern die Trachtenmusikkapelle Golling. Statt der Ehrenkompanie des Bundesheeres sind die Historischen Struberschützen Golling vom Festspielhaus zum Residenzplatz marschiert, um die Ehrengäste zu empfangen. Der Grund für die kleine Änderung im sonst sehr traditionellen Protokoll rund um die Eröffnung der Festspiele: Der Empfang mit militärischen Ehren anlässlich des Auftakts des Festivals ist dem Bundespräsidenten vorbehalten. Für Nationalratspräsidentin Doris Bures, die die offizielle Eröffnung in der Felsenreitschule vornimmt, gibt es Schützen und Blasmusik.

Bundespräsident außer Dienst Heinz Fischer und seine Frau Margit – von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler als „First Couple“ begrüßt – sind trotzdem da. Sie spazieren wie eh und je händeschüttelnd an den Schaulustigen vorbei, die in der Hofstallgasse das traditionelle Spalier gebildet haben. „Ich bin jedes Jahr da. Ich schaue, wer kommt und was sie anhaben“, erzählt eine ältere Dame aus Salzburg. Als sie von einem Besucher eine übrige Karte für den Festakt angeboten bekommt, lehnt sie ab. „Ich bin dafür nicht schön genug angezogen.“ Auch ihre Nachbarin bleibt lieber draußen und sieht sich die mehr oder weniger Prominenten vom Straßenrand aus an.

Zum ersten Mal in neuer Funktion dabei: Bundeskanzler Christian Kern. Auf dem Residenzplatz nimmt er tapfer den obligaten Ehrenschnaps der Marketenderinnen, dann spaziert er gemeinsam mit seiner Frau Evelyn, den Regierungskollegen Reinhold Mitterlehner, Thomas Drozda, Andrä Rupprechter, Sophie Karmasin und Harald Mahrer sowie Landeshauptmann Wilfried Haslauer durch die Altstadt zum Festspielhaus. Es ist ein ständiges Händeschütteln, Winken und Stehenbleiben, um ein paar Worte zu wechseln.

Diese Ungezwungenheit macht einen Teil des Charmes des Eröffnungsrituals aus – auch wenn das Polizeiaufgebot im Festspielbezirk angesichts der Attentate in Deutschland und Frankreich sichtlich größer ist als in den Jahren zuvor. Unter den Gästen des Festakts sind auch Erbprinz Alois und Sophie von und zu Liechtenstein, die am Freitag eine Ausstellung mit Meisterwerken ihrer Kunstsammlung im Domquartier eröffnen.

Sowohl für die rote als auch für die schwarze Reichshälfte hat das Salzburger Eröffnungsprogramm schon am Mittwochabend begonnen: Landeshauptmann Wilfried Haslauer hat als Präsident der International Salzburg Association (ISA) zum traditionellen Galadiner ins Schloss Leopoldskron gebeten. Der Aperitif konnte gerade noch auf der Terrasse des Schlosses stattfinden, ehe sich angesichts des herannahenden Sommergewitters alle Gäste ins Innere retteten. Unter den Gästen waren auch Festspielpräsidentin Rabl-Stadler, der künftige Festspielintendant Markus Hinterhäuser, Galerist Thaddaeus Ropac, Opernstar Anna Netrebko, ihr Mann Yusif Eyvazov und die 97-jährige „Mamarazza“ Fürstin Manni Sayn-Wittgenstein-Sayn, die wie immer fleißig fotografierte. Die Wirtschaft war etwa mit Elisabeth Schaeffler, den Media-Markt-Gründern Helga und Ernst Kellerhals sowie Sacher-Chefin Elisabeth Gürtler vertreten.

Ansturm auf den Kanzler

Die SPÖ hatte wenige hundert Meter entfernt die Stiegl-Brauwelt gebucht, um SP-Chef Kern den Genossen zu präsentieren. Mit diesem Ansturm hat die Salzburger SPÖ nicht gerechnet: Mehr als 1000 Menschen wollten den Kanzler sehen. Viel Betrieb im Festspielbezirk gibt es auch in den nächsten Tagen: Am Freitag stehen neben der Premiere von „Così fan tutte“ der Empfang der Salzburger Industriellenvereinigung im M32, die Audi Night und die Verleihung des Österreichischen Staatspreises für europäische Literatur an den polnischen Autor Andrzej Stasiuk auf dem Programm.

Auf einen Blick

Am Donnerstag wurden die Salzburger Festspiele 2016 eröffnet. An 41 Tagen finden 192 Vorstellungen an 14 Spielstätten statt. Die erste Opernpremiere war am Donnerstagabend die Uraufführung von „The Exterminating Angel“ von Thomas Adès.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2016)

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