Skarsgård: "Mir war der Ruhm unheimlich"

Alexander Skarsgård als Tarzan
Alexander Skarsgård als Tarzan(c) Jonathan Olley (Jonathan Olley)
  • Drucken

Er war in Schweden ein Kinderstar, hat Erfahrung als Schauspieler, Model und Regisseur – nun übernimmt Alexander Skarsgård als Tarzan eine der ikonischsten Rollen des Kinos. Den Streifen hält er zwar für ein kommerzielles Projekt, aber auch für künstlerisch integer.

Bisher war er vor allem in Independentfilmen zu sehen – nun übernimmt Alexander Skarsgård als Tarzan eine der ikonischsten Rollen, die das Kino zu bieten hat. Dabei hat der frühere Kinderstar die Schauspielerei mit 13 Jahren schon an den Nagel gehängt.

Sie sind 2014 für eine Charity auf Skiern zum Südpol gefahren, mit Prinz Harry übrigens, nun sind Sie der neue Tarzan – viel mehr lässt sich das nicht mehr steigern.

Alexander Skarsgård: Was für ein deprimierender Gedanke. Ich hoffe, es gibt noch ordentlich zu tun. Ich könnte einmal ins All reisen.

Sie treten in die Fußstapfen von Legenden wie Johnny Weissmüller und Christopher Lambert. Hat Sie das nicht eingeschüchtert?

Ich habe mich natürlich nicht an meinen berühmten Vorbildern orientiert. Dann hätte ich mich gar nicht erst an die Rolle herangetraut. Aber als ich das Drehbuch las, fand ich den neuen Ansatz für den Klassiker sehr spannend.

Was für eine Story wird erzählt?

Ein ziemlich düsterer Ansatz. Es geht um einen Mann, der zehn Jahre zuvor den Dschungel verlassen hat und ein sehr ernsthafter Typ geworden ist. Ein englischer Gentleman, der mit dem Premierminister Tee trinkt . . .

Also Melone statt Lendenschurz?

Tarzans Zeit im Dschungel erschreckt ihn im Nachhinein. Es macht ihm Angst, was für ein Mensch er dort gewesen ist und wozu er damals fähig war. Er hat Angst vor dem Animalischen in sich, das sich wieder den Weg an die Oberfläche bahnt. Das empfand ich als faszinierende Variante des Stoffs. Diese Art von Geschichte machte es mir leicht, bei einem so kommerziellen Projekt mitzumachen. Denn es ist gleichzeitig künstlerisch integer.

Hat es Sie gereizt, sich auch mit Ihrer animalischen Seite auseinanderzusetzen?

Wir sind doch dauernd damit beschäftigt, unsere Instinkte zu zügeln und mit den Regeln einer zivilisierten Gesellschaft in Einklang zu bringen. „Tarzan“ ist natürlich ein großer Actionfilm, aber für mich war er psychologisch hochinteressant.

Sie waren ein Kinderstar – warum haben Sie mit 13 Jahren mit der Schauspielerei aufgehört und später wieder angefangen?

Mir war der Ruhm unheimlich. Jeder hat mich auf der Straße erkannt. Ich habe mir sieben Jahre Zeit genommen, um herauszufinden, was ich aus meinem Leben machen will. Die meisten Teenager sind in dieser Zeit ja mit Selbstfindung beschäftigt. Mit 20 hatte ich aber noch nichts gefunden, worin ich gut bin. Darum bin ich dann doch wieder bei der Schauspielerei gelandet.

Haben Sie auch Rat von Ihrem Vater, Stellan, geholt, als Sie zweifelten, ob die Schauspielerei das Richtige für Sie ist?

Damals spielte mein Vater Theater, arbeitete 16Stunden am Tag und verdiente kaum Geld. Trotzdem liebte er seinen Beruf. Viele seiner Freunde waren talentierte Schauspieler, die ihre Familien von ihrem Job nicht ernähren konnten. Deshalb riet mein Vater mir: „Wenn du Zweifel an der Schauspielerei hast und es für dich andere Optionen gibt, dann mach lieber etwas anderes. Die Schauspielerei kannst du nur machen, wenn du dafür brennst.“

Ist es Ironie, dass Sie nun mehr Aufmerksamkeit bekommen als je zuvor?

Ich gehe jetzt natürlich anders damit um. Als Dreizehnjähriger sind Verwirrtheit und Unsicherheit doch ein Dauerzustand. Als Teenie habe ich fast Zustände gekriegt, wenn ich in der Öffentlichkeit um Autogramme gebeten wurde. Ich mochte kaum mehr rausgehen, das war schon fast paranoid.


Sie leben schon eine Weile in den USA. Gibt es in Hollywood eine schwedische Clique?

Sie meinen, mit Alicia Vikander und so? Ja, wir kennen uns alle. Wir leben fast alle zusammen . . . Mein Freund Björn hat ein Gästehaus. Immer, wenn Alicia in der Stadt ist, wohnt sie da. Ich lebe in New York, wenn ich in L. A. drehe, wohne ich dort auch.

Was halten Sie als Wahlamerikaner von Donald Trump?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es bis zum Äußersten kommt. Und dass mit einem republikanischen Spitzenkandidaten namens Trump die Demokratische Partei nicht haushoch gewinnt. Wenn doch, bin ich zurück in Schweden. Wobei Trump ja dafür berühmt ist, dass er gegen Migration ist, aber dauernd Migrantinnen heiratet.

Steckbrief

Alexander Skarsgård
wurde 1976 in Stockholm geboren. Der Sohn des schwedischen Schauspielers Stellan Skarsgård spielte bisher vor allem in Independentfilmen. Daneben arbeitet er auch als Model, unter anderem als Werbegesicht für einen Duft von Calvin Klein.

Neuer Film: In „Legend of Tarzan“ spielt er Lord Greystoke, der einst als Tarzan im Dschungel lebte und nun wieder zurückkehrt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.07.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.