Für das Berliner Gericht gibt es keine Anhaltspunkte für eine Vergewaltigung. Das Urteil wurde unter Buhrufen verkündet. Lohfink stürmte aus dem Saal.
In einem Prozess um eine angebliche Vergewaltigung hat das deutsche Model Gina-Lisa Lohfink eine Niederlage erlitten. Das Amtsgericht Berlin-Tiergarten verurteilte Lohfink am Montag wegen falscher Verdächtigung zu einer Geldstrafe von 20.000 Euro. Lohfink hatte zwei Männer beschuldigt, sie im Sommer 2012 vergewaltigt zu haben. Für diesen Vorwurf sah das Amtsgericht Berlin-Tiergarten am Montag keine Anhaltspunkte.
Sie habe bewusst gelogen, sagte Richterin Antje Ebner. Der Sex sei einvernehmlich gewesen. Lohfink habe allerdings den Männern signalisiert und gesagt, dass sie beim Sex nicht gefilmt werden wollte. Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert. Der Urteilsspruch wurde mit Buhrufen aus dem Publikum quittiert. Die 29-jährige Lohfink rief nach der Urteilsverkündung: "Das muss ich mir nicht antun." Sie stürmte aus dem Saal und verließ das Gerichtsgebäude. "Das Urteil ist ein Skandal", sagte ihr Verteidiger Burkhard Benecken. Er mache sich jetzt Sorgen um alle Frauen, die eine Vergewaltigung anzeigen wollten.
Staatsanwältin Corinna Gögge sagte in ihrem Plädoyer vor dem Amtsgericht Berlin-Tiergarten, Lohfink habe die Geschichte von der Vergewaltigung "konstruiert", um nach Bekanntwerden von Handyaufnahmen des Geschlechtsverkehrs ihren Ruf zu schützen. "Ich will das gar nicht beschönigen, dass sich beide Männer schäbig verhalten haben," meine die Anklägerin mit Blick auf die widerrechtliche Verbreitung der Handyaufnahmen. Deswegen haben die Männer bereits Geldstrafen erhalten.
"Sie hat gelogen"
"Frau Lohfink ist nicht Opfer einer Sexualstraftat geworden. Sie hat gelogen und Ermittler bewusst in die Irre geführt", sagte Gögge. Das Model sagte in ihren Schlussworten unter Tränen: "Ich bin nicht hier, um berühmt zu werden." Sie werde "das, was die Jungs mir angetan haben, ein Leben lang mit mir rumtragen".
Die damaligen Ermittlungen gegen die beiden Männer wegen der Vergewaltigungs-Anzeige waren von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden. Lohfink, die früher Kandidatin bei der Sendung "Germany's next Topmodel" gewesen war, erhielt daraufhin einen Strafbefehl wegen Falschaussage. Dagegen legte sie Widerspruch ein.
Die als Zeugen geladene Männer im Alter von 28 und 33 Jahren hatten in Befragungen von einvernehmlichem Sex mit Lohfink gesprochen. Der 28-Jährige hatte einen Strafbefehl wegen Verbreitung der Sex-Videos akzeptiert, der andere will noch dagegen vorgehen.
Kein Anhaltspunkt für K.o.-Tropfen
Eine Manipulation mittels K.o.-Tropfen sei auszuschließen, sagte Gögge weiter. Sie berief sich dabei auf ein zuvor vorgetragenes Gutachten eines zum Sachverständigen bestellten Toxikologen. Dieser hatte nach Sichtung der Bilder und Verfolgung des Prozesses gesagt, es gebe "keinen Anhalt für K.o.-Tropfen". Lohfink sei "in allen Sequenzen wach, ansprechbar und orientiert gewesen".
Die im Internet verbreiteten Handyvideos hatten in Deutschland eine Debatte über das Sexualstrafrecht angestoßen. Diese mündete im Juni in eine Gesetzesverschärfung.
(APA/dpa)