Super Constellation: „Zwischen den Flügen wird geflickt“

Breitling Super Constellation
Breitling Super ConstellationTeresa Schaur-Wünsch
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Im Vietnamkrieg hat sie Verletzte transportiert, zwischendurch stand sie einfach in der Wüste: Pilot Ernst Frei über die Breitling Super Constellation, Schweizer Bastler und den Grund, warum der Oldtimer in ein paar Jahren vielleicht nicht mehr fliegen darf.

Beim Start hat man wirklich Feuer gesehen, ist das normal?

Das ist normal, das wird angezündet, wenn wir den Schalter auf Zünden kippen.

Seit wann fliegen Sie die Breitling Super Constellation? Dauert es lange, das zu lernen?

Ich fliege das Flugzeug von Anfang an, seit wir es in Amerika erstanden haben, ich hab es auch über den Atlantik geflogen, das ist jetzt zwölf Jahre her. Die Umschulung war eigentlich sehr kurz und bündig, wir haben dann weiter trainiert. Für uns war das zu wenig, mit dem hohen Anspruchsniveau, das wir in Europa haben. Das dauerte etwa vier, fünf Wochen, bis wir das intus hatten. Aber ausgelernt hat man eigentlich nie. Wir fliegen ja im Jahr nur 80 Stunden, und das ist eigentlich viel zu wenig. Der Mann, der mir das beigebracht hat, hatte 17.000 Flugstunden. Ich hab jetzt insgesamt erst 15.000, aber nur 600 mit der Connie, flieg aber schon seit zwölf Jahren Connie. Aber man lernt immer dazu, und es ist nicht unbedingt ein Nachteil, wenn man nicht zu viel Routine hat. Dass man nichts auswendig macht, sondern immer überlegt: Ah ja, da ist der Schalter. Wir sind immer auf der sicheren Seite.

Teresa Schaur-Wünsch

Machen Sie das hauptberuflich?

Das ist mein Hobby. Mit dem Grounding der Swissair hab ich meinen Job verloren, ich war damals 54, hab eine Frühpensionierung erhalten, jetzt bin ich 69 und fliege immer noch. Das ist ein Traum und ein Hobby, aber ich muss auch sagen, ich arbeite mehr als bei der Swissair: Die ganzen Flugpläne, die Vorbereitung, die Einteilung der Besatzung.

Wie ist die Idee entstanden, das Flugzeug zu kaufen?

Es war eine Handvoll Leute, vielleicht sechs, sieben, aber die Idee kam von Francisco Agullo. Der Verein ist dann gewachsen, und wir haben heute etwas über 4000 Mitglieder, die fliegen. Man muss Mitglied sein, damit man fliegen darf. Das ist aus rechtlichen Gründen so, wir dürfen keinen Kommerz machen.

Wie wird man Super Constellation-Mitglied?

Im Internet, für 120 Euro ist man für ein Jahr lang Mitglied. Dann bekommt man im April ein Programm, was wir alles fliegen, wie etwa letzte Woche nach Salzburg, oder Alpenrundflüge in der Schweiz. Da kann man sich anmelden und bezahlt nur den Selbstkostenpreis. So halten wir das Flugzeug in der Luft. Die Flugmeetings sind dann die Zugabe, dabei kommen dann Zuschauer in den Genuss, das Flugzeug fliegen zu sehen.

Teresa Schaur-Wünsch

Wie viele Leute kommen da, um zuzuschauen?

Wir haben in Paris-Le Bourget jeden Tag hunderttausend. Die kommen nicht nur wegen unserem Flugzeug, aber wir waren der große Star, alles andere waren Düsenjets. Es gibt auch Flugmeetings in der Schweiz, das größte war vor vier Wochen, da hatten wir 40.000 Zuschauer, den ganzen Tag das Flugzeug voll. Aber es macht eben Spaß. Die haben alle glänzende Augen und wenn wir starten, winken sie nach. Es tut gut, auch ohne bezahlt zu werden. Mein Lohn ist, dass ich fliegen darf.

Wie viele Flüge sind das dann pro Jahr?

Vielleicht 50, 60 Flüge. Wir haben kurze, die gehen eine Dreiviertelstunde, das nach Wien waren jetzt fast zwei Stunden. Das leppert sich zusammen zu 80 Stunden im Jahr. Scheint sehr wenig, aber es dauert, bis man zwischen den Flügen alles wieder geflickt hat. Kleine Sachen gibt’s immer. Jeder, der einen Oldtimer hat, weiß genau, dass er stundenmäßig mehr arbeitet, als er fährt.

Wem hat dieses Flugzeug hier ursprünglich gehört?

Das war eine Armeemaschine, 1955 wurde sie der amerikanischen Armee ausgehändigt, dann war sie Transporter. Dann haben sie im Vietnamkrieg damit Verletzte heimgeflogen, da hier waren Pritschen, da war ein Stockwerk hier und ein Stockwerk da, für 40 Verwundete. Dann ist es mal fünf Jahre in der Wüste gestanden, dann hat es jemand gekauft, der damit Sprayflüge gegen Mücken und Käfer gemacht hat, mit einem Riesentank in der Mitte und einer Sprühvorrichtung. Dann stand es wieder in der Wüste. Dann hat es einer in Amerika gekauft und wollte es flugtüchtig machen. Das hat er auch geschafft, aber er hat nie geschafft, es lukrativ zu machen. Wir haben es dann mit fünf Sitzen gekauft, haben noch zum Glück 30 Originalsitze gefunden, und jetzt machen wir seit zwölf Jahren das verrückte Spiel.

Bordmechaniker
BordmechanikerTeresa Schaur-Wünsch

Wie lange wird man mit ihr noch fliegen können?

Es sind verschiedene Dinge, die das beeinträchtigen. Das eine sind Ersatzteile. Davon haben wir genug. Das andere sind Leute. Haben wir auch genug. Geld. Haben wir auch genug. Was mir am meisten Angst macht, sind die Vorschriften von übergeordneten Behörden wie der europäischen Luftfahrtbehörde, die das immer mehr einschränken wollen. Wir fliegen in einer Sonderkategorie, das heißt: historische Flugzeuge. Da kann jedes Land selber bestimmen, was da noch dazugehört. In der Schweiz sind das etwa Leute, die eine Viper oder eine Bücker importieren und selber restaurieren. Und da kommen wir mit einem 50-Tonnen-Flugzeug. Da mussten die alle Vorschriften ändern, aber sie haben es gemacht. Und den europäischen Luftfahrbehörden passt das nicht. Die möchten am liebsten nur zwei Kategorien, privat oder kommerziell.

Und das ginge nicht?

Kommerziell können wir nicht. Da müssten wir Radar haben, Schläuche zum Aussteigen, wir müssten eine schussichere Cockpittüre haben – wir haben gar keine. Und privat dürfen wir auch nicht, privat darf man nur Passagiere mitnehmen, die nichts bezahlen. Aber denke mal, zehn Jahre werden wir noch schaffen. Das Flugzeug ist jetzt 61 Jahre alt, und technisch in einem einwandfreien Zustand. Natürlich kämpfen wir immer. Wir sind jede Woche einen Tag an der Mechanik, auf den Flügeln, in den Motoren, und im Winter wird sechs Monate alles auseinander geschraubt, da ein bisschen Rost, dort hat's was. Es hat immer was. Aber die großen Dinge haben wir gemacht. Korrosion im Flügel, Motoren. Wir fliegen jetzt vier Jahre ohne Motorausfall. Vorher hatten wir jedes Jahr mindestens einen oder zwei. Weil wir immer alte Motoren eingebaut haben. Jetzt haben wir auf Null revidierte. Es gibt noch eine Firma auf der Welt, die das macht. Aber da kostet ein Motor 180.000 Euro.

''Super Connie''

Die Lockheed Super Constellation (Spitzname Super Connie) ist ein viermotoriges Verkehrsflugzeug, das nach Spezifikationen des Milliardärs und Luftfahrtpioniers Howard Hughes konstruiert wurde. Es wurde sowohl für zivile als auch militärische Zwecke genutzt. Als erstes kommerziell erfolgreiches Verkehrsflugzeug mit Druckkabine eröffnete es die Epoche der Transkontinental- und Atlantikflüge. Mit ihrem lang geschwungenen Rumpf, dem dreiteiligen Heck und der delphinartigen Nase gilt die Super Connie als schönstes Flugzeug der Welt. Die Breitling Super Constellation aus dem Jahr 1955 wird von der Schweizer Super Constellation Flyers Association erhalten.

www.superconstellation.org

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